Projekt 08615/01

ECO-Integral: Der offene Standard für betriebliche Umweltinformationssysteme zur Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie

Projektträger

Universität HohenheimInstitut für Betriebswirtschaftslehre
Schloß-Osthof-Nord
70599 Stuttgart
Telefon: 0711/459-3345

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nutzung betriebswirtschaftlicher Standardsoftware für die Aufgaben und Instrumente des betrieblichen Umweltmanagements (Ökobilanzierung, Umweltkostenrechnung, Umwelt-Controlling, Bewertungsverfahren, EMAS, ISO 14.031, umweltrechtliche Steuerung etc.). Damit wird die Effizienz und die Effektivität dieser Instrumente wesentlich erhöht. Die flächendeckende Anwendung der Instrumente führt zu Umweltentlastungen und - durch nennenswerte Kosteneinsparungen im gewerblichen Bereich - zu einer Stärkung des Standortes Deutschland. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung und Evaluierung eines EDV-Modells, das den Anwendern und Softwareanbietern den Einstieg in die Entwicklung eines integrierten Umweltinformationssystems mit dem Schwerpunkt der Managementinformation ermöglicht. Der Umsetzungsaufwand soll dabei möglichst gering gehalten werden um für eine größtmögliche Verbreitung des Instrumentariums zu sorgen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wurden die derzeitigen Informationsversorgungsinstrumente (Ökobilanz, Umweltkostenmanagement, Öko-Controlling, EMAS, ISO 14.031, Umweltrechtliche Berichtsanforderungen etc.) des betrieblichen Umweltmanagements untersucht und in ein einheitliches Konzept der Umweltinformationsversorgung eingebracht. Der idealtypische Ablauf eines Umweltinformationsmanagements wurde als konzeptioneller Rahmen entwickelt. Darauf aufbauend wurde ein formalisiertes Konzept der Umweltinformationsversorgung unter ARIS (Architektur integrierter Informationssysteme) entwickelt. Dabei wurden Datenstrukturen und Prozeßabläufe der einzelnen Instrumente in der Version 0.1 des Referenzmodells beschrieben. Die erste Version wurde in Zusammenarbeit mit 4 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen getestet. Währenddessen wurde das Modell schrittweise weiterentwickelt und ausdifferenziert. Nach Abschluß der Evaluierungsprojekte wurde das Referenzmodell inhaltlich erweitert und auf Konsistenz geprüft. Die Version 1.0 wurde mit entsprechenden Grundlagen ausführlich als Projektbericht dokumentiert.


Ergebnisse und Diskussion

Das Referenzmodell ECO-Integral wurde in der EDV-nahen Sprache ARIS (Architektur Integrierter Informationssysteme) erstellt. Es beschreibt die wichtigsten Instrumente des Umweltmanagements (z.B. Ökobilanz, Umweltkostenrechnung, Umweltkennzahlen, Umweltprogramm, umweltrechtliche Instrumente und Mikro-Makro-Link) und die Anforderungen an eine integrierte Datenbasis. Die Beschreibung ist derart, daß sie von Software-Entwicklern als Erweiterung betriebswirtschaftlicher Softwaresysteme programmiert werden kann. Die Evaluierung in vier Industriefirmen erbrachte, zusätzlich zu detaillierten konzeptionellen Inhalten, folgende Erkenntnisse:
· Das Interesse der beteiligten Unternehmen an einem DV-gestützten integrierten Umweltinformationsmanagement mit Material- und Energieflußbezug ist hoch. Im Mittelpunkt steht dabei die durch das Informationssystem ermöglichte Mengen- und Kostentransparenz für das operative und strategische Management und mögliche Kostensenkungen im Material- und Energiebereich. Der Ansatz des Materialflußmanagements, unterstützt durch die Umweltkostenrechnung (insbesondere Flußkostenrechnung), hat sich als praxistauglich bei hohem ökonomischen und ökologischen Nutzen für Unternehmen erwiesen.
· Für die Umsetzung des integrierten Ansatzes ECO-Integral ist die Unterstützung der Führungsebenen der Bereiche Produktion und Controlling sowie der EDV sicherzustellen. Es sollten jedoch auch das Umweltmanagement und Qualitätssicherung/Arbeitsschutz beteiligt sein. Das Umweltmanagement bzw. die Umweltbeauftragten allein besitzen in vielen Fällen weder die notwendige Sachkompetenz noch die erforderlichen Entscheidungsbefugnisse.
· In den Unternehmen fehlt meist eine durchgängige, konsistente Datenbasis bezogen auf tatsächliche Material- und Energieflußmengen. Insbesondere Rück- und Reststoffflüsse (Produktretouren, Produktionsausschuß, Anfahrausschuß, etc.) sowie deren Zuordnung auf Entstehungsgründe sind in den betrieblichen Informationssystemen nicht abgebildet. Häufig ist aber auch der direkte, d.h. gewollte Materialfluß (z.B. Verpackungsaufwand, Lagerbewegungen, Produktlieferungen, standortübergreifende Lieferverflechtungen, etc.) der Produktherstellung und des Vertriebs unvollständig und fehlerhaft abgebildet.
· Weiterhin sind die Zusammenhänge zwischen Mengen- und Finanzdaten im betrieblichen Informationssystem nicht transparent. Die EDV-Grundlage für ein systematisches Steigern der Materialeffizienz durch Kostenkontrolle ist in vielen Fällen ungenügend. Analysen zeigen hier beträchtliche Mängel und stoßen auf großes Interesse in der Praxis.
· In Unternehmen, in denen Konzept und Umsetzungsweise von ECO-Integral nicht bekannt sind, werden der Nutzen von Umweltinformationssystemen unterschätzt und die Kosten der Umsetzung überbewertet.
Das Ziel der Entwicklung eines umfassenden Refernzmodells wurde damit erreicht. Das Interesse vieler Firmen (Anwender und Softwareproduzenten) beweist die Praxisrelevanz der Ergebnisse.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Referenzmodell ECO-Integral wurde im Projektendbericht an die DBU umfassend dokumentiert. Eine Buchveröffentlichung ist geplant.


Fazit

Insgesamt hat sich in den Firmenprojekten die Grundidee von ECO-Integral bestätigt: Die Umweltmanagement-Instrumente können zwar von den in den Unternehmen bereits vorhandenen Datenbasen teilweise mit erforderlichen Mengen- und Finanzdaten versorgt werden. Gleichwohl müssen die Datenbasen gezielt ergänzt und von Inkonsistenzen bereinigt werden. Um diesen Schritt zu erleichtern, wurde das Referenzmodell so gestaltet, daß keine tiefgreifende Änderungen der bestehenden Systemstrukturen erforderlich sind (insbesondere PPS-Systeme sowie Rechnungswesen). Vielmehr steht die verbesserte Nutzung der schon in den Unternehmen vorhandenen Daten im Vordergrund. Als Fazit der durchgeführten Modellierungsarbeiten und Firmenprojekte läßt sich festhalten:
Der Nutzen des EDV-gestützten, offensiven und material- bzw. energieflußbezogenen Umweltmanagements steht durch ECO-Integral in einem günstigen Verhältnis zum Umsetzungsaufwand. Die Umsetzung erweist sich in vielen Fällen als betriebswirtschaftlich rentabel.
Mit der Entwicklung des Referenzmodells ist der erste Schritt in Richtung einer datenmäßigen, funktionellen und ökonomischen Integration des Umweltmanagements in betriebliche Informationssysteme getan. Bislang liegt jedoch noch keine laufende Software vor, die von den Unternehmen genutzt werden könnte. Pilotprojekte zur Umsetzung des Referenzmodells ECO-Integral stellen deshalb den notwendigen nächsten Schritt zur weiteren Verbreitung eines systematischen Umweltinformationsmanagements dar.

Übersicht

Fördersumme

636.511,35 €

Förderzeitraum

20.11.1995 - 22.09.1998

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation