Projekt 08190/01

Förderschwerpunkt Holz: Demonstration des gesamten Lebensweges einer optimierten Holzbauweise am Beispiel Eine-Welt-Kirche Schneverdingen

Projektträger

Ev.-Luth. Markusgemeinde Schneverdingen
Ernst-Dax-Str. 8
29640 Schneverdingen
Telefon: 05193/4130

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es soll die Anwendbarkeit der Brettstapelbauweise in der norddeutschen Region unter Beurteilung ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte am ausgeführten Objekt überprüft werden. Hierbei spielt der regionale Bezug sowohl bei Material (Verwendung heimischer Hölzer) als auch Arbeitskraft (Ausführung durch regionale, mittelständische Firmen) eine besondere Rolle. Nach Beendigung des Vorhabens soll eine in der Praxis überprüfte Dokumentation erstellt werden, die neben der Vorstellung des Projekts vor allem einen Leitfaden für alle an dieser Bauweise interessierten Fachleute darstellt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPlanung:
Den Leistungsphasen der HOAI entsprechend wurde durch Architekten und Fachplaner die Planung bis zur Leistungsphase 7 (Mitwirkung bei der Vergabe) ausgeführt. Um eventuelle, durch die Fertigung der Brettstapelelemente notwendige Änderungen in die Planung aufzunehmen und den Zimmereien die Kalkulation zu erleichtern, wurden des weiteren Probenagelungen durchgeführt. Zum gleichen Zweck fand eine gemeinsame Exkursion des Architekturbüros und der Zimmereien zu einem Schweizer Holzbauer statt.
Ausführung:
Die notwendigen Holzmengen für die Brettstapelelemente und das Fachwerk wurden eingeschnitten, gesägt und gehobelt, aus optischen Gründen teilweise gefast. In den folgenden Wochen erfolgte in den Zimmereibetrieben der Abbund des Fachwerks und die Vorfertigung der Brettstapelelemente. Vor Ort wurden das Fachwerk als Primärkonstruktion und im Anschluss die Brettstapelelemente für Wände, Decken, Dach und Fassade montiert. Für das erwartete Quell-Schwind-Verhalten der Fassade wurden ent-sprechende Details erarbeitet.


Ergebnisse und Diskussion

Die Vorgabe regionale Firmen mit der Ausführung zu beauftragen, führte zu Angebotspreisen, welche deutlich über den Erwartungen lagen. Aussagen, die die Brettstapelbauweise als einfach und wirtschaftlich darstellen, haben sich für dieses Bauwerk noch nicht bewahrheitet. Dies ist u.a. auch den Umständen zu verdanken, dass bei der Eine-Welt-Kirche die Brettstapel in versetzter Bauweise (Plus-Minus) gebaut und die Fassadenelemente darüber hinaus aus dem schwerer zu bearbeitenden Eichenholz hergestellt wurden. Für Eichenholzbrettstapel fehlten jegliche Vergleichswerte. Darüber hinaus waren einzelne Hölzer bei der Anlieferung verzogen, was einen erhöhten Arbeitsaufwand zum Vorrichten der Stapel erforderlich machte.
Das anstatt der üblichen Fichte verarbeitete Kiefernholz ließ sich problemlos für die inneren Brettstapelbauteile der Kirche (Wände, Decken, Dachelemente) verwenden. Dennoch muss erwähnt werden, dass Importholz in der verwendeten Veredelungsform auf dem freien Markt preisgünstiger zu erhalten ist. In diesem Punkt stehen ökologische und ökonomische Anforderungen im Gegensatz zueinander. Für die Fassade wurde heimisches Eichenholz gewählt. Für eine schadensfreie Fassaden-Konstruktion war die Berücksichtigung des Schwind- und Quellverhaltens von Eichenbrettern erforderlich.
Der verschiedentlich propagierte Einsatz von Seitenware als preisgünstiges Konstruktionsholz für Brettstapel kam bei der Eine-Welt-Kirche nicht in Frage, weil die höheren Toleranzen und die minderwertigere Qualität der Seitenware im Hinblick auf das spätere optische Erscheinungsbild der sichtbar bleibenden Brettstapel nicht in Kauf genommen werden sollten. Schwachholz konnte nur bedingt verwendet werden, da die hierbei kurzen Brettlängen bei den hohen Wandelementen der Kirche wegen der zahlreichen Stöße zu statischen Problemen geführt hätten.
Zu einer kostengünstigen und ökologisch sinnvollen Herstellung der Brettstapel gehört eine möglichst wenig energieaufwendige Holztrocknung. Im Idealfall wird für die Trocknung überhaupt keine künstliche Energie verbraucht sondern es werden lediglich Wind- und Klimaverhältnisse hierzu herangezogen. Allerdings können die Vorteile der reinen Lufttrocknung im feuchten norddeutschen Klima kaum genutzt werden, da Gleichgewichtsfeuchten unter 20% nur schwer zu erzielen sind.
Die Ergebnisse der 2-Komponenten-Heizung, bestehend aus einer WW-Fußbodenheizung und einer Luftheizung, lassen sich noch nicht erörtern. Hier sind Langzeiterfahrungen aus dem Gebrauch notwendig. Gleiches gilt für die Konzepte der natürlichen Lüftung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

1. Buch Eine-Welt-Kirche, Eine-Erde-Altar, ISBN 3.00.006361-7
2. Technische Dokumentation Eine-Welt-Kirche Schneverdingen - Auswertung der Planungs- und Bauphase
3. ständige Ausstellung Vom Baum zum Bauwerk in der Eine-Welt-Kirche Schneverdingen
4. Internetauftritt unter www.Eine-Welt-Kirche.de
5. Präsenz bei Seminaren, z.B. Seminar der ARGE-Holz 28./29.09.00 in Soltau
6. Gebäudeführungen
7. DIN-A4 Informationsblatt als Auslage in der Eine-Welt-Kirche sowie als Briefanlage
8. Veröffentlichungen in Fachzeitschriften (Holzzentralblatt, Informationsblätter der ARGE-Holz etc.)


Fazit

Während Brettstapel als Deckenkonstruktionen weitgehende Marktrelevanz zugestanden werden kann, muss dies für Wände vor allem aus technischen (Schallschutz) und ökonomischen (Kosten) Gründen stark eingeschränkt werden. Einschränkungen hinsichtlich des wirtschaftlichen Einsatzes dieser Konstruktionstechnik gelten auch für Dächer. Im Bereich der Fassaden sind in jedem Falle weitere Untersuchungen erforderlich. Hier liegen noch zu wenig Erfahrungswerte für den sinnvollen Einsatz von Brettstapeln vor (alternative Holzarten; Herstellungsverfahren etc.). Als wichtigstes Teilergebnis erscheint die positive Auswirkung des Plus-Minus-Versatzes der Brettstapel - vor allem im Innenbereich. Hier kann besondere Innovationshöhe vermutet werden. Weitere Untersuchungen in diesem Bereich wären empfehlenswert. Sie sollten genauere Aufschlüsse über mögliche Wirkungseigenschaften der durch den Versatz vergrößerten Holzoberfläche bringen.

Übersicht

Fördersumme

562.754,43 €

Förderzeitraum

05.06.1998 - 05.12.1999

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik