Projekt 07550/01

Entwicklung eines Verfahrens zur Touristischen Umweltbilanzierung in schleswig-holsteinischen Fremdenverkehrsorten

Projektträger

Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT)
Wrangelstr. 16
24105 Kiel
Telefon: 0431/677118

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Touristische Umweltbilanz ist ein Analyse- und Bewertungsverfahren zur Ermittlung der durch touristisches Handeln hervorgerufenen Umwelteinwirkungen in Tourismusorten. Der Erhalt von Natur, Landschaft und regionaler Kultur sowie ihre Weiterentwicklung unter modernen ökologischen und sozialen Gesichtspunkten werden immer wieder als zwingendes Gebot einer vernünftigen Weiterentwicklung des Tourismus gesehen. Vor diesem Hintergrund wird mit der Touristischen Umweltbilanz ein Messinstrument entwickelt, das es den Akteuren in den Orten ermöglicht, selbständig die Auswirkungen des Tourismus sowie getroffener Maßnahmen auf die Umweltsituation in ihrem Ort zu überprüfen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Instrumente für die Durchführung der Touristischen Umweltbilanz wurden ein Erfassungsbogen und ein diesen erläuternder Leitfaden entwickelt. Beide wurden im Rahmen des Projektes einer Überprüfung in acht Modellorten sowie einer auf den Ergebnissen aufbauenden Optimierung unterzogen.
In dem Erfassungsbogen werden - jeweils über die Dauer eines Jahres - zentrale Indikatoren zur Umweltsituation im Tourismusort erfasst. Die Indikatorbereiche sind: Müllaufkommen, Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Flächennutzung, Wasserbelastung und Luftbelastung. Diese übergeordneten Bereiche sind in diverse Einzelindikatoren differenziert. Aus dem Vergleich verschiedener Bilanzjahre können Trends analysiert und Maßnahmenkontrollen durchgeführt werden. Der zum Erfassungsbogen gehörende Leitfaden hilft bei der Anwendung des Verfahrens und unterstützt die Interpretation der Ergebnisse.
Das am Ende der Erprobung entstehende endgültige Verfahren zur Touristischen Umweltbilanz erlaubt Tourismusorten eine komplexe und aussagefähige Beobachtung sowie Analyse ihrer ökologischen Situation vor dem Hintergrund touristischer Aktivitäten erlauben. Gleichzeitig steht ihnen hiermit ein Instrument zur Verfügung, das den Handlungsbedarf in einzelnen Bereichen aufzeigt und bei kontinuierlicher Anwendung eine Erfolgskontrolle der im Rahmen einer Strategie des Sanften Tourismus ergriffenen Maßnahmen ermöglicht.


Ergebnisse und Diskussion

Die Touristische Umweltbilanz ist ein eigenständiges Instrument zum Umweltmonitoring in Tourismusorten. Es liefert für sich angewendet wertvolle Informationen für die Umwelt- und Tourismuspolitik. Damit sind die Projektziele im vorgesehenen Arbeits- und Finanzrahmen realisiert.Der Wert der Touristischen Umweltbilanz geht aber über diese originären Ziele hinaus. So können mit Hilfe der Indikatoren gewonnene Aussagen auch im Tourismusmarketing Verwendung finden (Beispiel: Wasserqualität). Viele Ergebnisse des Verfahrens können weiterführenden Verwendungszwecken dienen. Sie können beispielsweise als Datenbasis in ein kommunales Öko-Audit, in Wettbewerbe oder in die Bewerbung um ökologische Gütesiegel eingehen.
Das mit Projektabschluss vorliegende Verfahren ist bundesweit in Tourismusorten einsetzbar. Die zur Durchführung erforderlichen Instrumente (Erfassungsbogen und Leitfaden) sind in einer Initiative der schleswig-holsteinischen Landesregierung und Tourismusverband Schleswig-Holstein e. V. veröffentlicht worden und können von jedem Tourismusort bezogen werden. Dies geschieht auch bereits.
Entsprechend seiner originären Ziele ist die Touristische Umweltbilanz selbsterklärend, d.h. es kann von den Orten selbständig und ohne externe Beratung angewandt werden. Effekte in Form der Reduzierung negativer Umwelteinflüsse des Tourismus hat die Touristische Umweltbilanz dann, wenn die Orte sowohl intern (Einwohner und Gäste) über die Ergebnisse informieren (Stichwort: Öffentlichkeitsarbeit), als auch von außen angeregt werden, die Ergebnisse für die Tourismus- und Umweltarbeit zu nutzen. Letzteres kann z.B. über Abfragen durch Tourismusverbände oder politische Instanzen geschehen.
Wünschenswert ist aber auch, dass sich die Orte aufgrund der Erkenntnisse aus der Touristischen Umweltbilanz zu Maßnahmen entschließen und diese realisieren. Hierzu brauchen sie Anregungen und Ideen, die ihnen zumindest teilweise wiederum der Leitfaden zum Verfahren liefert. Hilfestellung sollen hier zukünftig aber auch Umweltorganisationen, Verbände und die Politik geben.
Nur einer solchen Kontinuität der Anwendung der Touristischen Umweltbilanz als Diagnoseinstrument sind langfristige Erfolge im Sinne einer Verbesserung der Umweltsituation vor dem Hintergrund touristischer Aktivitäten zu erwarten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits während der laufenden Entwicklung der Touristischen Umweltbilanz wurde über den Fortgang der Arbeiten und Zwischenergebnisse umfangreich berichtet. Das Verfahren wurde in diversen Vorträgen und Diskussionsforen vor Fachleuten aus der Tourismus- wie der Umweltpraxis vorgestellt und erörtert.
Die Fachpresse (zuletzt die Branchenzeitschrift Fremdenverkehrswirtschaft International) hat regelmäßig über die Touristische Umweltbilanz berichtet und auf die jetzt gegebene Verfügbarkeit des Verfahrens für alle Tourismusorte hingewiesen.
Die Instrumente zur Durchführung des Verfahrens (Leitfaden und Erfassungsbogen, letzterer auch auf einer Diskette) können von jedem interessierten Ort beim Tourismusverband Schleswig-Holstein bezogen werden.


Fazit

Die Entwicklung der Touristischen Umweltbilanz ist als erfolgreiches Projekt zu bewerten. Arbeitsprogramm, Laufzeit und Projektförderung erlaubten die Realisierung der in das Projekt gesteckten Ziele. Umweltpolitische Erfolge ergeben sich jetzt aus der Anwendung des Verfahrens.
Bei der aktuellen Planungen eines internationalen Projektes zur Ermittlung von Indikatoren einer nachhaltigen Tourismusentwicklung im Ostseeraum - auf deutscher Seite zeichnet das Umweltbundesamt verantwortlich - spielt die Touristische Umweltbilanz eine zentrale Rolle. Vor-Recherchen haben ergeben, dass es vergleichbare Instrumente in anderen Länder nicht gibt. Zur Zeit wird deshalb die Anwendung der Touristischen Umweltbilanz in Tourismusorten außerhalb Deutschlands geprüft und vorbereitet. Dies be-legt nachhaltig den Sinn und die Bedeutung des Projektes.

Übersicht

Fördersumme

90.703,18 €

Förderzeitraum

01.10.1995 - 13.05.1998

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik