Projekt 05978/01

Aufbau des Arbeitsbereiches Elektrorecycling

Projektträger

Lebenshilfe Oder-Neisse Werkstätten e. V.
Ringstr. 7
15890 Eisenhüttenstadt
Telefon: 03364/71126

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es soll eine Demontagelinie für das manuelle Zerlegen von Elektronik-Altgeräten installiert werden, die die Arbeitsbedingungen der behinderten Mitarbeiter entschieden verbessert und effektiviert und gleichzeitig allen umweltrelevanten Gesichtspunkten bei diesen Tätigkeiten Rechnung trägt.
Das Demontagesystem mit 12 Arbeitsplätzen erfüllt alle geforderten Qualitäts- und Umweltaspekte (z.B. TÜV-GS-Zeichen, CE-Zeichen, BIA-Filter für Absauganlage usw.) und entspricht den gültigen Vorschriften bzw. Sicherheitsvorschriften.
Beginnend mit der Geräteanlieferung bis hin zum Abtransport der recyclinggerecht demontierten Bauteile sind alle wichtigen Aspekte des Materialflußes, der Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitssicherheit berücksichtigt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie zu demontierenden Altgeräte werden im Aufgabenbereich der Demontagelinie in Gitterboxen, auf Paletten oder geordnet mit einem Gerätewagen bereitgestellt.
Zur Erleichterung der Geräteaufgabe dient ein Scherenhubtisch, welcher auch für die Grobfraktionierung von Großgeräten genutzt werden kann.
Nach Entfernung von Gehäuse bzw. Rückwand erfolgt in der geschlossenen Reinigungskabine die gründliche Entstaubung des Gerätes oder der Baugruppe bei gleichzeitiger Staubabsaugung, sowie bei Bildschirmgeräten vorab die Belüftung der Bildröhre.
Nach diesem Arbeitsschritt wird das Gerät mittels des Werkstückträgers auf der Rollenbahn zu den Fraktionier-Werkbänken geschoben. Werden in Altgeräten schadstoffhaltige Bauteile wie z.B. Quecksilber vermutet, welche bei Beschädigung des Bauteilgehäuses unkontrolliert am Arbeitsplatz austreten könnten, so werden diese Altgeräte an einem Schadstoff-Arbeitsplatz zerlegt. Der Schadstoff-Arbeitsplatz ist mit einer auf der Tischplatte befestigten Edelstahlwanne ausgestattet, so daß bei Austreten von schadstoffhaltigen Stoffen (Flüssigkeiten) diese zunächst kontrolliert in der Wanne erfaßt sind und z. B. bei Quecksilber mit dem Absorptionsset sicher entfernt werden können.
An Fraktionier-Werkbänken werden die Altgeräte mit entsprechenden Werkzeugen in Grobfraktionen zerlegt. Das bedeutet beispielhaft für Fernsehgeräte das Entfernen des Gehäuses, der Bildröhre und das Ablegen weiterzufraktionierender Bauteile in einem seitlich auf der Rollenbahn bereitgestellten Kunststoffkasten.
Die Gehäuseteile und Bildröhren werden direkt in Gitterboxen oder entsprechenden Containern abgelegt, welche unmittelbar im Arbeitsplatzbereich plaziert sind. Die weiterzufraktionierenden Bauteile gelangen mittels der Wagen zu den nachfolgenden Feinfraktionier-Arbeitsplatz.
Recyclinggerecht demontierte Bauteile werden geordnet und getrennt in entsprechende Behältnisse am Arbeitsplatz abgelegt.
Die Abnahme von entsorgungspflichtigen sowie recyclingfähigen Reststoffen über zertifizierte Verwerter/ Entsorger ist jederzeit gewährleistet.


Ergebnisse und Diskussion

Am 26.05.97 konnte in der Einrichtung die vorgesehene moderne Recyclinganlage für Elektro- und Elektronik-Altgeräte in Betrieb genommen werden.
In Vorbereitung dessen wurde vor allem durch Einbeziehung der Gemeinnützigen Auftragsbeschaffungs- und Vertriebsgesellschaft der Werkstätten für Behinderte im Land Brandenburg (GAV) die Zerlegetiefe der Altgeräte auf die technisch und ökonomisch bedingten Verwertungsmöglichkeiten und auf Schadstoffaspekte abgestimmt und die Anlagenkonfiguration und der geeignetste Anbieter ausgewählt.
Vor allem aus Eigenmitteln innerhalb des Gesamtfinanzierungskonzeptes wurde der entsprechende Werkstättenbereich hierfür in Übereinstimmung mit den baurechtlichen und umweltrechtlichen Bestimmungen so modernisiert, daß den Anforderungen an eine sachgerechte Zerlegung ohne unkontrollierte Schadstofffreisetzung und Gefährdung der Mitarbeiter und Dritter entsprochen wird.
In diesem Zusammenhang wurde ein Konzept für die Erfassung, Getrennthaltung, Behandlung und Entsorgung nicht verwertbarer Reststoffe und Schadstoffe erarbeitet. Mit dem kapselbaren Schadstoff-Arbeitsplatz ist eine sorgfältige händische Entfernung von Problembauteilen möglich, wobei auch bei Beschädigungen die Risiken für Umwelt und Mitarbeiter minimiert werden. Mit dem mehrstufigen Zerlege- und Sortierkonzept ist bei hoher Flexibilität auch im Personaleinsatz eine den Vermarktungsmöglichkeiten angepaßte weitgehende Wertstofffraktionierung möglich. So konnte neben Eisen- und Buntmetallen z. B. auch zurückgewonnenes Silber vermarktet werden.
In das Gesamtprojekt wurde von vornherein das Institut für Neuwertwirtschaft (IFN) mit einbezogen. Eine erste Bestandsanalyse (Umweltschutzberatung) wurde durchgeführt. Für ein geplantes Öko-Audit wurde ein Förderantrag bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg gestellt. Ebenfalls zur Vorbereitung auf das angestrebte Öko-Audit für diesen Standort soll das IFN herangezogen werden.
Seitens der GAV wird auch in Zukunft angestrebt, eine noch größere Anzahl von Behindertenwerkstätten in die Logistik der Altgerätezuführung und fachgerechten Demontage einzubinden, um ein ortsnahes und flächendeckendes Entsorgungsnetz für Elektronik-Altgeräte im Land Brandenburg in Zusammenarbeit der Werkstätten für Behinderte (WfB) mit Kommunen, Gewerbe und anderen Unternehmen zu schaffen.
Durch verstärkte Auftragsakquise, auch unter Einbeziehung der GAV, konnte der Arbeitsbereich Elektronik-Schrott-Recycling für den Gesamtbereich wirtschaftliche Ergebnisse erreichen.
Verlauf und Ergebnisse des Projektes werden dokumentiert und die Förderung des Projektes durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in der Öffentlichkeit publik gemacht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Festschrift zum fünfjährigen Bestehen der Lebenshilfe Oder-Neiße-Werkstätten e.V., Januar 97
- Artikel in der örtlichen Presse zur Inbetriebnahme der Anlage am 26.05.97
- Darstellung der Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt an der Anlage selbst
- Hinweis auf die erfolgte Förderung in persönlichen Gesprächen mit Partnern und Geschäftskunden sowie bei Besuchen in unserer Einrichtung vor Ort und innerhalb der Landesarbeitsgemeinschaft WfB
- Bereitschaft des Bewilligungsempfängers zur Einbringung in vorgesehene Sonderpublikationen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt


Fazit

Durch die Förderung seitens der Deutschen Bundesstiftung Umwelt können die Mitarbeiter der Einrichtung im Bereich der umweltfreundlichen Recyclingverfahren für Elektro- und Elektronik-Altgeräte einen spürbar positiven Beitrag leisten. Dabei konnten die Arbeitsbedingungen für 12 behinderte Mitarbeiter ganz entscheidend verbessert werden. Umweltbelangen wird besonders Rechnung getragen.
Darüber hinaus wurde mit dem Antrag an die Investitionsbank des Landes Brandenburg zur Förderung der Durchführung eines Öko-Audits für diesen Standort und Arbeitsbereich ein weiterführender zukunftsorientierter Schritt getan.

Übersicht

Fördersumme

49.595,31 €

Förderzeitraum

23.12.1994 - 02.04.1998

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik