Projekt 04859/01

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Neue Hütte an der Pöhla/Sachsen

Projektträger

Firma Johann Kaiser
94342 Straßkirchen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Neue Hütte an der Pöhla unter möglichst umweltgerechten Gesichtspunkten. Dabei sollen nicht nur Faktoren der Wirtschaftlichkeit sondern besonders auch der Ökologie berücksichtigt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Bauarbeiten begannen im Mai 1994 mit dem Bodenaushub für das Turbinenhaus mit umfangreichen Sprengarbeiten wegen des anstehenden massiven Felsens. Die Beton- und Baumeisterarbeiten wurden an eine ortsansässige Firma vergeben und von dieser im Zeitraum von zwölf Wochen von Juli bis Oktober ausgeführt.
Ende Juli begannen die Arbeiten an der Trasse der Druckrohrleitung und der Freifluterleitung. Mit einem Zeitaufwand von ca. vier Wochen erfolgten die Betonarbeiten am Einlaufbecken und der Rechenanlage Ende Juli bis Anfang August. Zeitgleich wurde die 450 m lange Druckrohrleitung aus Stahl verlegt und verschweißt und parallel dazu die Freifluterleitung aus Betonrohren. Die Druckleitungen und das Einlaufbauwerk waren Ende August 1994 rohbaufertig.
Die Arbeiten am Betriebsgraben begannen ebenfalls im Juli 1994 mit der Räumung des Grabens und der Fertigstellung des vorgesehenen Profils zum Einlegen der Dichtungsfolie bis Mitte September. Nach der Verlegung und Verschweißung der Folie gegen Ende September erfolgte das Bedecken der Folie mit Mineralgestein und die Fertigstellung der Erdarbeiten im Geländeumfeld. Die Verlegung der 250 m langen Freispiegelleitung vom Wehr bis zur ersten Wegkreuzung erfolgte ebenfalls in dieser Zeit.
Von Ende Oktober bis Anfang November wurden Restarbeiten am Wehr durchgeführt und bis Mitte Dezember die Erdarbeiten fertiggestellt.
Die Montage der Turbinenanlage begann Ende November. Mit ihr wurden zeitgleich die Elektroarbeiten und die Installation des Rechenreinigers durchgeführt, so daß Ende Dezember ein erster Probebetrieb der Anlage durchgeführt werden konnte. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Die abschließende Abnahme durch das EVU erfolgte Anfang Januar 1995. Seitdem liefert die Anlage Strom ins Netz.
Von April bis Mai 1995 wurden die Feinplanie und andere Restarbeiten im Bereich des Betriebsgrabens und der Trasse der Druckleitung beendet. Ebenfalls im Frühjahr 1995, nach Ende der Frostperiode, wurde die Fischtreppe am Wehr errichtet.


Ergebnisse und Diskussion

Die Wasserkraftanlage Neue Hütte an der Pöhla geht bereits auf das Jahr 1887 zurück. Sie diente früher zum mechanischen Antrieb der Holzschleiferei einer Papierfabrik. Mit der Schließung der Papierfabrik erfolgte die Stillegung der Anlage in den vierziger Jahren. Der ehemalige Mühlgraben wurde trockengelegt und verfüllt. Im Laufe der Zeit verkam der Graben immer mehr zum Abladeplatz für Unrat und Müll. Die Anlage war dem Verfall preisgegeben.
Während des damaligen Betriebes erfolgte die Wasserausleitung über ein Wehr mit einem beweglichen Klappenaufsatz. Der Einlauf in den Betriebsgraben konnte mit einem hölzernen Schütz verschlossen werden. Über einen rund 1200 m langen Kanal wurde das Wasser am rechten Talrand dem Wasserschloß zugeführt. Dort begann der Kraftabstieg in einer unterirdisch verlegten stählernen Druckrohrleitung zum Krafthaus. Ein ca. 300 m langer überdeckter Freispiegelkanal führte das Wasser wieder in die Pöhla zurück.
Die noch vorhandenen Anlagenteile befinden sich in einem solch desolaten Zustand, daß ein kompletter Neubau der wichtigsten Anlagenteile erforderlich ist. Eine Sanierung kommt nicht mehr in Frage. Das Ingenieurbüro Hans Kellner entwarf die Pläne für die Reaktivierung in Zusammenarbeit mit dem Gutachtergremium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Im wesentlichen wurde die Anlage nach den Gegebenheiten der früheren Wasserkraftanlage rekonstruiert. Der Wehrbereich wird komplett neu gestaltet und mit einer Fischaufstiegsmöglichkeit ausgestattet. Die Wasserentnahme erfolgt jetzt über eine Sohlentnahme in Form des Tiroler Wehres über einen Grundrechen. Der Betriebsgraben wurde ebenfalls grundlegend saniert. Durch Zukauf der anliegenden Grundstücke konnte das vorhandene gemauerte Rechteckgerinne in ein naturnäheres Profil mit deutlich geringerer Strömungsgeschwindigkeit umgewan-delt werden. Das Wasserschloß wird an der gleichen Stelle wie früher errichtet. Der Krafthausanbau an die alte Papierfabrik ist nicht mehr sanierungsfähig. Ein Neubau des Krafthauses war deshalb erforderlich. Das Betriebsgebäude wird aus Platz- und hydraulischen Gründen von dem ehemaligen Betriebsgelände weg näher an die Pöhla verlegt, um den langen Unterwasserkanal einzusparen. Dadurch wurde auch eine neue Trassenführung für die um 200 m verlängerte Druckrohrleitung und den Freischuß erforderlich.
Mit der Reaktivierung der Anlage und der damit einhergegangenen Modernisierung der Anlagentechnik ist ein sehr schönes Gesamtensemble entstanden, das die Vorteile der ressourcenschonenden Wasserkraftnutzung bei gleichzeitig möglichst geringer Beeinträchtigung der Umwelt demonstriert. Bei einer Ausbauleistung von 468 kW und einer durchschnittlichen Jahresenergieerzeugung von 1.750 MWh erreicht die Anlage eine jährliche CO2-Einsparung von rund 1.400 t.
Die Verbindung der durch das Wehr getrennten Biotope über eine Fischtreppe stellt eine deutliche Aufwertung dar. Am Krafthaus selbst ist die Errichtung einer Fischaufstiegsmöglichkeit wegen der sehr großen Höhendifferenz von 42 m nur sehr schwer möglich. Wanderwillige Fische meiden dunkle Kanäle. Deswegen ist nicht zu erwarten, daß der Untergraben als Sackgasse wirkt, da die Fische in den Graben trotz höherer Strömung nicht einschwimmen. Die Anlage kann als Beispiel für eine gute Gestaltung der Durchgängigkeit dienen. Die Neugestaltung des Mühlgrabens, sowie die Einrichtung von Fischunterständen und Stillwasserzonen verbessern dieses Bild weiter. Insgesamt ergibt sich ein sehr positives Bild der gesamten Anlage. Ebenso ist die Restwasserproblematik hier unter der Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten sehr gut gelöst. Der optische Eindruck der Ausleitungsstrecke läßt keine Beeinträchtigung der Biozönose vermuten.


Fazit

Hier ist eine Wasserkraftanlage entstanden, die beispielhaft aufzeigt, wie mit Engagement und Phantasie eine Anlage geschaffen werden kann, die sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Ansprüchen gerecht wird. Es wird hierdurch gezeigt, daß umweltgerechte Wasserkraftnutzung durchaus möglich ist.

Übersicht

Fördersumme

178.952,16 €

Förderzeitraum

11.05.1994 - 06.07.1999

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik