Projekt 04847/01

Regionalkonferenzen: Die Strategie einer umweltschonenden wirtschaftlichen Entwicklung entlang der Elbe

Projektträger

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland(BUND) e. V.Landesverband Niedersachsen
Postfach 11 06
30011 Hannover
Telefon: 0511/96569-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Regionen mit hohen ökologischen Potentialen und geringer wirtschaftlicher Entwicklungsfähigkeit sollen Impulse zur eigenständigen Regionalentwicklung gegeben werden.
Ziel dieses Projektes ist es, eigenständige Regionalentwicklung durch den BUND als Initiator in drei Regionen entlang der Elbe zu verankern und zusammen mit den Akteuren Leitbilder und ein Motto zu entwickeln, um darauf aufbauend Handlungskonzepte zu entwerfen. Aus der möglichen Vielfalt konkreter Projekte sind realisierbare Möglichkeiten identifiziert worden. Durch eine zügige Realisierung erster Einzelprojekte aus dem Gesamtrahmen sollen nun erste Erfolge sichtbar werden und weitere Interessierte für den Prozeß der eigenständigen Regionalentwicklung gewonnen werden. Mit Regionalkonferenzen am Ende dieser Projektphase wurde ein zeitlicher Kristallisationspunkt für die Arbeit geschaffen und das Ziel einer öffentlichen Diskussion über die Ergebnisse erreicht.
Das Vorhaben möchte die regionalen Identitäten der Regionen wieder wecken oder neu entwickeln und so durch neu gewonnenes Selbstbewußtsein die Eigenverantwortlichkeit der Region stärken.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls erster Arbeitsschritt wurde eine Literaturauswertung der Veröffentlichungen deutschsprachiger Projekte und Beispielregionen durchgeführt, um Erfahrungen und beispielhaftes Vorgehen anderer Regionen nutzbar zu machen. Eine projektübergreifende Steuerungsgruppe aus Projektleitung, beratenden Hochschulen und Akteuren der Modellregionen, hatte die interdisziplinäre Aufgabe, den fachlichen, methodischen und organisatorischen Zusammenhalt zwischen den ausgewählten Modellregionen sowie deren fachlichen Erfahrungsaustausch zu sichern. Die Steuerungsgruppe tagte alle zwei Monate.
Die zur Bestimmung der drei Modellregionen entwickelten Kriterien der Regionsauswahl und -abgrenzung wurden hier und in den Regionen diskutiert.
Für die einzelnen Regionen wurden zusammen mit den regionalen Arbeitsgruppen, auf die Region abgestimmte Arbeitsweisen und methodische Vorgehensweisen entwickelt. In den Regionen waren die regionalen Arbeitsgruppentreffen das zentrale Arbeitsinstrument. In diesen, als Vorkonferenzen bezeichneten Treffen wurde alle Arbeitsschritte und fachlichen Inhalte (in Form einer Stärken-Schwächen-Analyse) kritisch diskutiert. Die regionalen Arbeitsgruppen hatten das Ziel, Leitbilder und Motti für die Region zu entwerfen, die die Grundlage einer umfassenden Gesamtstrategie für die langfristige Erhaltung und Verbesserung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen in der Region darstellen.
Alle Sitzungen wurden in moderierter Form durchgeführt und haben so zu einer neuen Kommunikations- und Streitkultur in den Regionen beigetragen.
Die Arbeitsergebnisse und der Arbeitsprozeß wurden erst in der Regionalkonferenz öffentlich präsentiert, da die Mitglieder der regionalen Arbeitsgruppen übereinstimmend der Auffassung waren, nur mit vorzeigbaren und motivierenden Ergebnissen das Interesse an der Mitgestaltung einer eigenständi-gen Regionalentwicklung wecken zu können. Dieses Vorgehen hat sich als sinnvoll herausgestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Das Vorhaben konnte in zwei der drei gewählten Modellregionen in der ersten Projektphase erfolgreich abgeschlossen werden. Der BUND hat als Initiator und Impulsgeber erreicht, daß durch die Vorüberlegungen zukunftsfähige Entwicklungen auf regionaler Ebene konkretisiert und Leitbildvorstellungen sowie zukunftsweisende Projekte entwickelt wurden. Durch rahmensetzende Leitbilder, die in den jeweiligen Regionen verankert werden konnten, wurde es möglich, die denkbaren regionalen Projekte auf wenige umsetzbare Beispiele zu reduzieren und somit machbare Lösungen zu finden. Die Leitbilder sichern, daß diese Projekte insgesamt den Anforderungen einer umweltschonenden wirtschaftlichen Entwicklung folgen und die Kriterien der eigenständigen Regionalentwicklung erfüllen. Diese schon in kurzer Zeit (Projektzeitraum zehn Monate) erreichten Erfolge, stärken das Selbstbewußtsein der regionalen Akteure. Eine neue oder wiedergewonnene "regionale Identität" läßt für die folgende zweite Projektphase erwarten, daß die eigenständige Regionalentwicklung zu einem sich selbst tragenden Prozeß wird.
Als Bedingungen, die eine solche erfolgreiche Arbeit stabilisieren, seien hier benannt:
1. Es ist eine Gesamtkonzeption für die jeweilige Region zu erarbeiten, die Leitbilder, Motto und Projekte benennt und ein Handlungskonzept enthält. Die Vernetzung mit vorhanden Strukturen und den zu realisierenden Projekten muß hergestellt werden.
2. Die Gesamtkonzeption ist durch die regionalen Akteure zu erarbeiten, wobei die Unterstützung und Anregungen von außen genutzt werden können (BUND als Initiator, Universitäten als Berater, positive Beispiele anderer Regionen).
3. Die regionalen Akteure müssen bereit sein, Zeit, Ideen und Initiative in den Prozeß der eigenständigen Regionalentwicklung zu investieren und die Bereitschaft mitbringen an gemeinsamen und konsensfähigen Überlegungen weiterzuarbeiten.
4. Die Akteure der regionalen Arbeitsgruppe sollten in der Region bekannt und verankert sein, dies stärkt die Akzeptanz der Arbeit und kann in einer folgenden zweiten Projektphase die Verbreitung und Verankerung der Ideen in der Region unterstützen.
5. Die entwickelten Überlegungen sollten in der Regel in die existierenden Planungsabsichten der Region eingefügt werden und den zuständigen Stellen und Institutionen vorgestellt werden.
6. Die Begleitung und Beratung des Prozesses der eigenständigen Regionalentwicklung ist für die Ergebnisse der Arbeit entscheidend. Voraussetzung dafür ist, daß der Impulsgeber in der Region anerkannt ist, und ihm konsensfähiges, positives Agieren zugestanden wird. Ohne diese regionale Akzeptanz ist die Durchführung eigenständiger Regionalentwicklung nicht möglich (vgl. Scheitern in der Modellregion 3).
7. Zwischen den alten und neuen Bundesländern besteht ein Unterschied im Umgang mit Verwaltungen und Behörden. Während den regionalen Akteuren in den neuen Bundesländern eine frühzeitige Zusammenarbeit und Information der Verwaltungen und Ämter wichtig war, lag in den alten Ländern eher Skepsis vor, ob eine solche Zusammenarbeit produktiv sein würde.
8. Für die Akteure in den Regionen ist es wichtig einer interessierten Öffentlichkeit vorzeigbare Ergebnisse zu präsentieren, um damit für die weitere Arbeit zu motivieren. Dies schloß eine offensive Öffentlichkeitsarbeit in der ersten Projektphase aus.
9. Regionalkonferenzen sind sich aus verschiedenen Gründen wichtige Kristallisationspunkte. Durch die Regionalkonferenzen kann ein überschaubarer Zeithorizont für den Arbeitsprozeß abgesteckt werden, in dem Ergebnisse erzielt werden soll und auf den ergebnisorientiert hingearbeitet wird.
10.Die fachliche und strukturelle Arbeit im Rahmen der eigenständigen Regionalentwicklung wird durch Inputs "von außen" und durch eine wissenschaftliche Begleitung und Beratung der Hochschulen gefördert.
11.Die Umsetzung der entwickelten Konzepte und Projektideen muß in einer zweiten Projektphase erfolgen. Dafür ist breite Unterstützung aus der Region zu gewinnen.
12. Auch zu Beginn einer zweiten Projektphase ist die Beratung und Betreuung in der Region für den Erfolg der eigenständigen Regionalentwicklung unerläßlich. Regionalberater, die Kenntnisse über die Region besitzen, Kontakte nach außen knüpfen können, Finanzierungskonzepte erstellen und Fördermittel nutzen, sollen der regionalen Arbeitsgruppe beigeordnet werden. Da die Umsetzungsphase einen wesentlich längeren Zeitraum in Anspruch nehmen wird als der Anschub und Impuls, scheint die Einrichtung von "Regionalbüros" oder Beratungsbüros sinnvoll.
Für alle drei Regionen sind Projekte erarbeitet worden, deren Umsetzung in der nun folgenden Stabilisierungsphase der eigenständigen Regionalentwicklung erfolgen soll. Die Zielsetzungen und die bereits vorhandenen Realisierungsüberlegungen werden nachfolgend für die drei Regionen dargestellt.

PROJEKTÜBERLEGUNGEN FÜR DIE REGION I: LAND KEHDINGEN:

Projekt 1: Die Außendarstellung des Landes Kehdingen und seine innere Orientierung

Durch die Darstellung Kehdingens und die Zusammenarbeit in Kehdingen werden nicht nur den Umgang mit den Angeboten des Fremdenverkehrs und der Naherholung bestimmt. Einen nicht exakt quantifizierbaren Einfluß haben Bekanntheit und Kooperation als weiche Standortfaktoren auf alle wirtschaftlichen Sektoren (Gewerbe und Industrie, Landwirtschaft) und auf das soziale Gefüge der Region (Verhinderung der Abwanderung von Arbeitskräften, Stärkung der Wertschöpfung in der Region). Daher wird der Präsentation nach außen und der Kooperation innerhalb der Region hohe Bedeutung beigemessen. Die regionale Arbeitsgruppe wird als ersten Schritt in Zusammenarbeit mit den lokalen Fremdenverkehrsverbänden das Motto für das Land Kehdingen auf allen Werbematerialien für Kehdingen aufnehmen. Mit den Organisationen der Landwirte wird im Rahmen der weiterzuführenden Diskussion über die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte dies ebenfalls aufgenommen werden. Die regionale Arbeitsgruppe beabsichtigt bei der Fortführung der eigenständigen Regionalentwicklung einen Workshop durchzuführen, der weitere regionale Akteure in die Entwicklung eines gemeinsamen Markennamens "Land Kehdingen" einbezieht und so die regionale Identität stärkt, damit alle wirtschaftlichen und sozialen Gruppen der Region längerfristig durch ein gemeinsames Auftreten nach außen und innen ihre regionale Zusammengehörigekeit leben.

Projekt 2: Fahrradland Kehdingen - Service und Erholung

Kehdingen bietet ideale Voraussetzungen für Fahrradtourismus, wenn die landschaftlichen Schönheiten und die Stärken von Gewerbe und Handwerk der Region miteinander verbunden werden. Für den Fremdenverkehr und die Naherholung sind "Fahrrad-Führungen", "Fahrrad-Transport und sonstige Serviceangebote", "Touren- und Wegebeschreibungen" und ein "vernetztes Verkehrssystem" wichtige Bedingungen. Eine "Anbindung an den ÖPNV", vor allem mit einem Anschluß an das Ballungszentrum Hamburg ist zu schaffen.
Zu den Stärken der Region zählt, daß thematische Fahrradtouren zu attraktiven und spannenden Ausflugszielen führen können (beispielsweise Kirchen oder Denkmäler, Ab-Hof-Verkauf und Hofläden von Biobauern). Mit Priorität sind zwei Ansatzpunkte zu verfolgen: Touren zusammenstellen und anbieten sowie die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und dem Landkreis Stade verbessern. Diese vorrangige Aufga-be wird der Fremdenverkehrsverband koordinieren und mit den Gastronomiebetieben abstimmen. Die Gastronomen haben sich zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, um weitere innovative Schritte in diese Richtung zu entwickeln. Die neuen Fahrradwanderkarten müssen leicht lesbar und gut verständlich sein. Die vorhanden Grundlagen sind durch einen Insider aus der Region zu überprüfen, wodurch z. B. gleichzeitig thematische Wanderwegekarten entstehen könnten.

Projekt 3: Ochsenfleisch vom Außendeich

Die Beweidung der ehemaligen Außendeichsflächen mit Ochsen (eingeschlossen werden kann hier auch Bullenweidemast) ist für die Landwirtschaft und den Naturschutz gleichermaßen von Interesse, wenn die Vermarktung des Viehs zu akzeptablen Preisen gesichert werden kann. Sowohl für die Schlacht- als auch die Lagerhaltung des Fleisches müssen die Bedingungen in der Region und über die Region hinaus geklärt werden. Die Qualität des "Kehdinger Ochsens" gestattet ein eigenes Angebot für den Fremdenverkehr und fordert Wege der direkten Vermarktung.
Qualitätsfleisch, das ggf. über einen Verband wie Neuland vermarktbar wird, kann mit der Unterstützung des Naturschutzes (als Flächenschutz) dieses besondere Merkmal beim Vertrieb nutzen. Festgehalten wurde, daß das "Ochsen-Bullenfleisch-Projekt" das Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft för dern könnte.
Es muß ein eigener Markt mit eigenem Markenzeichen entwickelt werden, ohne daß eine Inflation und Entwertung schon vorhandener Markennamen erfolgt. Der Absatz sollte ab Hof und in der Region Hamburg dennoch möglichst saisonunabhängig stattfinden. Hierzu wird im Herbst (nach erneuter Mittelerschließung) mit den Landwirten flächenbezogen ein Entwicklungskonzept entworfen sowie Vermarktungschancen geprüft vorrangig mit Schlachtmöglichkeiten und Vermarktung in der Region selbst, aber auch darüber hinaus. Dieses Projekt wird mit einzelnen Bauern und Flächen beginnen können. Die derzeitig schwierige Diskussion um das Konzept Natura 2000 (Umsetzung der FFH-Richtlinie) belastet allerdings erneut die vorsichtige Annäherung von Landwirtschaft und Verbandsnaturschutz.

Projekt 4: Direktvermarktung Kehdinger Produkte in der Hotellerie und Gastronomie und Veredeln und Vermarkten landwirtschaftlicher Produkte aus Kehdingen

Die Bereitschaft beim Verbraucher und Erzeuger zur Direktvermarktung ist hoch. Hingegen muß die Bereitschaft der Gastronomie zur Direktvermarktung noch geweckt werden. Ein gemeinsam erarbeitetes Konzept fehlt bislang. Die "Startphase" eines solchen Projektes, so die Erfahrungen anderer Regionen braucht zwischen 3 bis 5 Jahren, wobei die Kooperation von unten wachsen muß. Anstöße von außen, z. B. durch ein "Innovationsbüro" können das Projekt unterstützen und beratende Aufgaben übernehmen.
Die Region Kehdingen bietet für die Erzeugung unter den Bedingungen des Vermarktungszusammenschlusses "NEULAND" gute Voraussetzungen. Die Futtermittelproduktion ist regional möglich, auch Stroh für artgerechte Stallhaltung ist vorhanden. Es sind derzeit noch Gebäude vorhanden, die möglicherweise genutzt werden können. Das Oberzentren für den Absatz der Produkte Hamburg und das Mittelzentrum Cuxhaven sind nicht weit entfernt (bis zu 70 km), so daß keine Probleme mit weiten Wegen entstehen. Der "regionale Absatz von Erzeugnissen" bietet den Vorteil, daß höhere Erzeugerpreise realisiert werden können. Dies erfordert ein offensives Marketing, das die Vorteile der Produktqualitäten deutlich macht ("regionale Qualität hat ihren Preis"). Die Qualitätsanforderungen müssen über die "regionale" Erzeugung hinausgehen (z. B. Anbausicherheiten, Futtermittelqualitäten, etc.), aber "Regionalität" muß für den Kunden erkenn- und wiedererkennbar sein.
Eine Arbeitsteilung zwischen einer Direktvermarktung und der Regionalvermarktung (in die Oberzentren) kann sinnvoll werden. Das Projekt der "Vermarktung und Veredlung" muß (in kleinen Schritten) entwickelt werden und ist als Aufgabe und Chance für eine Region zu verstehen. Konkret kann angeregt werden, daß sich die "Marktfahrer" zusammenschließen und mit einer Direkt- und Regionalvermarktung beginnen.

Projekt 5: StadeBahn für das Land Kehdingen

Die Schüler der Hauptschule "Am Hohenwedel" haben im Vorfeld der Regionalkonferenz Überlegungen für eine Weiterführung der StadeBahn nach Kehdingen angestellt, die in der Regionalkonferenz vorgestellt wurden. Deutlich hervorgehoben wird, daß das Projekt StadeBahn auch für Kehdingen ein integriertes sozial- und umweltverträgliches Verkehrskonzept mit Bahn, Bus, Rad, Schiff und PKW anbieten kann. Derzeit überwiegt der Straßenverkehr (PKW), teilweise gekoppelt mit Schiffsverkehr. ÖPNV und IPV (individueller Personenverkehr) haben noch geringere Bedeutung für die Anbindung Kehdingens an die Ober- und Mittelzentren und für seine Erreichbarkeit. Das Auto ist noch alternativlos, auch für den Wirtschaftsverkehr. Aber gerade für die Ziegelei und verschiedene landwirtschaftlichen Produkte sind andere Lösungen zu favorisieren. Damit zu koppeln ist die (Wieder-)entwicklung der Häfen, auch für den Tourismus (Segeln u.a.).
Dieses bereits sehr weit vorangeschrittene Projekt wird 1997 mit einer ersten Straßenbahn in Stade an den Start gehen. Der BUND wird sich mit weiteren regionalen Akteuren bemühen für dieses Projekt eine eigene Trägerschaft bemühen.

PROJEKTÜBERLEGUNGEN FÜR DIE REGION II: JESSENER LAND

Die ausgewählten Projektbereiche wurden zu fünf konkreten Projektvorschlägen zusammengefügt und konkretisiert. Diese Projekte - Jessener Marktstand, Veredelung Pfirsich, Veredelung Wein, Kulturlandschaft Schweinitzer Berge, attraktives Wegenetz - bilden einen ersten Ansatz zur Vernetzung innerhalb eines in sich schlüssigen Gesamtkonzepts. Die Projekte können dementsprechend für sich allein stehen, in der Kombination ergänzen und unterstützen sie sich gegenseitig. Zum Beispiel erfährt ein attraktives Wegenetz als eine Grundlage touristischer Entwicklung durch eine vielfältigere Kulturlandschaft eine Aufwertung und führt Erholungssuchende an Punkte, an denen Veredelungsprodukte aus Pfirsich verkauft werden usw.

Projekt 1: Jessener Marktstand

Mit Hilfe dieses Projektes soll durch eine Kombination typischer Jessener Produkte die Außenwirkung der Region verbessert werden. Zweck ist auch die Schaffung einer Erfahrungsbasis für welche Produkte, Einzugsbereiche und Qualitätsstufen Absatzmärkte bestehen. Gleichzeitig kann damit ein Baustein für den Tourismus und die Naherholung durch den höheren Bekanntheitsgrad Jessener Produkte geschaffen werden. Die nächsten Schritte sind die Ermittlung der Beteiligten, den Marktstand selbst zu entwickeln und zu realisieren, die Produktpalette abzustimmen, eine mögliche Arbeitsstruktur festzulegen und nach ersten Erfahrungen eine Produktdiversivizierung und Qualitätsprüfung vorzunehmen. Vorab sind mögliche Standorte zu ermitteln und ein Wirtschaftlichkeitskonzept zu erarbeiten. Die Erarbeitung ähnlicher Projektideen kann dazu parallel anlaufen.

Projekt 2: Wein und Pfirsich aus dem Land zwischen Busch und Aue

Mit Hilfe dieses Projektes sollen typische Produkte wieder auf größerer Fläche angebaut und vermarktet werden. Dabei soll die Produktpalette diversifiziert, die Kulturlandschaft gepflegt und so neue regionale Identitäten geschaffen werden. Hierbei sind regionale, aber auch überregionale Märkte zu erschließen.
Voraussetzung ist die Klärung der Besitzverhältnisse und vorhandener Vermarktungsstrukturen. Die Diskussion quantitativer und qualitativer Verbesserungen (Neupflanzungen, schonende Anbaumethoden etc.) und die Prüfung möglicher Unterstützung durch Fördermittel, Gütesigel und Anbau- und Vermarktungsorganisationen unterstützen das erforderliche wirtschaftliche Gesamtkonzept. Die Diskussion über Arbeits- und Organisationsstrukturen ist mit allen an diesem Projekt Beteiligten konkret zu führen.

Projekt 3: Wie zur Zeit der Mönche: Kulturlandschaft Jessener-Schweinitzer Berge

Mit Hilfe dieses Projektes sollen die Charakteristika der Jessener Landschaft entwickelt werden. Neben dem Erhalt der Kulturlandschaft und der Schaffung eines touristischen Bausteins (integriertes Angebots- und Nachfragesegment), ist die regionale Identität zu stärken. Nutzungskonflikte sind zu vermeiden.
Auch hier sind die nächsten Schritte die Klärung der Besitzverhältnisse und der derzeitigen Nutzungsstruktur, um daraus ein Nutzungskonzept und eine Konzeption für das Pflegemanagement zu erarbeiten. Die Gestaltung von "Öko-Zellen", die sich im Stadtbesitz befinden, gehört dazu. Eine mögliche Unterstützung (auch finanzieller Art) durch den Fremdenverkehrsverein und das Amt für Wirtschaftsförderung sowie durch private Investitionen einzelner Gastronomen wird derzeit geprüft. Auch hier ist die Diskussion über Arbeits- und Organisationsstrukturen zu führen.

Projekt 4: Verborgene Reize: Erlebnispfade Jessener Land

Mit Hilfe dieses Projektes soll ein Baustein für eine touristische und Erholungsnutzung geschaffen werden. Dabei ist auf die Ansätze des Jessener Tourismusvereins aufzubauen. Nutzungskonflikte sind zu vermeiden. Gleichzeitig soll hiermit die regionale Identität verbessert werden.
Voraussetzung dafür ist die weitere Abstimmung der bisherigen Arbeiten aufeinander (z.B. Jessener Weinpfad, Elbewanderweg) und die Erarbeitung eines geschlossenen Wegekonzeptes, das touristische Angebote einschließt. Auch hier sind die Besitzverhältnisse zu prüfen und mögliche finanzielle Unterstützer zu gewinnen. Die Diskussion um Arbeits- und Organisationsstrukturen ist parallel mit zu führen.

PROJEKTÜBERLEGUNGEN FÜR DIE REGION III: ZWISCHEN MEISSEN UND PIRNA

Die Projektentwicklungen sind in dieser dritten Region nicht so weit fortgeschritten wie in den beiden vorher beschriebenen Teilbereichen. Die Gründe dafür wurden bereits benannt. Dennoch sind einige konkrete Vereinbarungen möglich geworden.

Projekt 1: Regionaler Stammtisch

Ein regionaler "Stammtisch" versucht den Aufbau eines Kommunikaitonsnetzes zwischen den verschiedenen Organisationen, die sich mit Tourismus und der Förderung des Elbradeweges befassen, zu stabilisieren. Damit können Erfahrungen gesammelt werden im konstruktiven Umgang miteinander und gemeinsame Aktionsbündnisse für die weitere Entwicklungswege der Region geschlossen werden. Die Trägerschaft hat der regionale Fremdenverkehrsverband Sächsische Schweiz übernommen. Eine Ausweitung auf die Gesamtregion muß noch erreicht werden.

Projekt 2: Sicherung der Sächsischen Kulturlandschaften

Die TU Dresden wird durch weitere studentische Arbeiten vorhandene Ideen und Umsetzungsvorschläge prüfen und entwickeln, um so zu versuchen zur Erhaltung und Entwicklung der Sächsischen Kulturlandschaft beizutragen. Dafür liegt auch die Unterstützung des zuständigen Ministeriums vor.

Projekt 3: Stabilisierung der Überlegungen zur eigenständigen Regionalentwicklung

Die BUND-Regionalgruppe wird mit ihren noch schwachen Kräften vor Ort das Projekt soweit möglich weiter zu verfolgen und die Ideen und Zielsetzungen nutzen, auch als zukunftsfähiger Partner in der Region Anerkennung zu finden. Dies ist insbesondere geboten, da damit erste Möglichkeiten gegeben sind, aus der Position des Nein-Sagers in eine kooperative und konstruktive Auseinandersetzung einzutreten.
Die sofortige Umsetzung entwickelter Vorschläge zur Förderung des Elbradweges als Beitrag einer umweltschonenden touristischen Konzeption und zur eigenständigen Regionalentwicklung scheint nicht möglich und verfrüht. Dazu müssen die Akteure die Bereitschaft zur längerfristigen Zusammenarbeit erst noch weiter entwickeln.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Regionalkonferenzen am Ende dieser Arbeitsphase wurden von den regionalen Arbeitsgruppen genutzt, ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen und in die kommunalpolitische Diskussion einzubringen. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden in der Regel in der Presse der Regionen ausführlich dargestellt.


Fazit

1. Eigenständige Regionalentwicklung ist geeignet, die Anforderungen an eine zukunftsfähige Entwicklung, wie sie die lokale Agenda 21 fordert, einzuleiten, diese konkret auszufüllen und umzusetzen.
2. Ein Teil der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Zielsetzungen, kann durch die Auswahl und Abgrenzung der Regionen geschaffen werden. Dazu gehören vor allem folgende Kriterien:
- Die Regionen sollten zu den strukturschwachen Regionen der Bundesrepublik gehören.
- Es sollten bereits regionale Ansätze für eine eigenständige Regionalentwicklung vorhanden sein und die Schlüsselpersonen sollten leicht identifiziert werden können.
3. Der BUND ist als Initiator und Impulsgeber eigenständiger Regionalentwicklung geeignet, wenn er in der Region als Partner anerkannt ist, um mit den regionalen Akteuren auf der Basis konsensfähiger Projekte dieser Entwicklungsprozeß gemeinsam getragen wird.
4. Die beratende Unterstützung der Hochschulen ist für den Blick von außen, um neue Ideen und Vorstellungen in die Regionen zu tragen, hilfreich. Auch die umfassende Kenntnis anderer Beispiele und Vorgehensweisen in anderen Regionen wirkte unterstützend, wobei ihr objektiver Blick auf die Regionen Entwicklungswege und -chancen ausloten hilft.
5. Der BUND als Träger des Prozesses der eigenständigen Regionalentwicklung kann mit seinem Engagement in diesem Bereich einer umweltschonenden Wirtschaftsentwicklung auch die Akzeptanz von Naturschutzstrategien vor Ort erhöhen. Daß dafür auch ein Umdenken bei den eigenen Mitgliedern erforderlich und dieser Prozeß zum Teil noch nicht weit fortgeschritten ist, kann zu innerverbandlichen Differenzen führen, die bewältigt werden müssen, um das gewonnene Vertrauen in der Region nicht zu gefährden.
Dieser Umdenkungsprozeß innerhalb des BUND ist vermutlich auch innerhalb anderer Umweltorganisationen erforderlich und wünschenswert, sollen die vom SRU (1996) formulierten Veränderungen im Umgang von Umweltorganisationen, Politik und staatlicher Verwaltung erreicht werden.
Da sich die Umweltverbände in einem Kontext behaupten müssen, der von staatlichen Institutionen und hoch professionalisierten Verbänden bestimmt ist und durch wechselnde umweltpolitische Konfliktlinien gekennzeichnet ist (SRU 1996:642), wird die Bereitschaft zum Dialog, zu thematischen und strategische Arbeitsteilungen zunehmend wichtig. Dazu gehört nach Auffassung des SRU auch ein verbesserter Informationsfluß innerhalb ihrer Tätigkeitsfelder sowie die Bereitschaft Erfolge zu teilen. Eigenständige Regionalentwicklung fordert die Natur- und Umweltschutzorganisationen an der kommunalpolitischen Gestaltung der Gemeinde verantwortlich mitzuwirken und zu ge-stalten. Diese Herausforderung wurde von den beteiligten BUND-Gruppen erkannt und angenommen
6. Die gewählte Zweiteilung des Prozesses der eigenständigen Regionalentwicklung in eine erste Phase des Anschubs oder der Initiierung in der Region und in eine zweite Phase der Umsetzung hat sich als sinnvoll erwiesen.
7. Die Einleitung bewußter Kommunikationsprozesse, die Fähigkeiten gleichberechtigter Kommunikation, scheint eine wichtige Aufgabe dieser Projektinitiativen. Als Erfolg in den Regionen kann gewertet werden, daß die Notwendigkeit gemeinsamer Aktivitäten und Initiativen erkannt wurde und ein längerer gemeinsamer Umsetzungsprozeß gegangen werden soll.
Eine kurze Anfangsphase kann klären, ob in der gewählten Region die Voraussetzungen, für den Erfolg gegeben sind oder nicht, ohne daß unnötig viel Zeit und finanzielle Mittel investiert werden.

Übersicht

Fördersumme

91.375,02 €

Förderzeitraum

01.01.1996 - 05.11.1997

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation