Projekt 04602/01

Verbesserung der dezentralen Abwasserreinigung – Machbarkeitsstudie zum Einsatz von adaptiertem Zooplankton in ausgewĂ€hlten Abwasserteichanlagen

ProjekttrÀger

Private UniversitĂ€t Witten/Herdecke GmbHLehrstuhl fĂŒr Umwelttechnik und -management
Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 WittenZielsetzung und Anlass des Vorhabens Gegenstand der Machbarkeitsstudie waren Untersuchungen zur Abwasserreinigungsleistung sowie zur Biomasseproduktion von langjĂ€hrig adaptiertem Zooplankton (insbesondere Daphnia magna) in ausgewĂ€hlten Abwasserteichanlagen. Die Zielsetzung bestand darin, die lediglich vermuteten Einsatzmöglichkeiten von Daphnia magna im Abwasserbereich zu verifizieren. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Untersuchungszeitraum von Dez. 1994 bis Dez. 1995 wurde die Populationsentwicklung des Zooplanktons (i.w. Daphnia magna) sowie die Phytoplanktonentwicklung in ausgewĂ€hlten Teichen der Abwasserteichanlage Frenswegen/Nordhorn unter BerĂŒcksichtigung biotischer und abiotischer Faktoren dokumentiert. Experimente zur Abwasserreinigungsleistung, inkl. NĂ€hrstoffelimination (N, P) und Entkeimung, zum KlĂ€rschlammabbau sowie zur Biomasseproduktion von Daphnia magna wurden sowohl im Freiland als auch im Labor durchgefĂŒhrt. In Freilandversuchen wurden ausgewĂ€hlte Abwasserteiche mit KlĂ€r-schlamm und/oder teilgereinigtem Abwasser beschickt und die Populationsentwicklung des Zooplanktons (i.w. Daphnia magna) dokumentiert. Parallel dazu wurden chemisch-physikalische Analysen des TrĂŒbwassers durchgefĂŒhrt. Die Betrachtung der Entwicklung der Abwasserteichbiozönose erfolgte durch Bestimmung der Zoo- und Phytoplanktonzusammensetzung und der Zooplanktondichte. Via Licht- und Rasterelektronenmikroskopie wurde Daphnia magna eingehend charakterisiert. Hinsichtlich einer möglichen Verwendung der Daphnienbiomasse als Fischfutter wurde die chemische Zusammensetzung des Zooplanktons auf eine mögliche Schadstoffakkumulation analysiert. Ergebnisse und Diskussion Die jahreszeitliche Entwicklung der Daphnia magna-Population in ausgewĂ€hlten Abwasserteichen zeichnete sich durch hohe bis sehr hohe Individuendichten aus. Trotz auftretender Populationsschwankungen, die u. a. von der Phytoplanktonzusammensetzung abhĂ€ngig sind, erscheint eine ganzjĂ€hrige Bewirtschaftung der Abwasserteiche hinsichtlich einer Ernte der Daphnienbiomasse möglich. Die Phytoplanktonzusammensetzung und -dichte in den Abwasserteichen hat einen wesentlichen Einfluss auf die Daphnien-Entwicklung. Nicht alle der ermittelten Vertreter der Phytoplanktongesellschaft hatten den gleichen Nahrungswert fĂŒr die Daphnien. Die nĂ€chtlichen Dissimilationsprozesse des Phytoplanktons fĂŒhrten z.T. zu so starken Sauerstoffzehrungen, dass ein Überleben des Zooplanktons nicht möglich war. Eine Beschickung der Abwasserteiche mit teilgereinigtem Abwasser und KlĂ€rschlamm fĂŒhrte in der Regel zunĂ€chst zu einer Populationsabnahme. Insbesondere auf die Einleitung von KlĂ€rschlĂ€mmen reagierten die Tiere empfindlich. Sowohl in Labor- als auch Freilandversuchen konnte jedoch gezeigt werden, dass eine Ansiedlung von Daphnia magna auf frischem bzw. stabilisiertem KlĂ€rschlamm möglich ist und hohe Biomassedichten erreicht werden können. Die generelle Belastbarkeit von Abwasserteichen mit Abwasser/KlĂ€rschlamm wĂ€hrend des Aufkommens hoher Daphniendichten mus im Einzelfall ĂŒberprĂŒft werden. In Labor- und Pilotversuchen konnte nachgewiesen werden, das die FilteraktivitĂ€t der Daphnien fĂŒr eine bessere Durchmischung der WassersĂ€ule (wichtig fĂŒr mikrobielle Abbauprozesse) als auch eine Verbesserung des Absetzverhaltens des KlĂ€rschlamms sorgt. Eine erhöhte DaphnienaktivitĂ€t bewirkt eine schnellere Abnahme des CSB sowie des KlĂ€rschlammvolumens. Eine Ernte von Zooplanktonbiomasse bietet die Möglichkeit der NĂ€hrstoffelimination (N, P) aus Abwasserteichen. In weiteren Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass durch den gezielten Einsatz von Daphnien der Nordhorner KlĂ€r- und Oxidationsschlamm verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig rasch abgebaut wird. Eine Massenvermehrung störender Fadenalgen wird durch die Daphnien reduziert. Erste Untersuchungsergebnisse belegen, dass Daphnien eine Reduktion von Abwasserkeimen ermöglichen. Hinsichtlich der Vermarktung der geernteten Daphnien als Fischfutter ist die Schadstoffakkumulation in der Zooplanktonbiomasse (im Sinne der Futtermittelordnung) als gering zu bewerten. Damit ergeben sich gute Voraussetzungen fĂŒr den Vertrieb. Inwieweit die Ergebnisse auf andere Abwasserteiche ĂŒbertragbar sind, muss im Einzelfall ĂŒberprĂŒft werden. Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation AuszĂŒge der Zwischenergebnisse wurden in allgemeinverstĂ€ndlicher Form ĂŒber ein Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 05.07.1995 veröffentlicht. Vortrag am 30.10.1995, KFA- Forschungszentrum JĂŒlich, Abteilung Biotechnologie Vortrag am 19.01.1996, UniversitĂ€t Oldenburg, Abteilung Ökochemie und Umweltanalytik Vortrag am 22.03.1996, UniversitĂ€t Jena, Institut fĂŒr Ökologie Fazit Die vorliegende Machbarkeitsstudie hat aussichtsreiche Perspektiven hinsichtlich der sich eröffnenden Möglichkeiten fĂŒr die unterstĂŒtzende Abwasserreinigung, inkl. NĂ€hrstoffelimination (N, P) sowie Entkeimung und zum weitergehenden KlĂ€rschlammabbau durch Daphnia magna ergeben. Um die in der Praxis geforderte BetriebsstabilitĂ€t der Ablaufwerte zu erreichen, sind noch lĂ€nger angelegte Untersuchungen im Rahmen eines Pilotprojekts erforderlich. Die in dem Projekt erzielten Ergebnisse zeigen, dass die Vermehrung langjĂ€hrig adaptierter Daphnien in den Nordhorner Abwasserteichen sowie in AbwasserbehĂ€ltern unter dem Einfluss von KlĂ€rschlamm/ teilgereinigtem Abwasser z.T. gute Ergebnisse lieferten. Eine Übertragung auf Abwasserteiche anderer KlĂ€ranlagen erscheint möglich. Die zumutbare Belastung der an abwasserspezifische Lebensbedingungen adaptierten Daphnien wĂ€re unter BerĂŒcksichtigung der jeweiligen Standortfaktoren zu prĂŒfen. Der Abzug zooplanktischer Biomasse aus dem wĂ€ssrigen Milieu bietet eine umweltfreundliche und ressourcensparende Technik zur unterstĂŒtzenden N- und P- Elimination im KlĂ€rbetrieb. Ökonomisch gĂŒnstig wĂ€re eine Vermarktung des Zooplanktons als Fischfutter, wobei eine Schadstoffanreicherung der Daphnien fallweise untersucht werden muss.

Übersicht

Telefon

02302/926-0

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Bundesland

Sachsen-Anhalt

Fördersumme

86.919,62 €

Förderzeitraum

09.05.1994 - 26.08.1996