ProjekttrÀger
AMMUG,Arbeitskreis Molekulare MechanismenUmweltbedingter GentoxizitÀt
Obere Zahlbacher Str. 63
55101 MainzZielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ziel des Vorhabens war die Etablierung und Bewertung eines Verfahrens zur schnellen und kostengĂŒnstigen Erkennung von Gentoxinen in Umweltproben. DarĂŒberhinaus wurde der EinfluĂ der Sterilfiltration auf das Testergebnis ermittelt. Ein weiterer Abschnitt befaĂte sich mit der Frage, ob im Testgut vorhandene wachstumsfördernde Stoffe, wie z.B. Histidin, die Interpretation des Testergebnisses beeintrĂ€chtigen können.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliederte sich in drei Phasen: ZunĂ€chst wurde die Frage geklĂ€rt, inwieweit umu- und Ames-Test in ihren qualitativen Aussagen ĂŒbereinstimmen. Die Erstellung einer grundlegenden vergleichenden Datenbasis durch Untersuchung von Substanzen unterschiedlicher chemischer Klassen in Form von Konzentrations-Wirkungskurven ermöglichte die Ermittlung von SensitivitĂ€ts- und SpezifitĂ€tskenndaten (u.a. durch Vergleich mit KarzinogenitĂ€tsdaten aus Nageruntersuchungen) und einen Vergleich mit Daten des Ames-Tests aus der internationalen Literatur. Im zweiten Abschnitt wurde untersucht, ob sich die bei der Testung von Monosubstanzen erzielten Kenndaten in der Praxis auf Umweltproben ĂŒbertragen lassen. Der dritte Untersuchungsabschnitt beschĂ€ftigte sich mit dem EinfluĂ wachstumsfördernder Stoffe auf die Ergebnisse der GentoxizitĂ€tstests.
Ergebnisse und Diskussion
Die vergleichende Betrachtung von 125 Monosubstanzen unterschiedlicher chemischer Klassen zeigte eine Ăbereinstimmung der beiden Verfahren von 88%. Bei Ausklammerung der Substanzen, die in einem der beiden Tests keine durchgehend pos. bzw. neg. Ergebnisse lieferten, ergab sich sogar eine GesamtĂŒbereinstimmung von 93%. Nach Reduktion des Ames-Tests auf die TeststĂ€mme TA98 und TA100 (unter NichtberĂŒck-sichtigung des Stammes TA102), fiel der Prozentsatz der in dieser Studie verwendeten und als Ames-mutagen detektierbaren Substanzen um ca. 17%.
Ein Vergleich der umu-GentoxizitĂ€t mit der KarzinogenitĂ€t war mit 90 Substanzen möglich. Dabei zeigte der umu-Test eine SensitivitĂ€t von 62%, die SpezifitĂ€t betrug ca. 64%. Der positive Vorhersagewert betrĂ€gt 92%, d.h. ein positives umu-Testergebnis lĂ€Ăt in 92% der FĂ€lle ein karzinogenes Potential der getesteten Substanz erwarten.
Die vergleichende qualitative Untersuchung von Abwasserproben in umu- und Ames-Test fĂŒhrte ebenfalls zur weitgehenden Ăbereinstimmung der beiden Testsysteme.
Die Sterilfiltration verschiedener Abwasserproben vor ihrem Einsatz im umu-Test fĂŒhrte gegenĂŒber den nicht sterilfiltrierten Proben zu einer signifikanten Verminderung der GentoxizitĂ€t. Dies traf fĂŒr jeden ver-wendeten Filtertyp (Celluloseacetat 0,22 ”m und 0,45 ”m, Polysulfon 0,45 ”m und Nylon 0,45 ”m) zu. Die Verminderung der Induktionsrate bei Verwendung eines Nylon- oder Polysulfonfilters gegenĂŒber der Induktionsrate bei Verwendung des Celluloseacetat-Filters derselben PorengröĂe war ebenfalls signifikant. Bei bestimmten Abwasserproben ist demnach mit einer Beeinflussung der Probenmatrix zu rechnen. Letztere scheint bei Nylon- und Polysulfonfiltern am deutlichsten ausgeprĂ€gt zu sein. Die Untersuchungen mit dem als Modellgentoxin dienenden 2-Aminoanthracen bestĂ€tigen frĂŒhere Befunde ĂŒber die Elimination polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe. Die ohne Vorbehandlung der Probe zu messende GentoxizitĂ€t war nach Sterilfiltration vollkommen verschwunden. Demnach kann es nicht ausgeschlossen werden, daĂ der Ames-Test, welcher mit sterilfiltriertem Testgut durchgefĂŒhrt werden muĂ, Ergebnisse liefert, die nicht die tatsĂ€chliche MutagenitĂ€t der Abwasserproben widerspiegeln.
Die Anwesenheit von ansteigenden Mengen an Histidin im Testgut fĂŒhrte im Ames-Test gegenĂŒber der Testung der gleichen Probe ohne Histidinzusatz zu einer zunehmenden Erhöhung der Revertantenzahl der TeststĂ€mme TA98 und TA100. Eine Erhöhung der Revertantenzahl des Stammes TA100 war auch in Anwesenheit von Histidinol zu beobachten. Histidinolphosphat und Imidazol-EssigsĂ€ure hatten dem-gegenĂŒber keinen EinfluĂ auf die Höhe der Revertantenzahl. Diese Untersuchungen belegen, daĂ die Testung histidinhaltiger bzw. histidinolhaltiger, mutagenfreier TestansĂ€tze bis zum gewissen Grade zum VortĂ€uschen eines mutagenen Potentials fĂŒhren kann. Die Gegenwart von Histidin bzw. Histidinol in gentoxinhaltigen Proben fĂŒhrte gegenĂŒber den gleichen Proben in Abwesenheit dieser Metabolite ebenfalls zum deutlichen Anstieg der Induktionsraten in den betreffenden Konzentrationsbereichen. Die Er-gebnisse des umu-Tests sind unabhĂ€ngig vom Gehalt an Histidin im Testansatz. Bei Umweltproben mit gröĂtenteils unbekannter chemischer Zusammensetzung, die mit dem Ames-Test untersucht werden, sollte daher sichergestellt sein, daĂ kein Histidin in den Test eingebracht und so MutagenitĂ€t vorgetĂ€uscht wird. Um Fehlinterpretationen im Ames-Test bei der Untersuchung komplexer Mischpollutionen zu vermeiden, sollten Histidin oder interagierende Formen von Histidin aus proteinhaltigem Untersuchungsmaterial bestimmt bzw. entfernt werden.
Ergebnisse des Forschungsvorhabens unter umweltrelevanten Gesichtspunkten
Durch die Möglichkeit der simultanen Testung von bis zu 96 Einzelbestimmungen auf einer Mikrotestplatte ist der umu-Test sehr kostengĂŒnstig durchfĂŒhrbar. Ein hiermit verknĂŒpfter wichtiger ökologi-scher Gesichtspunkt ist auch das relativ kleine Abfallaufkommen, mit ca. 18 g pro MeĂpunkt. Beim Ames-Test hingegen fĂ€llt pro MeĂpunkt (2 TeststĂ€mme, 3fach-Bestimmung, ± S9-Zusatz) alleine 420 g Petrischalenabfall an. Dazu kommen Kunststoff-Sterilfilter und PPN-Röhrchen. Dies entspricht der mehr als 20fachen Menge des umu-Tests! Da nahezu alle verwendeten Materialien nach Testende durch Autoklavieren zu dekontaminieren sind, ergibt sich auch ein drastischer Unterschied im Energieverbrauch. Die Dauer des weitgehend automatisierbaren umu-Tests betrĂ€gt zudem nur ca. 7 Stunden (Ames-Test: 2 - 3 Tage); die Berechnung und Auswertung der Daten mittels EDV ist innerhalb weniger Minuten abgeschlossen. Bei einer vollstĂ€ndigen Untersuchung einer Testsubstanz oder eines Testwassers (nach DIN) ist bei beiden Testverfahren der Zusatz eines Homogenats aus Rattenlebern (S9) erforderlich. Im umu-Test werden pro MeĂpunkt 2,2 ”l dieses Homogenats verbraucht. Dies entspricht nur 5% des beim Ames-Test notwendigen PrĂ€parats, d.h. die Zahl der notwendigen Tierversuche kann bei Verwendung des umu-Tests um 95 % gesenkt werden.
Ăffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation
Ergebnisse des Forschungsvorhabens wurden bereits in einer internationalen Fachzeitschrift publiziert (Mutation Res. 369 (1996) 129-145). Seit Dez. 1996 ist der umu-Test als der erste GentoxizitÀtstest auf nationaler Ebene nach DIN standardisiert. Eine internationale Standardisierung nach ISO ist in Vorbereitung.
Fazit
Die in dieser Studie verwendete Mikroversion des umu-Tests eignet sich hervorragend sowohl zur Untersuchung chemischer Monosubstanzen als auch umweltrelevanter Proben, wie z.B. Mischpollutionen auf GentoxizitĂ€t. Der innerhalb eines Arbeitstages durchfĂŒhrbare Test zeichnet sich durch eine hohe SensitivitĂ€t, geringe AnfĂ€lligkeit gegenĂŒber Störfaktoren und gute UmweltvertrĂ€glichkeit u.a. durch drastische Reduktion des anfallenden Abfalls aus.
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Rheinland-PfalzFördersumme
101.440,31 âŹFörderzeitraum
01.04.1994 - 31.03.1996