Projekt 01442/01

Grundwasserschonende Landnutzung im Kreis Neuss: -Vergleich der Anbausysteme Organischer, Integrierter und Konventioneller Pflanzenbau – Auswirkungen der Landnutzungsformen Ackerbau, Grünland und Aufforstung auf Boden, Sickerwasser und Grundwasser

Projektträger

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Institut für Organischen Landbau
Katzenburgweg 3
53115 Bonn
Telefon: 0228/735616

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zielsetzung ist die Neuausrichtung bisheriger Verfahren der Landnutzung hinsichtlich einer Minimierung der derzeit hohen Nitratbelastung des Grundwassers im Projektgebiet. Anlaß des Verbundprojektes mit Wasserwerk, Aufsichtsbehörde, Offizialberatung und Landwirten waren die kontroversen Vorstellungen über eine grundwasserschonende Flächennutzung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenHauptarbeitsschwerpunkt bildet in Vergleichsuntersuchungen die Frage, inwieweit konventionelle Landnutzungsmethoden durch integrierte Verfahren akzeptabel zu verbessern sind, oder ob dem Organischen Landbau in besonders sensiblen Gebieten aufgrund seiner systemimmanenten umweltschonenden Bewirtschaftung der Vorzug zu geben ist. Basis sind zwei faktorielle Feldversuche zu dem Vergleich der Acker-Anbausysteme Organischer, Integrierter und Konventioneller Pflanzenbau zur Exakterfassung von Wasserhaushalts-Kenndaten, der Nitratgehalte in Boden und Bodenwasser sowie der Simulation der Pflanzenschutzmittel-Verlagerungspotentiale.

Der zweite Arbeitsschwerpunkt auf Basis von faktoriellen Feldversuchen und Dauerbeprobungsstellen in Praxisschlägen verfolgt die Frage, inwieweit jegliche Ackernutzung ausgeschlossen werden muß und Grünlandnutzung oder Aufforstung eine Alternative darstellen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Beibehaltung der bisherigen Ackernutzung ist unter Anpassung an die Erfordernisse der Wasserwirtschaft möglich. Organischer Landbau stellt die landwirtschaftliche Ackernutzungsform mit den geringsten Nitratausträgen dar. Pflanzenschutzmittel-Einträge sind ausgeschlossen. Die von der ortsüblichen-konventionellen Landbewirtschaftung ausgehende hohe Grundwasserbelastung mit Nitrat konnte in den Feldversuchen durch Integrierten Landbau lediglich um 15% gemindert werden. Die alleinige Umstellung auf Integrierten Landbau kann die angestrebte Wasserqualität nicht sicherstellen. Um den Sanierungseffekt einer Umstellung auf Organischen Landbau mit einem Reduktionspotential der Nitratausträge von 55% zu erreichen, wären bei Einführung des Integrierten Landbaus schätzungsweise 42% der Wasserschutzgebietsfläche zusätzlich stillzulegen.
Die Aufforstung von Ackerflächen in Wasserschutzgebieten im Rheinland sollte aufgrund mangelnder Kontrolle der Stickstoffakkumulation und Eingriffsmöglichkeiten in den Stickstoffkreislauf unterbleiben. Nitratgehalte im Boden (150 bis 600 kg Nitrat-N in 0 bis 150 cm Bodentiefe) und in der Sickerwasserzone (50 bis 1.150 mg Nitrat/l) waren teilweise sehr hoch. Wiesennutzung hat die geringsten Nitratausträge zur Folge, sollte aber in Ackerbauregionen auf hoch austragsgefährdete Areale begrenzt bleiben. Im Herbst war unter den sechs verschiedenen Wiesenvarianten trotz unterschiedlicher Nutzung und Düngung auf beiden Standorten kaum Nitrat im Boden nachweisbar. Auch die Böden langjähriger Extensivwiesen ehemaliger Ackerflächen in Brunnennähe enthielten im Gegensatz zu den Aufforstungsflächen im Herbst Nitratkonzentrationen im Bereich der Nachweisgrenze. Landwirtschaftlichen Nutzungszielen (Ertrag, Futterqualität) kann bei einer Wiesennutzung im Einklang mit Wasserschutzzielen hinsichtlich Düngung und optimaler Schnittzeitpunkte entsprochen werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Abschlußbericht wurde im Verlag Dr. Köster, Berlin unter dem Titel Grundwasserschonende Landnutzung: Vergleich der Ackernutzungsformen Konventioneller, Integrierter und Organischer Landbau, Vergleich der Landnutzungsformen Ackerbau, Grünland (Wiese) und Forst (Aufforstung) publiziert. Autoren: Guido Haas, Martin Berg, Ulrich Köpke:
wissenschaftliche Publikationen s. Homepage http://www.uni-bonn.de/iol/


Fazit

Mit dem Ziel rascher Sanierungserfolge ist durch die Städtischen Werke Krefeld im Projektgebiet der Organische Landbau einzuführen. Die Landwirte sollten Marktchancen und Perspektiven der grundwasserverträglichsten Ackerbauoption wie auch die Anforderung der Gesellschaft an eine Schonung der natürlichen Ressourcen nüchtern abwägen und auch wahrnehmen. Im Kreis Neuss ist neben dem mittel- und langfristigen Ziel einer Steigerung des Anteils organisch wirtschaftender Betriebe gezielt in Wasserschutzgebieten mit hoher Gewässerbelastung die Umstellung auf Organischen Landbau zu fördern. Der Begriff Integrierter Landbau, wenn er denn weiter Verwendung finden soll, ist von Seiten der Beratung inhaltlich auszufüllen. Organischer Landbau sollte Bestandteil der Beratung in Wasserschutzgebieten sein. Der Prüfstein für die Beratung liegt in der gemeinsam mit den Landwirten zu erarbeitenden Problemlösungsstrategie, die im Projektgebiet die erforderliche Eintragsminderung absehbar und eindeutig sicherstellen läßt. Verbindliche Ziele und Fristen, ordnungsrechtliche Rahmensetzung, Kontrollen und Sanktionen (Qualitätsmanagement) sollten in Nordrhein-Westfalen landesweit klare Vorgaben für Kooperationsvereinbarungen darstellen.
In konstruktiver Atmosphäre wird eine zukunftsweisende, nachhaltige und gewässerschonende Landbewirtschaftung auf Basis der Handlungsempfehlungen im Projektgebiet und landesweit umsetzbar sein.

Übersicht

Fördersumme

426.679,21 €

Förderzeitraum

01.07.1993 - 30.06.1996

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik