Projekt 00847/01

Verfahren zur extensiven Flächennutzung in Verbindung mit einer umweltverträglichen Produktion von Qualitätsrindfleisch durch Änderung der botanischen Zusammensetzung der Weide

Projektträger

Technische Universität München Lehrstuhl für Grünlandlehre
Am Hochanger 1
85350 Freising
Telefon: 08161/713242

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Weißklee als Alternative zur mineralischen N-Düngung in Grasbeständen und sein Beitrag zur Verbesserung der Futterqualität wurden bislang überwiegend unter Schnittnutzung untersucht. In der vorliegenden Arbeit soll die Leistungsfähigkeit von Gras/Weißklee-Weiden mit verschiedenen Weißklee-Sorten-Typen unter Einbeziehung des Rindes als Weidetier und im Hinblick auf die Produktion von Qualitätsrindfleisch untersucht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf sechs Parzellen à 1,0 ha wurde je zur Hälfte Gräsergemenge und Gras/Weißklee-Gemenge angesät. Innerhalb der Gras/Weißklee-Parzellen wurden auf je 0,1ha vier unterschiedliche Weißklee-Sorten und deren Mischung im Gemenge mit der Gräsermischung angesät. Auf der gesamten Fläche wurde eine PK-Düngung ausgebracht. Die Gräsergemenge-Weiden erhielten eine N-Gabe. Im ersten Weidesommer wurden die Flächen parallel durch je 14 Färsen, im zweiten durch je 12 Ochsen der Rasse Fleckvieh beweidet. Vor jeder Beweidung wurde der Weißklee-Ertragsanteil des Gräsergemenges und der Sortentypen, phänotypische Merkmale zu den Entwicklungsstadien, Blatt-/Stengelverhältnis, Triebdichte von Gras und Weißklee und der Trockenmasse-Ertrag erfaßt, zu Beginn und Ende der Vegetation wurden Bodenproben zur Ermittlung des Nmin-Gehaltes gezogen. Die Schätzung der N-Fixierung erfolgte vergleichend über die Differenzmethode und die Methode des natürlichen 15N-Vorkommens. Zur Ermittlung der Futterqualität wurden zu festgesetzten Ernteterminen mit dem Grüngut des Gräsergemenges und der Weißklee-Typen-Mischung Verdauungsversuche mit Hammeln durchgeführt. Im zweiten Versuchsjahr wurden z.T. vergleichend Färsen einbezogen. Zur Dokumentation des Entwicklungsverlaufes der einzelnen Aufwüchse wurden zusätzlich alle 3-5 Tage Proben gezogen. Alle Proben wurden auf Rohnährstoffgehalte untersucht, die über den Vegetationsverlauf gewonnenen auch auf pflanzliche Gerüstsubstanzen und in vitro-Verdaulichkeit (Pepsin/Cellulase-Methode). Für die Erfassung der Futteraufnahme wurde bei jedem Umtrieb das Differenzschnittverfahren angewandt. Die Mastleistung wurde durch dreiwöchige Wiegungen erfaßt. Zusätzlich wurden Schlachtkörperparameter ermittelt und die Fleischqualität untersucht.


Ergebnisse und Diskussion

Die Weißklee-Ertragsanteile waren beim der Beisaat des großblättrigen Giganteum-Typs (Aran) am höchsten. Dann folgten die mittelblättrigen Hollandicum-Typen (Lirepa, Huia), während der kleinblättrige Sylvestre-Typ (Kent wild white) die geringsten Ertragsanteile erzielte. Zurückzuführen sind die unterschiedlichen Mengenanteile auf die genetisch bedingte unterschiedliche Konkurrenzkraft durch größere Stengellängen und Blattflächen. Die Weißklee-Ertagsanteile nehmen im Mittel der Aufwüchse vom ersten zum zweiten Versuchsjahr je nach Typ um 12-20% ab, was sich möglicherweise durch die Stickstoffnachwirkung des Weißklees erklären läßt, die hemmend für die eigene Entwicklung, aber fördernd für das Gras ist. Der TM-Ertrag der Gras/Weißklee-Gemenge ist der N-gedüngten Gräserreinsaat in beiden Jahren unterlegen. Die niedrigeren Erträge der Gemenge liegen begründet in den vergleichsweise niedrigen TM-Gehalten des Weißklees. Der Minderertrag wird jedoch durch die Minimierung der ökologischen Belastung und die Düngemitteleinsparung aufgewogen. Die mittelblättrige Sorte Lirepa erwies sich als Gemengepartner am produktivsten, obwohl auch hier nur 83,5% des Ertrages der Gräserreinsaat erreicht wurde. Zudem bewirkt die Beimengung des Weißklees eine Verminderung des Rohfaser- und eine Erhöhung des Rohproteingehaltes in der Reihenfolge Giganteum-Typ, Hollandicum-Typ, Sylvestre-Typ. Dabei wird die enge Beziehung zwischen Weißklee-Anteil und Rohfaser/Rohprotein-Verhältnis deutlich.
Beim Vergleich der N2-Fixierungsleistung, festgestellt durch die Differenz- und die natural 15N abundanc Methode, konnten die höchsten Werte an symbiotisch gebundenen Stickstoff in der oberirdischen Trockensubstanz 1994 beim Hollandicum-Typ Lirepa und 1995 beim Giganteum-Typ Aran beobachtet werden. Durch die Unsicherheiten in den Methoden wird empfohlen, beide parallel und vergleichend durchzuführen. Die Schätzwerte für die N2-Fixierung sind von entscheidender Bedeutung bei der Kalkulation der N-Versorgung und letztendlich bei der Minimierung der mineralischen N-Düngung.
Den Versuchstieren auf den Grasweiden stand entsprechen der Ertragsermittlung in beiden Weidesommern mehr Futtertrockenmasse zur Verfügung als auf den Gras/Weißklee-Weiden.
Unterschiede zwischen den Varianten bezüglich der Futterqualität traten vor allem während des ersten Aufwuchses aufgrund der morphologischen Differenzierung im Rohprotein- und im Rohfasergehalt und in den pflanzlichen Gerüstsubstanzen, NDF und ADF, nicht aber im Ligningehalt auf. Im Verlauf des Aufwuchses sank bei beiden Varianten der Rohproteingehalt, während der Rohfasergehalt und die Gerüstsubstanzen anstiegen. Aufgrund dieser Ergebnisse war mit einer höheren Verdaulichkeit des Gras/Weißklee-Gemenges gegenüber der Gräserreinsaat zu rechnen. Dies bestätigte sich zwar in den in vitro-Verdaulichkeits-Messungen, aber nicht immer in den Verdauungsversuchen. Zwar war die Verdaulichkeit der Organischen Substanz und der N-freien Extraktstoffe im Gras/Weißklee-Gemenge tendenziell höher, aber die Faserverdaulichkeit lag unter der der Gräserreinsaat. Mit zunehmenden Bestandsalter des ersten Aufwuchses nahm bei beiden Varianten die Verdaulichkeit der OS und der NfE tendenziell stärker ab als die der Faserfraktionen. Beim Vergleich der Aufwüchse konnte ein Einbruch in der Verdaulichkeit zum zweiten (1994) und zum zweiten und dritten (1995) Aufwuchs festgestellt werden. Insgesamt wurden sowohl beim Gras/Weißklee-Gemenge als auch bei der Gräserreinsaat erstaunlich hohe Verdaulichkeiten gemessen. Womöglich sind die nur geringen Unterschiede zwischen den Varianten auf die geringen Unterschieden in den Ligningehalten zurückzuführen, die als Hauptursache für die Inkrustierung der Zellwandbestandteile und somit der Verminderung der Verdaulichkeit angesehen werden. Die aus den Verdaulichkeiten resultierenden Energiegehalte lagen im Gras/Weißklee-Gemenge tendenziell höher als im Gräsergemenge.
Auf den Grasweiden war die Futteraufnahme in der Regel höher als auf den Gras/Weißklee-Weiden, was vermutlich auf das höhere Futterangebot zurückzuführen ist. In den täglichen Zunahmen unterschieden sich die Futtervarianten allerdings nicht. Möglicherweise bieten dafür die tendenziell höheren Energiegehalte des Gras/Weißklee-Gemenges eine Erklärung. Was die Schlachtkörperbeurteilung und die Fleischqualität betraf, konnten bei beiden Futtervarianten, sowohl bei Ochsen als auch bei Färsen hervorragende Qualitäten erzielt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Lehrstuhl für Grünlandlehre: Posterpräsentation auf der 39. Jahrestagung der AG Grünland und Futterbau und auf dem 107. VDLUFA-KONGRESS


Fazit

Die Ansaat von Weißklee im Gemenge mit Gräsern bietet eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Dauergrünland mit N-Düngung. Mittelblättrige Sortentypen scheinen gut geeignet besonders im Hinblick auf die Wechselwirkungen mit Rindern als Weidetieren. Die Verbesserung der Futterqualität vor allem zu späten Nutzungszeitpunkten durch den Weißklee-Anteil wiegen die vergleichsweise geringen Trockenmasseerträge auf. Das dargestellte Produktionsverfahren verbindet somit eine umweltverträgliche Grünlandwirtschaft sinnvoll mit der Produktion von Qualitätsrindfleisch, wobei auch die Aspekte der artgerechten Tierhaltung in Form von Weidemast für den Verbraucher von Bedeutung sind.

Übersicht

Fördersumme

147.507,71 €

Förderzeitraum

17.05.1993 - 16.09.1997

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz