Zentrum für Metropolinnovationen in Bratislava: Modellprojekt einer ökologisch und sozial nachhaltigen Gebäudemodernisierung der Stiftung Nová Cvernovka in Bratislava, Slowakei

Projekt aus der internationalen Förderung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Das Ziel des Projekts war die Entwicklung und Umsetzung einer architektonisch, sozial-ökologisch und energietechnisch nachhaltigen Konzeption für den Umbau eines ehemaligen Wohnheims in Bratislava zu einem soziokulturellen Zentrum („Zentrum für Metropolinnovationen“) mit kostengünstigen und gemeinschaftlichen Wohnformen.

Gegenstand der Maßnahme ist ein Gebäudekomplex einer ehemaligen chemischen Fachmittelschule aus den 1950er Jahren, der früher als Wohnheim diente. Nach erfolgreicher Belebung des heruntergekommenen Schulgebäudes soll im nächsten Schritt die energetische Ertüchtigung und Umbau des ehemaligen Wohnheims mit einer Gesamtgeschossfläche von ca. 6.500 m2 hinsichtlich folgender drei programmatischer Schwerpunkte realisiert werden:

Im Rahmen des Projektes umgesetzte Maßnahmen:

  1. Erstellung des ökologischen Gesamtkonzepts mit Vorschlägen und Varianten zu den technischen Komponenten sowie Darstellung von 24 internationalen Modellvorhaben und 27 spezifischen Themengebieten zu energieeffizienter und ökologischer Sanierung (siehe www.buildingsocialecology.org)
  2. Entwicklung von realisierbaren Konzepten zu gemeinschaftlichen Wohnformen (z. B. Mehrgenerationenwohnen, Cluster-Wohnungen, Integrative Wohnformen) als Grundlage für den Partizipationsprozess
  3. Erarbeitung des Raum- und Funktionskonzeptes und Entwurfsideen hinsichtlich der geplanten Nutzung für Wohnungen, Gemeinschaftsräume und Gewerbe
  4. Workshop zur integralen Planung in Bratislava
  5. Feststellung des bestehenden Zustandes der Energieaufwendung des Gebäudes mithilfe des Passivhaus-Projektierungspakets (PHPP) – einer Software für die Planung und Berechnung von Passiv- und Nullenergiegebäuden
  6. Energetische Optimierung der vorgeschlagenen Lösung des Umbaus, Einarbeitung der optimierten Lösungen
  7. Erstellung der Planungsdokumentation für die Baugenehmigung (Architekturplanung, Planungsdokumentationen für Raumordnungsverfahren und Baugenehmigung)
  8. Umsetzung der PR-Kampagne: in sozialen Medien (Facebook, Twitter, Instagram), auf den Internet-Seiten der Projektpartner (Passivhausinstitut Slowakei und Stiftung Cvernovka), auf zwei Workshops für Stakeholder/künftige Nutzerinnen und Nutzer sowie auf einem Workshop für die öffentliche Verwaltung

 

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Energie- und Umweltbereich: In der Slowakei müssen Gebäude, die ab 01.01.2021 erbaut werden, den „Niedrigstenergiestandard A0“ erfüllen. Die Gesetzgebung ermöglicht bei Sanierung und Umbau die Berücksichtigung des sogenannten „cost optimum“, d. h. Maßnahmen, welche auch aus der Sicht der Kosten tragbar sind. Im Ergebnis muss der Investor nicht die festgelegten Energie- und Umweltziele erfüllen.

Mit dem Vorhaben wurden höhere Ziele angestrebt: das erste Plusenergiegebäude in der Slowakei zu entwerfen. Die Projektergebnisse zeigen, dass eine Realisierung des Umbaus zu einem Plusenergiegebäude möglich ist. Hierfür sind die wärmetechnische Ertüchtigung der Hüllflächen zum Passivhausstandard, neue Fenster, eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die Installation von Niedertemperatur-Deckenpaneelen für Heizung und Kühlung erforderlich. Eine PV-Anlage mit einer geplanten Leistung von ca. 100 kWp liefert im Jahresmittel ausreichend Strom für den Betrieb der Wärmepumpe zur Wärmeerzeugung. Die PV-Anlage ist als vollständig in der Shed-Dach-Konstruktion der geplanten Dachaufstockung integrierte Ausführung geplant und ist ein sichtbares Zeichen für die Nutzung erneuerbarer Energien.

Im Zuge des Umbaus werden grün-blaue Infrastrukturen in Form von Fassadenbegrünungen, Hydroponik, einem Dachgewächshaus sowie Anlagen zur Regen- und Grauwassernutzung mit Retentionsflächen erstellt. Soweit möglich sollen einige Anlagen in Selbstbau (Regenwassersammlung, Hydroponik) bzw. als eigene innovative Entwicklungen (Deckenpaneele aus Aluminiumschaum) durch das in Nová Cvernovka ansässige ingenieurtechnische Kollektiv ECOboaRD realisiert werden. Durch den Erhalt des Gebäudebestands, einer „Strategie der minimalen Interventionen“ und ein kreislaufgerechtes Materialkonzept bleibt die vorhandene Grauen Energie weitgehend erhalten und das Aufkommen an Bauabfällen sowie weiterer Grauer Energie wird im Vergleich zu einem Neubau oder einer stärkeren Renovierung reduziert.

Integrale Planung: Die modellhafte Entwicklung der Projektbearbeitung mit hohen Energiestandards erforderte eine integrale Planung, d. h. eine Zusammenarbeit des Investors und Projektentwicklers, der Architekten, aller Fachplaner und des späteren Facility Managers von Beginn des Entwurfsprozesses an.

Soziale Innovation: Die Verbindung von der Nachnutzung brachliegender Gebäude unter Berücksichtigung hoher ökologischer Nachhaltigkeitsziele beim Umbau und der künftigen Nutzung des Gebäudes mit der Partizipation der späteren Gebäudenutzer (Akteure der kreativen Industrie sowie Co-Housing-Modell) stellte auch eine Innovation für die Slowakei dar.

Bildungs- und Kommunitätsaktivitäten: Das Projekt förderte die Entwicklung eines stärkeren Umweltbewusstseins breiter Bewohnergruppen und das Engagement von Einzelpersonen durch die Verknüpfung der Bereiche der Kreativität, Bildung, Bürgergemeinschaft und Sozialarbeit.

Das Einbeziehen der Bewohner(innen) aus der Umgebung mittels gezielter PR-Bildungskampagnen über die Bedeutung und den Bedarf der Renovierungen für das Plusenergiegebäude, über den Lebenszyklus des Gebäudes (cradle to cradle), Auswirkungen auf die Klimaveränderung usw. war ebenso ein wichtiger Beitrag.

 

Besondere Aspekte des Projektes

Die nachhaltige Wirkung des Vorhabens zeigt sich bei dem künftigen Umbau des Wohnheimes im Sinne der erarbeiteten Konzeption. Die Vorbildfunktion in der Umsetzung eines Plusenergiekonzeptes in der Sanierung sowie weiteren Maßnahmen im Bereich Begrünung, Materialien und Wassermanagement ist innovativ und beispielhaft für die Slowakei.

Einen besonderen Aspekt des Projektes stellt der Partizipationsprozess mit den künftigen Nutzern des Objektes dar. Die Umsetzung des Projektes erfolgte in enger Kooperation der Projektpartner, die jeweils eigene aktive Aufgaben hatten.

 

Förderthema: FT 4: Energie- und ressourcenschonendes Bauen

Kooperationspartner:

Assoziierter Partner:

Wirkungsorte: Deutschland (Schwerpunkt: Potsdam), Slowakei (Schwerpunkt: Bratislava)

Förderzeitraum: Juni 2020 bis November 2021

Projektkosten: Gesamtvolumen: 421 313 Euro, Förderung durch DBU: 274 467 Euro

DBU-AZ: 35273


Stand: 26.01.2023

Projekt Metropolinnovation AZ 35273 Visualisierung Gesamtgebäude