Tagfaltererfassung mit Bürgerbeteiligung – Citizen Science im Örség Nationalpark (Ungarn)

Projekt aus der internationalen Förderung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Eine Herausforderung bei der Erreichung des von den Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten Sustainable Development Goals „Leben an Land“ (SDG 15) wie auch für die Einhaltung der von Johan Rockström beschriebenen planetaren Grenze des Biodiversitätsverlustes ist die Bewahrung von Lebensräumen und Arten bedrohter Spezies. Eine Voraussetzung für die Bewertung des Zustandes von Populationen und Lebensräumen ist die Erfassung und Analyse entsprechender Kenndaten. Die erforderliche Sachkenntnis in Bezug auf relevante Arten geht zunehmend verloren. Insbesondere gelingt es bislang kaum, das Wissen von Fachexpertinnen und Fachexperten an interessierte Laien weiterzugeben und diese so zu qualifizieren, dass sie in entsprechende Monitoring-Ansätze eingebunden werden können. Mit dem Vorhaben wurde erstmals in einem ungarischen Nationalpark in einer Kooperation zwischen deutschen und ungarischen Naturschutzakteurinnen und -akteuren unter Mitwirkung von wissenschaftlichen Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Biodiversitätsforschung ein Citizen Science-Ansatz zum Tagfalter-Monitoring erprobt, implementiert und an eine interessierte Öffentlichkeit sowie Fachexpertinnen und Fachexperten in Ungarn kommuniziert.

In Ungarn war bürgerschaftliches Engagement und Partizipation in wissenschaftlichen und Naturschutz-Kontexten in Form von Citizen Science kaum bekannt. Daher war es Ziel, für den ungarischen Őrség Nationalpark und die umliegenden Natura 2000-Gebiete ein Netzwerk von qualifizierten Freiwilligen aufzubauen, die unter fachlicher Betreuung Daten zu den dortigen Tagfalterpopulationen erfassen. Aus den erhobenen Daten wurden Schutzmaßnahmen abgeleitet und naturschutzgerechte Landnutzungsperspektiven festgelegt. Darüber hinaus wurde der in Ungarn kaum bekannten Begriff Citizen Science als Form partizipatorischen ehrenamtlich-wissenschaftsnahen Engagements eingeführt und in der Breite vermittelt.

Es gab drei Arbeitspakete (AP):

 

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Das Vorhaben des Örség Nationalpark (ÖNP) zur Durchführung eines Vorhabens nach Kriterien von Citizen Science war nicht nur für den ŐNP und die Region Westungarn, sondern für ganz Ungarn einmalig und neu. Dabei wurden innovative Methoden und Instrumente für Kooperationen mit freiwilligen Teilnehmenden aus der Zivilgesellschaft entwickelt und basierend auf einem konkreten Umsetzungsziel modellhaft angewendet.

Weiterhin wurde im Rahmen des Projektes das in Ungarn kaum bekannte Konzept Citizen Science als Form bürgerschaftlichen wissenschaftsnahen Engagements und der Partizipation an wissenschaftlichen Prozessen eingeführt und das Potenzial für ganz Ungarn beispielhaft aufgezeigt.

Das gesamte Kommunikations- und Bildungskonzept mit allen Komponenten inklusive der Internet-Plattform und der App zur Tagfaltererfassung kann auf andere Kontexte adaptiert werden und wurde den anderen ungarischen Nationalparks vorgestellt und zur Verwendung angeboten.

 

Besondere Aspekte des Projektes

Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des Vorhabens war, dass erfahrene Akteurinnen und Akteure aus dem praktischen Naturschutz, aber auch aus dem Bereich der Biodiversitätsforschung und der Umweltbildung aus Deutschland an der Realisierung des Vorhabens mitwirkten und ihre langjährigen Erfahrungen aus dem Bereich Citizen Science (u. a. Wildkatzen-Monitoring und Tagfalter-Monitoring in Deutschland) in das Vorhaben einbrachten.

Ein wichtiger Aspekt war auch die gezielte Aktivierung von ungarischen Jugendlichen, welche an vielen umgesetzten Maßnahmen partizipierten. Sie nahmen am Sommercamp und an Workshops in Deutschland und Ungarn sowie an Fachtagen für junge Tagfaltererfasserinnen und -erfasser teil. Von ihnen wurde auch eine Dauerausstellung entworfen.

 

Förderthema: FT 11: Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung in Nutzlandschaften und Schutzgebieten

Kooperationspartner:

Assoziierte Partner:

Wirkungsorte:

Förderzeitraum: Oktober 2017 bis Dezember 2019, Abschlussbericht zum Download

Projektkosten: Gesamtvolumen: 309 058 Euro, Förderung durch DBU: 153 311 Euro

DBU-AZ: 33793


Stand: 16.09.2021