Stein- und Edelputze schützen und erhalten

Stein- und Edelputze kennzeichnen eine Vielzahl von Bauwerken, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind – beispielsweise auch das Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel

Durch eine vielfach aufwendige handwerkliche Gestaltung sowie besondere Materialeigenschaften müssen bei Sanierungsmaßnahmen meist individuelle Lösungen gefunden werden. Um etablierte Lösungsansätze für das Schließen von Fehlstellen, das Hinterfüllen von Hohlstellen aber auch das Entfernen von anthropogenen umweltinduzierten Schadsalzen wie Gips zu erarbeiten, führte das Institut für Bauforschung und Bauerhaltung (IBB) der Fachhochschule Potsdam grundlegende Untersuchungen zu Erhaltungs- und Sanierungstechnologien durch. Dabei wurde das IBB von zahlreichen Kooperationspartnern unterstützt, darunter das Büro Winfried Brenne Architekten, Berlin.

 

Historische Putzproben - Tafeln des Herstellers „Dolomitin“ in Kratzputztechnik

Edelputze und Steinputze unterscheiden sich durch das Bindemittel, das im Fall der Edelputze Kalk, im Fall der Steinputze Zement ist. Diese Putzsysteme, deren Zusammensetzungen teilweise bereits in DIN-Normen festgeschrieben wurden, entstanden durch technologische Neuentwicklungen im 19. Jahrhundert und zeichnen sich durch ihre hohe Festigkeit aus. Allerdings differieren sie stark von heutigen Putzsystemen und lassen sich daher nicht ohne weiteres mit modernen Putzen ergänzen. Zudem wird die Farbigkeit der historischen Putze durch die Beigabe von Zuschlagstoffen erreicht. Dem Putz durch Überstreichen eine neue Farbe zu verleihen, ist daher nicht möglich.
Vor diesem Hintergrund untersuchte das IBB folgende Maßnahmen und Erhaltungstechnologien:
  • Reinigung mittels verschiedener Partikelstrahlverfahren, wässriger und chemischer Methoden
  • Anstrichentfernung
  • Hinterfüllen von Putzschalen
    Stark hervorgetretende Auswaschung an der Fassade eines Untersuchungsobjektes

    Dabei wurden 311 historische Berliner Bauten mit historischen Putzen in einer Datenbank erfasst und so ein repräsentativer Überblick zum Objektbestand vorgelegt. In Feldversuchen, bei denen Putze mit industriellen Werktrockenmörteln nachgestellt wurden, ließen sich alle elf eingesetzten Produkte gut bis ausreichend gut verarbeiten. Allerdings verursachte die Kunststoffvergütung einen hohen Glanzgrad, sodass sie aus ästhetischen und bestandsäquivalenten Gründen nur bedingt geeignet sind.

     

    Auftragen und Glätten eines Edelputzes aus Werktrockenmörtel

    Ausgehend von Mörtelanalysen der Bestandsputze gelang es, Edel- und Steinputze im Labormaßstab erfolgreich nachzumischen. Labor- und Feldversuche zur Oberflächenreinigung und Anstrichentfernung ergaben, dass die Ergebnisse abhängig von den mechanischen Eigenschaften der historischen Putze, ihrer Oberflächenmorphologie sowie sekundärer Oberflächenveränderungen und -beschichtungen durch eine Reihe weiterer Faktoren beeinflusst wurden, sodass keine allgemein gültige Aussage möglich war. Die Versuchsergebnisse bieten jedoch wertvolle Erfahrungswerte für das Finden individueller Lösungen. Da 77 % aller in Deutschland zwischen 1925 und 1930 neu verputzen Bauten mit Edelputzen behandelt wurden, haben die Ergebnisse eine große Relevanz.
    Dünnschliffmikroskopie einer Putzprobe: Gefüge aus hellrotem und dunkelrotem (oben) Putz

    Projektthema:
    Erhaltungstechnologien für umweltgeschädigte Edel- und Steinputze

    Projektdurchführung:
    Fachhochschule Potsdam, Institut für Bauforschung und Bauerhaltung
    Pappelallee 8 ‑ 9
    14469 Potsdam
    wkoch@fh-potsdam.de
    www.fh-potsdam.de

     

    AZ 26503