Singvögel an Offshore-Windparks: Innovative Monitoringmethoden für Artenhilfsmaßnahmen

Auswirkungen von Offshore-Windparks auf Singvögel

Der geplante Ausbau von Offshore-Windparks ist ein Eingriff in das Ökosystem der Nordsee im Allgemeinen und kann Singvögel auf ihren Wanderungen zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten im Speziellen beeinträchtigen, z. B. durch Kollisionen mit den Anlagen. Zwar sind die Flughöhen und das jahreszeitliche Auftreten von Zugvögeln generell bekannt, wir wissen aber nur sehr eingeschränkt etwas über die artspezifischen Muster und kaum etwas darüber, wie besonders Singvögel mit den Offshore-Anlagen interagieren. Da die meisten Singvögel nachts wandern, und viele Arten für GPS-Sender zu leicht sind, können die Auswirkungen von Offshore-Windparks bislang nur sehr schwer abgeschätzt werden.

Erfassung des Flugverhaltens mit Motus-Radiotelemetrie

Erstmals wird in diesem Projekt das Flugverhalten von Singvögeln an Offshore-Windparks mit Motus-Radiotelemetrie im Feldversuch erfasst, um Flugwege und Flugverhalten innerhalb des Offshore-Windparks der Vögel auf Artniveau zu analysieren. Bei dieser bereits ausgereiften Telemetrie-Methode bekommen die Singvögel einen Radiosender wie eine Art Rucksack angebracht, der mit elastischen Schlaufen um den Beinansatz gelegt wird. Im Gegensatz zu den für größere Vogelarten geeigneten satelliten- oder mobilfunkgestützten GPS-Sendern sendet dieser regelmäßig ein individuelles Radiosignal aus, welches mit einem Netzwerk von Radioempfängern aufgezeichnet wird.

Monitoring und Maßnahmenentwicklung

Für das Monitoring des Flugverhaltens werden zwölf sogenannte Motus-Empfangsstationen im Offshore-Windpark-Cluster „Helgoland Wind“ installiert. Gemeinsam mit den bereits über 100 weiteren Stationen entlang der Nordseeküste sammeln die Empfangsstationen die Bewegungsdaten einzelner Singvögel. Dazu werden im Frühjahr und im Herbst auf Helgoland und entlang der nordfriesischen und dänischen Küste Singvögel mit Radiosendern ausgestattet. Mithilfe statistischer Methoden können Flugwege und Verhaltensweisen klassifiziert und quantifiziert werden. Auf Basis der Ergebnisse sollen gemeinsam mit Windparkbetreibenden Maßnahmen zur Verringerung potenzieller negativer Auswirkungen auf Singvögel entwickelt werden.

Projektdurchführung:
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
Oldenburg

DBU-AZ: 40640/01

Förderzeitraum: 01.07.2026-30.06.2029

Radioempfangstation im Windpark
© Jörge Schneemann