Schwarzerlenanbau in Niedermooren

Ein Laubbaum der es gerne nass mag und daher vornehmlich in Wassernähe sowie Überschwemmungsgebieten zu finden ist. Dies sind ideale Voraussetzungen für die Wiederbelebung von Niedermooren. Die Vision: Die Schwarzerle Alnus glutinosa - „Baum des Jahres 2003“ - soll zukünftig auf degenerierten deutschen Niedermooren als Wertholz angebaut werden. Hierzu startete ein Pilot-Projekt in Mecklenburg-Vorpommern auf Überflutungsflächen mit Unterstützung der DBU.
Warum gerade die Schwarzerle?
Die Schwarzerle wächst in nassen, nährstoffreichen und potenziell torfbildenden Niedermooren. Dort besitzt sie ein hohes, bisher kaum ausgeschöpftes Ertragspotenzial, was eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu bisherigen torfzehrenden Nutzungsformen sein könnte. Bei einer Aufforstung basen- und nährstoffreicher Niedermoorböden stellen Erlen-Eschen-Wälder die natürliche Bestockung halbnasser Standorte dar. Daher bieten wiedervernässte Moorgrünländer mit hohem Nährstoffpotenzial und ausreichender Standfestigkeit günstige Bedingungen für das Wachstum der Schwarzerle. Aufgrund ihrer Nässetoleranz eignet sich diese einheimische Baumart besonders in Renaturierungsgebieten mit saisonaler winterlicher Überstauung für die forstliche Nutzung.

Finden geeigneter Flächen für den Erlenanbau
Ein Ziel des Projekts war die Entwicklung bzw. die Optimierung eines praxisbezogenen Kartierungsverfahrens zur Lokalisierung geeigneter Standorte. Die standörtliche Eignung wird von Feuchtebedingungen, der Nährstoffsituation und der Säure-Basen-Versorgung bestimmt. Diese Parameter können im Gelände mit Hilfe des Indikatorpotenzials von Standortsweiserpflanzen abgeschätzt und kartiert werden. Das Vorkommen oder auch Fehlen spezieller Arten gibt indirekt Auskunft über die genannten Faktoren. Auf diesem Wege erhält man durch botanische Kartierungen flächige Informationen über die aktuellen Bedingungen.

Wasser als Faktor für den Ertrag
Die Wuchsleistung der Erlen ist abhängig von der Höhe der mittleren Wasserstände. Wichtig ist insbesondere die Durchströmung des Moores. Optimal sind Gebiete mit Quellzuflüssen und durchsickerndem bewegten Wasser. Während staunasse Standorte mit langem und hohem Überstau nur mäßigen Ertrag garantieren. Hier gilt es einen naturschutzverträglichen und moorschonenden Weg zwischen Ökologie und Ökonomie zu finden.

Moorschutz durch Möbel und Spielzeug
Der Anbau von Erlenwertholz ist auf geeigneten Standorten aus forstwirtschaftlicher Sicht durchaus zukunftsversprechend. Aufgrund gestiegener Nachfrage verbessern sich die Absatzmöglichkeiten für Schwachholz z. B. für die energetische Nutzung. Erlenwertholz wird vor allem in der Möbelindustrie und der Spielwarenproduktion eingesetzt. Wegen ihrer hohen Haltbarkeit unter Wasser findet die Schwarzerle auch häufig Verwendung im Wasserbau.

Versuchsanlage am mecklenburgischen Trebelufer
Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden im „ALNUS-Projekt" unterschiedliche Pflanzverfahren und geeignete Kriterien für die Auswahl von Erlenstandorten untersucht. Das im Landkreis Demmin gelegene Trebeltal wurde als Untersuchungsstandort ausgewählt. Dort pflanzten die Wissenschaftler rund 20.000 Jungerlen auf einer Fläche von zehn Hektar. Etwa 60 Jahre wird es dauern, bis das Holz umweltschonend geerntet und der entsprechenden Verwertung zugeführt werden kann.

Alternative Einkommensquelle
„Mit unserer Versuchsanlage bei Brudersdorf wollen wir Landwirte und Eigentümer von Moorflächen für den Erlenanbau gewinnen", äußerte sich Jörg Schröder vom Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommern zu den Projektzielen.
Und hierfür stehen die Chancen nicht schlecht. Bei Wegfall der EU-Tier- und Flächenprämie ab 2006 wird Rinderhaltung auf Überflutungsflächen unrentabel. Dann könnte die Erlenwertholzproduktion eine interessante Nutzungsalternative darstellen.

Vorteile für Flora & Fauna
Aufgeforstete Erlenwälder auf degenerierten feucht-nassen Niedermoorstandorten können zur Förderung seltener Arten feuchter Wälder wie beispielsweise der Walzenseggen-Erlen-Sumpfwälder, Brennnessel-Erlen-Eschen-Wälder oder Flutschwaden-Erlenwälder beitragen. Auch störungsempfindliche Großvögel wie Kranich, Schwarzstorch und Schreiadler könnten hier mittelfristig wieder Lebensraum finden. Die Artenvielfalt dieser Wälder steht der von Offenlandstandorten nicht nach.

Offenland oder Wald
Aus den Projektergebnissen wird deutlich, dass bei wiedervernässten Niedermooren nicht zwingend die kostenintensive Offenhaltung der Gebiete erste Wahl des Gebietsmanagements sein muss. Die Aufforstung mit Schwarzerle kann eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Option der langfristigen Nutzung und Entwicklung dieser Flächen sein.

Ein übersichtlicher Leitfaden informiert über die wichtigsten praxisrelevanten Ergebnisse des Forschungsvorhabens. Das Inhaltverzeichnis und einen Ausschnitt aus dem Leitfaden finden Sie auf der Homepage der Universität Greifswald. Über diesen Link können Sie zusätzlich den Leitfaden kostenfrei bestellen.

Kurzinfo:

ProjektzielRenaturierung von Niedermooren durch Schwarzerlenbestockung
Stand des Projektsabgeschlossenes Vorhaben
Aktenzeichen19599
Projektträger

Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald Botanisches Institut und Botanischer Garten
Grimmer Straße 88
17487 Greifswald

Ansprechpartner

Prof. Dr. Michael Succow

Koordination: Achim Schäfer, DUENE e. V.

Telefon(03834) 86 41 16 oder (03834) 86 41 18 (DUENE e. V.)
Fax(03834) 86 41 07
Emailschaefea@uni-greifswald.de
Internetwww.botanik.uni-greifswald.de