Renaturieren mit Totholz

Fließgewässer werden heute oft noch mit schwerem Gerät wie Bagger und Raupen renaturiert. Diese umfangreichen bauliche Maßnahmen verursachen jedoch hohe Kosten. Gewässer lassen sich aber auch auf ganz andere Weise renaturieren – das ist das Ergebnis eines Projektes der Universität Hannover.

Fließgewässer sind dynamische Lebensräume, in denen natürlicher Weise Anlandungs- und Abtragungsprozesse ablaufen. Beeinflusst man die Hydrodynamik eines beeinträchtigten Gewässers gezielt durch Totholz, kann auf Maschineneinsatz weitgehend verzichtet werden und eine eigendynamische Entwicklung eintreten. Bäume werden so gefällt, dass sie in das Gewässer fallen und den Strömungsverlauf verändern. Begradigte Gewässer nehmen langsam wieder einen mäandrierenden Verlauf. Bei tief eingeschnittenen Bächen hebt sich die Gewässersohle an. Das Vorhaben dient der exemplarischen Entwicklung und praktischen Erprobung eines kostengünstigen und übertragbaren Verfahrens.

Bäume fällen zur Gewässerrenaturierung

Am Beispiel zweier ausgewählter Bäche in Hessen wurden die Möglichkeiten dieser Renaturierungsmethode untersucht. Nach der Aufnahme des Ausgangszustandes wurden größere Uferbäume so gefällt, dass die Baumstämme ins Gewässer fielen. Dort bildeten sich natürliche Schwellen und barriereartige Strukturen. Mit der Zeit hielten sie Treibholz und Laub zurück. Dies führte sowohl zu Seitenerosionen als auch zu Aufschotterung und Anhebung der Gewässersohle. In der zweiten Phase wurden die eingetretenen Veränderungen in der Gewässermorphologie und Hydrologie und ihre Auswirkungen auf die Besiedlung der Gewässer und ihre Ufer dokumentiert und bewertet. Ökonomische Untersuchungen der Universität Greifswald zu den Kosten der durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen ermöglichten abschließend eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse des neuen Verfahrens. Alle Projektbeteiligte, potenzielle Anwender und betroffene Anlieger arbeiten in regelmäßigen Abständen im Rahmen von Arbeitsgruppen und Informationsveranstaltungen in dem Vorhaben mit.

Ergebnisse

Die ersten Erfolgskontrollen des noch laufenden Projektes zeigen positive Ergebnisse: Die Fließwiderstände in den untersuchten Gewässern haben sich erhöht. Sedimentumlagerungen sind nachweisbar, wobei deren dauerhafte Auswirkung noch überprüft werden muss. Fische werden durch das Totholz in ihren Wanderungen im Gewässer offensichtlich nicht beeinträchtigt. In Folge dieses Projektes wird in Hessen das zielgerichtete Einbringen von Totholz zur Renaturierung bei der wasserrechtlichen Bewertung bereits als zulassungsfreie Unterhaltungsmaßnahme behandelt. Die rechtliche Bewertung derartiger Renaturierungsformen sowie der Umgang mit potenziellen Schadensfällen durch sich umlagerndes Totholz ist darüber hinaus noch zu klären.

Projektthema
Renaturierung von Fließgewässern mit Totholz

Projektdurchführung
Leibniz Universität Hannover
Institut für Umweltplanung
Herrenhäuser Str. 2
30419 Hannover
Tel. (0511) 7 62 26 52
Fax (0511) 7 62 37 91
info@umwelt.uni-hannover.de

Durch die gezielte Einbringung von Totholz in einem Bach wird dieser renaturiert.