Pflanzenölkocher

Mit der Entwicklung und Konstruktion eines Pflanzenölkochers, desen Funktionsprinzip dem eines Camping-Kochers ähnelt, ist Forschern vom Fachgebiet Agrartechnik in den Tropen und Subtropen der Universität Hohenheim ein Durchbruch gelungen:

Der mit Pflanzenöl betriebene Kocher beugt den Gesundheitsgefahren durch Kochen an offenen Feuerstellen vor und hilft, den enormen Brennholzbedarf einzudämmen. Der Kocher ist einfach zu bedienen und verbrennt verschiedene Pflanzenöle sparsam und sauber.

Der Öko-Kocher hat mittlerweile in verschiedenen Feldtests seine Praxistauglichkeit bewiesen; er soll für rund 30 Euro anteilig in den Ent­wicklungsländern, in denen er zum Einsatz kommt, produziert werden. Die als Brennstoff benötigten Pflanzenöle können vielerorts lokal beziehungsweise regional auf relativ einfache Weise gewonnen werden.

Gesundes Kochen ohne Klimagas, Ruß und Gift
In den Entwicklungsländern kochen über zwei Milliarden Menschen tagtäglich an offenen Feuerstellen. Rund zwei Tonnen Brennholz verfeuert eine Familie dabei durchschnittlich im Jahr. Unter diesem enormen Brennholzbedarf leiden nicht nur die Wälder: Hauptleidtragende sind vor allem Frauen und Kinder, welche beim Kochen am offenen Feuer die Rauchgase in den Hütten einatmen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Todesfälle infolge der Abgase an offenen Feuerstellen auf jährlich 1,6 Millionen. Bei 30 % der Kinder, die in Indonesien im Alter zwischen ein und vier Jahren sterben, ist die Todesursache auf Emissionen an offenen Kochstellen zurückzuführen.
Mit dem neuen Pflanzenölkocher und 100 Litern Pflanzenöl kann eine durchschnittliche Familie ein ganzes Jahr unter gesunden Bedingungen kochen. Der Kocher qualmt nicht, benötigt keine knappen und teuren Rohstoffe, wie Holz oder Petroleum, und es entweicht ihm 370-mal weniger Kohlendioxid als offenen Feuerstellen.

Technik für Entwicklungs­länder
Die technischen Erfordernisse für den Einsatz von Pflanzenölen als Energiequelle zum Kochen, denen im Verlauf des Projekts Rechnung getragen werden musste, sind indes nicht gering zu schätzen: Die Flammpunkte von Pflanzenölen liegen mit 180 - 260 °C wesentlich höher als bei Petroleum. Bei der Verbrennung entstehen Temperaturen von über 1.400 °C, was sehr hohe Anforderungen an das verwendete Material des Kochers stellt.

Der Kocher selbst ist absolut explosionssicher. Clou der Entwicklung ist ein besonders angeordnetes Verdampferrohr sowie eine bestimmte Brennraumgeometrie. Der mit einer Luftpumpe versehene Kocher wird mit Pflanzenöl befüllt. Mit der Pumpe wird der Druck aufgebaut, der das Öl durch eine Leitung bis in das Verdampferrohr treibt, wo es durch die Hitze der Kocherflamme verdampft. Der nunmehr gasförmige Brennstoff tritt aus der Düse aus, vermischt sich mit Luft und verbrennt in einer heißen Flamme.

Auf den Einbau komplizierter Düsen, um den Brennstoff einzuspritzen, wurde bewusst verzichtet. Eine stattdessen verwendete 0,5 mm große Öffnung lässt sich mit einem einfachen Draht bei Verschmutzung säubern.

Hilfe für Mensch und Natur
Die erfolgreiche Entwicklung des Pflanzenölkochers verknüpft auf beispielhafte Weise soziale, ökologische und ökonomische Aspekte; sie ist damit ein Musterbeispiel eines nachhaltigen Entwicklungsprojekts. Nach Abschluss des Projekts wird der Pflanzenölkocher weltweit unter dem Namen «Protos» von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH vertrieben.

Projektthema
Pflanzenöle als Brennstoff: Entwicklung von Haushaltskochern für tropische und subtropische Länder

Projektdurchführung
BSH Bosch and Siemens Hausgeräte GmbH
Samuel N. Shiroff
T: +49 89 4590-3039
F: +49 89 4590-5079
E: samuel.shiroff@bshg.com
www.pflanzenoelkocher.de

 


Pflanzenölkocher in Aktion