Nachhaltiges RegionALMAmanagement und Wertschöpfung zum Erhalt alter Apfelsorten in Kasachstan und Kirgistan – „ALMA“

Projekt aus der internationalen Förderung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Zentralasien zählt zu den Hot Spots der Klimakrise, aber auch der Biodiversität – wie überall sind die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Biodiversitätsverlust eng miteinander verzahnt. Selbst der asiatische Wildapfel Malus sieversii ist mittlerweile auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) zu finden. 70 Prozent des ursprünglichen Habitats sind bereits durch landwirtschaftliche Flächenausdehnung, Bebauung, Intensivierung, genetische Erosion und Überweidung von naturnahen Flächen (z. B. Streuobstwiesen) verloren gegangen. Diesem Prozess ist durch die Ausweisung von Schutzgebieten nur sehr begrenzt Einhalt zu gebieten. Zielführender wären nachhaltige Nutzungskonzepte, wie sie in deutschen Großschutzgebieten vielfältig erfolgreich umgesetzt werden. Idealerweise sollte solchen Konzepten die vollständige Modellierung der Wertschöpfungskette vom Ursprung bis hin zur Verwertung eines Produktes zugrunde liegen. Dies soll im beantragten Projekt am Beispiel des asiatischen Wildapfels gemeinsam mit kasachischen und kirgisischen Partnern umgesetzt werden. Dabei ist die rein betriebswirtschaftliche Sichtweise um den Aspekt der Ökosystemleistungen (ÖSL) zu ergänzen. Mit dem Projekt wird modellhaft eine ÖSL-orientierte Wertschöpfungskette „Wildapfel“ konzipiert, deren Umsetzung in Theorie und Praxis den Bestand noch vorhandener Wildapfelbestände sichern soll. Durch die Integration der eingesetzten Projektmethoden, wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse sowie Ergebnisse in bestehende Curricula der kooperierenden Hochschulen, wird neben der Umweltentlastung auch ein Umweltbildungseffekt erzielt, der nach erfolgreicher Beendigung des Projektes als zusätzlicher Multiplikatoreffekt wirken wird.

Das Projekt ist in drei Module untergliedert, die gemeinsam von einem interdisziplinären Team aus Vertreter*innen der Bereiche Sozioökonomie, Betriebswirtschaftslehre, Agrarwissenschaften, Ökologie, Landnutzung, Naturschutz sowie Unternehmen im Bereich des Obstbaus entwickelt werden. Dazu erfolgen zunächst eine ergänzende Evaluierung vorhandener Lebensräume und die Festlegung von ÖSL-Indikatoren. Auf der Grundlage der so für das Projekt festgestellten relevanten Flächen, wie z. B. Wildapfelgebiete, Streuobstwiesen, Apfelgärten und Plantagen, erfolgt im zweiten Modul die theoretische ÖSL-Inwertsetzung bzw. deren Potenzial/Naturkapital. Auf dieser Basis werden verschiedene Wertschöpfungspfade (water, carbon, ecological footprint) berechnet und zu den definierten Nachhaltigkeitsaspekten in Bezug gesetzt. Die notwendige ÖSL-Klassifikation erfolgt dabei unter Berücksichtigung einschlägiger Studien (z. B. „The Economics of Ecosystems and Biodiversity – TEEB“) und Klassifizierungs- sowie Handlungsempfehlungen (z. B. „Common International Classification of Ecosystem Services – CICES“). Im dritten Modul wird eine Kommunikationsstrategie entwickelt und umgesetzt, deren wichtigster Bestandteil ein Managementtool als Entscheidungsunterstützungsinstrument für Stakeholder ist (z. B. Besitzer von Wildapfelbeständen, Vermarktungs- und Veredlungsunternehmer, politische Entscheidungsträger). Modul 3 enthält somit auch einen Maßnahmenkatalog für „Capacity Building“, um den Transfer und die Kommunikation der Projektergebnisse zu gewährleisten.

Das Projekt wird bei verschiedenen Fachveranstaltungen während der Laufzeit und am Projektende sowohl im internen Kooperationsnetzwerk als auch bei passenden öffentlichen Initiativen vorgestellt. Das Managementtool für den Aufbau ÖSL-orientierter Wertschöpfungsketten wird nicht nur publiziert, sondern über einen Leitfaden auch für Praktiker kommuniziert. Die Projektpartner nehmen die Ergebnisse im Rahmen ihrer jeweiligen Internetpräsentationen auf. Die Integration in die Curricula von Studiengängen an den beteiligten Hochschulen sichert den Fortbestand des akademisch relevanten Wissens auch nach Projektende.

 

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Der Anbau von Äpfeln in Streuobstwiesen gilt als eines der Paradebeispiele für den Schutz extensiv genutzter Kulturlandschaften in Deutschland. Zahlreiche Projekte wurden in den letzten Jahren dazu umgesetzt. Allerdings spielen dabei sozioökonomische Fragen sowie Aspekte zur Inwertsetzung von ÖSL noch immer eine untergeordnete Rolle. Dabei wäre es durchaus sinnvoll, eine vollständige Modellierung der Wertschöpfungskette vom Ursprung bis hin zur Verwertung eines Produktes unter Berücksichtigung sozial-ökologischer Aspekte sowie ökonomischer Fragen durchzuführen. Dies setzt allerdings einen Grad an Inter- und Transdisziplinarität voraus, der nur selten zu finden ist. Insofern bietet das Vorhaben eine sehr gute Chance, dies einmal durchzuspielen. Die NETSCI GmbH kann in dieser Hinsicht auf hochmotivierte und engagierte Projektpartner aus Wissenschaft und Praxis entlang der Wertschöpfungskette zählen. Dabei kommt den Partnern zugute, dass es sich um ein wirklich drängendes Thema handelt, nämlich die Bewahrung von alten Apfelsorten, für welche das Projektgebiet eine besondere Verantwortung trägt. Dieser Verantwortung möchten sich die beteiligten Regierungen stellen – in diesem Sinne eröffnet sich aktuell ein günstiges Zeitfenster, das es zu nutzen gilt. Letztlich spielt dabei die Entwicklung von Strukturen für eine nachhaltige Regionalvermarktung zur Bewahrung der Biodiversität eine entscheidende Rolle. Ein wichtiger Indikator sind dabei ÖSL, die im Rahmen des Projekts systematisch integriert werden sollen in das zu entwickelnde Managementtool. Wesentlich für das geplante Vorhaben ist es auch, alle Akteure mitzunehmen. Dafür ist ein umfangreiches Kommunikationskonzept vorgesehen.

 

Besondere Aspekte des Projektes

Der Inwertsetzung von Ökosystemleistungen kommt im Biodiversitätsschutz eine entscheidende Rolle zu. Am Beispiel des Streuobstwiesenanbaus von Äpfeln soll im Rahmen des Projekts versucht werden, diesen Aspekt entlang von Wertschöpfungsketten durch zu deklinieren. Gemeinsam mit den Projektpartnern aus Kasachstan und Kirgistan soll damit ein wertvoller Beitrag zur Bewahrung alter Apfelsorten geleistet werden. Die zu entwickelnden Konzepte werden einen direkten Praxisbezug haben, so dass diese auch nach Projektende weitergeführt werden können.

 

Förderthema: FT 11: Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung in Nutzlandschaften und Schutzgebieten

Kooperationspartner:

Wirkungsorte: Sachsen, Kasachstan, Kirgistan

Förderzeitraum: Februar 2021 bis Januar 2023

Projektkosten: Gesamtvolumen: 214 945 Euro, Förderung durch DBU: 124 135 Euro

DBU-AZ: 37087


Stand: 20.05.2022

AZ 37087 Äpfel
AZ 37087 Apfelbäume