Modellhafte Konzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospital- und Klostergartens der Borromäerinnen in Prag im Schnittpunkt zwischen UNESCO-Welterbe und Natura 2000

Projekt aus der internationalen Förderung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Ziel des Projektes war es, eine modellhafte Dokumentation und Rahmenkonzeption zur denkmalgerechten und ökologischen Inwertsetzung des Hospitalgartens der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus in Prag unter Berücksichtigung kultursoziologischer Aspekte zu entwickeln. Der Hospitalgarten verfügt über ein besonderes Potenzial, dessen Erforschung, Erschließung und planerische Aufwertung Gegenstand des Projektes war. Dabei wurde die bislang unbekannte Geschichte der Klosteranlage in Bezug auf ihre Freiraumentwicklung nachgezeichnet. Weiterhin wurden innovative Maßnahmen zur Lösung von Konflikten im Schnittbereich von Denkmal-, Natur- und Kulturlandschaftsschutz im städtischen Kontext modellhaft erarbeitet. Das Vorhaben hatte drei Phasen:

Phase 1: Grundlagenermittlung mit der Auswertung von archivalischen Quellen und historischen Abbildungen, Plänen und Karten

Der Bestand des Hospitalgartens wurde in Plänen, Text und Fotos unter Darstellung der denkmalrelevanten Besonderheiten erfasst. Zusätzlich wurde eine ökologische Grundlagenerhebung des faunistischen und floristischen Bestands sowie Untersuchungen zur Bestimmung der Bodenqualität erstellt.

Phase 2: Ökologische-denkmalpflegerische Rahmenkonzeption

Der den Hospitalgarten umgebende Naturraum und die Kultur- und Stadtlandschaft wurden dabei analysiert. Die in Phase 1 erarbeiteten Bestandsaufnahmen wurden mit den recherchierten historischen Plänen und Karten überlagert, wobei hier eine Ausweisung der erhaltenen Zeitschichten sowie eine Bewertung des Arteninventars erfolgten. Weiterhin wurden ökologische und denkmalpflegerische Leitbilder aufgestellt sowie Erhaltungs- und Entwicklungsstrategien und -ziele festgelegt.

Phase 3: Planung

Aufbauend auf den Ergebnissen aus Phase 1 und 2 wurden u. a. eine Entwurfs- und Genehmigungsplanung sowie eine Ausführungsplanung erarbeitet. Alle Planungen erfolgten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, wie dem Nationalen Denkmalamt, den Umweltbehörden oder dem Wasserwirtschaftsamt.

Zum Abschluss des Projektes wurde auch die Baugenehmigung erreicht und die Umsetzung von konkreten Maßnahmen gestartet.

Ebenfalls  Bestandteil des Projektes war der interdisziplinäre und internationale Wissenstransfer in Form von kleineren gezielten Workshops sowie einer Fachexkursion nach Deutschland.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit spielte eine wichtige Rolle. Das Vorhaben mit seinen Ergebnissen wurde in einem Kalender, einem Faltblatt und Planungsheft vorgestellt.

 

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Wie bei vielen ähnlich gelagerten Anlagen in Tschechien, aber auch in Deutschland, fehlen bislang eine Gesamtkonzeption, die denkmalpflegerische und ökologische Belange unter Berücksichtigung aktueller Nutzungsanforderungen, d. h. medizinische, therapeutische und spirituelle Aspekte, vereinbart sowie konzeptionell-strategische Überlegungen zur Einbindung in die Umgebung (UNESCO-Welterbe­bereich und Natura 2000-Gebiet).

Das Vorhaben adressierte ein Desiderat im Umgang mit historisch wertvollen Gartenanlagen. Gemäß dem Stand der Technik findet häufig nur eine monodisziplinäre Betrachtung des Bestandes statt, also z. B. nur hinsichtlich der Flora und Fauna oder nur bezogen auf die Belange der Denkmalpflege. Insbesondere auch im Hinblick auf die Sustainable Development Goals ist eine inter- und transdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Bestand sowie deren Entwicklungspotentiale notwendig. Nur so kann die Gartenanlage in Zukunft sowohl als Denkmal erhalten bleiben als auch seine Aufgabe als Ort der Biodiversität erfüllen.

Bei dem Hospitalgarten der Borromäerinnen handelt es sich um ein bedeutendes Kulturgut tschechischer und deutscher Geschichte aus einer Zeit, als in Prag die deutsche Bevölkerung fast doppelt so hoch war wie die einheimische. Am Rand eines Natura 2000-Gebietes und mitten in der UNESCO-Welterbezone des historischen Stadtkern Prags gelegen, bietet die Gartenanlage hervorragende Voraussetzungen für ein Modellprojekt, wie eine denkmalgerechte und ökologische Inwertsetzung von innenstadtnahen Grün- und Parkflächen gelingen kann. Das Vorhaben hat damit einen Vorbildcharakter für viele ähnliche Hospitalgärten in Tschechien, aber auch in Deutschland und darüber hinaus.

 

Besondere Aspekte des Projektes

Mit dem Vorhaben wurden zwei konkrete Anliegen der Sustainable Development Goals adressiert. Zum einen die modellhafte Erhöhung der Biodiversität am Standort des Hospitalgartens sowie die funktionale Einbindung der Gartenfläche in den Grünzug des Laurenzibergs (Petřín). Zum anderen die Einführung eines nachhaltigen Wassermanagements am Laurenziberg. Dies soll u. a. durch eine Verbesserung des Bodens, die artenreiche Neuanpflanzung von Gehölzen und die Anlage von Streuobstwiesen und Strauchhecken etc. erreicht werden. Zu weiteren besonderen Aspekten des Vorhabens gehörten die partizipative Struktur mit einem offenen Dialog bei der Projektumsetzung sowie die Ortskenntnisse des Antragstellers und aller beteiligten Akteurinnen und Akteure.

 

Förderthema: FT 12: Bewahrung und Sicherung national wertvoller Kulturgüter vor schädlichen Umwelteinflüssen

Kooperationspartner:

Wirkungsorte: Deutschland (Schwerpunkt: Dresden/Sachsen), Tschechien (Schwerpunkt: Prag)

Förderzeitraum: Februar 2018 bis April 2021

Projektkosten: Gesamtvolumen: 159 596 Euro, Förderung durch DBU: 124 953 Euro

DBU-AZ: 34526


Stand: Juli 2021