Kugelwasserturm Ilsede: Entschichten mit Lasertechnik

Bisher ĂŒbliche Entschichtungsverfahren von StahloberflĂ€chen basieren auf der Strahltechnologie. Zum Einsatz kommen dabei feste StrahlgĂŒter wie Sand, Glas- und Kunststoffgranulat oder Stahl.

Diese Verfahren sind aus Umweltsicht bedenklich, da sie teilweise problematische Stoffe abtragen, die aufwendig entsorgt werden mĂŒssen. Ebenfalls auftretende Feinstaubemissionen belasten die Arbeiter und die nĂ€here Umgebung.

In Vorbereitung auf die Sanierung des Ilseder Kugelwasserturms wurde die umwelt- und materialschonende Laser-OberflÀchentechnologie zur Entschichtung und Entrostung an einem Industriedenkmal erstmals wissenschaftlich evaluiert.

Der Kugelwasserturm – als HochbehĂ€lter aus Stahl mit typischer Kugelform und Ă€ußerem StĂŒtzring aus Dreiecksblechen als Wasserreservoir und DruckbehĂ€lter fĂŒr die Kokerei 1920/1921 errichtet – stellt in der Technikgeschichte einen Höhepunkt der Entwicklung von genieteten StahlblechbehĂ€ltern dar. Der Kugelwasserturm ist eines der letzten erhaltenen Zeugnisse der Ilseder HĂŒtte.

Kugelwasserturm in Ilsede

Das Laserverfahren nutzt den fokussierten Laserstrahl, um die Deck- und Rostschichten durch Verdampfung zu entfernen, ohne das Basismaterial – hier die StahloberflĂ€che – zu beschĂ€digen. Das metallische Substrat reflektiert die Laserstrahlung und stoppt, nach Entfernen der Altbeschichtung und der Korrosionsprodukte, den Abtragprozess. Ein zusĂ€tzlicher Stahlabtrag wird unterbunden. Durch eine mit dem Laser gekoppelte Absaugeinrichtung wird das pulverisierte Abtragsgut direkt der Umwelt entzogen.

Funktionsweise der Lasertechnologie

Der Einsatz an einer großen Stahlstruktur der Industriedenkmalpflege bedeutete Neuland fĂŒr die Lasertechnologie. Der Modellversuch am Kugelwasserturm lieferte wichtige Erkenntnisse fĂŒr den kĂŒnftigen Einsatz der Lasertechnik zur Sanierung großer Stahlkonstruktionen. Die zu entschichtenden OberflĂ€chen wurden hier alle machanisch vorgereinigt. Mit dem Laser ließen sich anschließend fest anhaftende Korrosionsprodukte sowie Reste von ehemaligen, auch mehrlagigen Schutzanstrichen entfernen. Durch die komplexe und mehrteilige Konstruktion des Turms kann der Laserstrahl aber nicht alle OberflĂ€chen erreichen, wie zum Beispiel die InnenflĂ€chen der komplexen Knotenpunkte. Hier sollten zusĂ€tzlich mechanische Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen.

Im Rahmen des Vorhabens wurden unterschiedlich starke Lasersysteme der Clean-Lasersysteme GmbH miteinander verglichen. Es zeigte sich, dass mit allen Lasern an den zugÀnglichen Stellen ein nahezu kompletter Abtrag der Beschichtungen möglich war. Die leistungsstarken Systeme erzielten dabei zwar schnellere Ergebnisse in der FlÀche, mit den schwÀcheren Lasern war hingegen eine gezieltere Behandlung der OberflÀche möglich.

Abtragung der alten Schichten und der Korrosionsprodukte mittels Lasertechnik

Der Laser stellt sich in Kombination mit einer Absaugeinrichtung eindeutig als umweltschonende Alternative zu herkömmlichen Entschichtungsverfahren auf Stahl dar. Die Lasertechnik ist ein gutes
Werkzeug zur Entschichtung und Abreinigung, sollte aber nicht ausschließlich verwendet werden. Um das Zusammenspiel zwischen Lasertechnik und erforderlicher Vorbehandlung zu optimieren, ist die mechanische Vorreinigung auf die Lasertechnik abzustimmen. Bei denkmalgeschĂŒtzten technischen
Anlagen ist der Erhalt von sogenannten »Zeitfenstern« als Zeugnisse der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte wichtig, bei denen Reste der ursprĂŒnglichen Beschichtung erhalten bleiben sollten.

OberflÀche nach einmaligem (links) und nach zweimaligen (rechts) Lasern

Projektthema:
Modellhafte Anwendung von Lasertechnik zur Entschichtung eines bedeutenden Industriedenkmals

ProjektdurchfĂŒhrung:
Gemeinde Ilsede
Eichstraße 2
31241 Ilsde
Telefon: 05172|411131
Telefax: 05172|41155131
m.grabsch@ilsede.de
www.ilseder-huette.de

 

AZ 29969