Kritisches Denken für nachhaltigere Gemeinschaften

Keywords: Nachhaltigkeitsbildung, planetare Grenzen, Klimawandel, Biodiversität, nachhaltiger Konsum, Partizipation, Kooperation

Gegenstand und Ziele des Projektes

Das deutsch-polnische Kooperationsprojekt zwischen der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU) und der Fundacja Centrum Edukacji Obywatelskiej (CEO) zielt darauf ab, die Reflexion über die gegenwärtigen und zukünftigen globalen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung bei Schüler*innen im Lernen und Lehren zu verankern und das Engagement für eine nachhaltigere Welt durch die Entwicklung von Fähigkeiten zum kritischen Denken und durch neue Narrative bei Schüler*innen ab 13 Jahren (Sekundarstufe) und bei Lehrerkräften zu fördern.

Zu den Zielen des Projektes gehören die Entwicklung und Erprobung innovativer Fortbildungs- und Lernangebote zu Nachhaltigkeitsherausforderungen u. a. in den Themenbereichen Klimawandel, Biodiversitätsschutz, Konsum und Ernährung. Fokussiert wird hierbei auf die Förderung von Kompetenzen im Rahmen unterrichtlicher Prozesse sowie im Bereich des Alltagshandelns. Die Schüler*innen sollen befähigt werden, eine nachhaltige Entwicklung aktiv mitgestalten zu können. Mit Blick auf die Lehrkräfte werden dabei insbesondere interaktive und partizipative Methoden und Aktivitäten zur Bearbeitung von Inhalten im schulischen Kontext fokussiert. Die Lehrkräfte werden die Schüler*innen durch Unterricht auf der Grundlage der entwickelten Bildungsmaterialien und durch andere spezifische Aufgaben auf die zentrale Aktivität im Vorhaben – konkrete Jugendaktionen – vorbereiten. Die Lehrkräfte fungieren nach einer Fortbildung in den Jugendprojekten als Helfer*innen und Unterstützer*innen, aber es sind die Schüler*innen, die über das jeweilige Nachhaltigkeitsthema, die Projektziele und die Form der Aktionen und konkreten Projekte entscheiden. Um die Qualität der Jugendprojekte zu sichern, wird den Gruppen Unterstützung, z. B. in Form einer Begleitung durch eine(n) Mentor*in, angeboten. Als Ergebnis werden die von Lehrkräften begleiteten Gruppen mindestens 50 Jugendprojekte zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit für ihre Schulen oder/und Gemeinden planen und umsetzen (z. B. neues, klimaneutrales Menü in Schulkantinen, Energieaudit, Reparatur-Cafés, naturnähere Außengestaltung des Schulgeländes usw.).

Arbeitsschritte und Ergebnisse:

  1. Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von 25 Programmen nebst Bildungsmaterialien in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und fachdidaktischen Expert*innen
    Die Materialien werden als Unterstützung in Blended-Learning-Kursen eingesetzt und dienen verschiedenen Zielen des Projektprozesses: a) für den Fachunterricht, indem auf die spezifischen Punkte in den Lehrplänen Bezug genommen wird (kurze Übungen, Unterrichtspläne), b) für die formative Bildung / den Unterricht (kurze Übungen, Unterrichtspläne, Werkzeuge zur Selbstreflexion), c) für die Vorbereitung und Durchführung von Jugendaktionen (Infografiken, Vorschläge für Outdoor-Aktivitäten, inhaltliche Pläne für Meetings der Schüler*innengruppen). Um die Qualität der Materialien zu sichern, werden die Entwürfe von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe in ihren Schulen getestet. Die Rückmeldungen aus diesen Tests werden von den Autor*innen in die endgültigen Versionen der Materialien eingearbeitet. Alle 25 Programme mit Materialien und die Publikation über den Nachhaltigkeitsrahmen des gesamten Bildungsprogramms werden in elektronischer Form auf die Website des CEO gestellt.
  2. Entwicklung, Erprobung und Umsetzung von neuen Blended-Learning-Kursen (Grund- und Aufbaukurs) für Lehrkräfte (Fortbildung)
    Die Lehrkräfte nehmen an dem Kurs teil, um zu lernen, wie gemeinsam mit Jugendlichen in Schulen oder Gemeinden konkrete Projekte vorbereitet und umsetzt werden können. Für beide Blended-Learning-Kurse werden Leitfäden entwickelt und nach zweimaliger Erprobung mit Lehrkräften (Grund- und Aufbaukurs, jeweils 6 Module) mit einführenden und abschließenden Online-Workshops, Face-to-Face-Workshops, Mentoring für Kursteilnehmer*innen und Online-Seminaren des Global Clubs (der Global Club für Lehrkräfte ist eine Reihe von Online-Treffen, welche auf globale Herausforderungen, Nachhaltigkeit und transformative Bildung zielen) in der Zusammenarbeit mit einer Expert*innengruppe evaluiert und optimiert. Die Kurse werden auf der E-Learning-Plattform von CEO verfügbar sein. Insgesamt werden 100 Lehrkräfte im Grundkurs und 80 Lehrkräfte im Aufbaukurs fortgebildet. Insgesamt sollen 180 Lehrkräfte in die Entwicklung und das Testen von neuen Weiterbildungskursen und 100 Lehrkräfte in der Form des Global Clubs in das Projekt aktiv einbezogen werden.
  3. Vorbereitung und Durchführung von Aktionen für Jugendliche und von Jugendprojekten
    Die Lehrkräfte, die am Kurs teilnehmen, arbeiten mit den Schüler*innen in ihren Schulen an der Planung und Umsetzung von Jugendprojekten. Dabei werden Partnerschaften mit lokalen Institutionen und Organisationen aufgebaut, Online-Workshops für interessierte Gruppen organisiert und Online-Mentoring von Expert*innen für Jugend- und Schüler*innenformate angeboten. Als Ergebnis werden die von Lehrkräften geleiteten Schüler*innengruppen 50 Jugendaktionen / konkrete Projekte zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit umsetzen. Als begleitende Aktivitäten werden zwei Online-Festivals und zwei fünftägige Jugend-Nachhaltigkeits-Camps für Schüler*innen sowie zwei eintägige nationale Konferenzen für Schüler*innen und Lehrkräfte umgesetzt. Um die Partizipation von Jugendlichen zu stärken, wird ein online-Lernspiel zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt und produziert. Die besten Jugendprojekte werden im Projektvideo präsentiert.

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Das Projekt konzentriert sich auf einen neuen methodischen Ansatz zur Entwicklung und Stärkung des Bewusstseins für Nachhaltigkeit im formalen Bildungssektor. Dabei wird das Verständnis der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) gefördert und die Bedeutung von praktischen Lösungsansätzen, an denen die Schüler*innen selbst mitgewirkt haben, erfahrbar.

Während „Globales Lernen“ in den Schulen in Polen als recht populär und etabliert angesehen werden kann, können die Ansätze, die eine Vertiefung der kritischen Reflexion, die Öffnung des Feldes für neue Narrative und die Suche nach komplexeren und mutigeren Lösungen für den Aufbau einer nachhaltigeren Welt (transformative Bildung) beinhalten, immer noch als Neuheit betrachtet werden. Das neue Bildungsangebot zielt auf das formale Bildungssystem ab und stellt ein komplettes Paket von Werkzeugen und Aktivitäten bereit. Der neue Ansatz zielt insbesondere auf die Partizipation der Jugendlichen an der Veränderung ihres Umfelds in der Schule oder / und in der lokalen Gemeinschaft.

Als Innovationen werden auch die Projekte, die Jugendliche für und mit ihren Gemeinschaften vorbereiten und umsetzen, verstanden. Dabei kann es sich um Innovationen handeln, die den Schulbetrieb betreffen (ein neues vegetarisches Menü in der Schulkantine, ein Energie-Audit, Reparatur-Cafés, Unterricht im Freien im Grünen), oder um Innovationen in den Gemeinden (Vorschläge für die Stadtverwaltung zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, nachhaltigerer Energieverbrauch, Wassereinsparung usw.).

Das Vorhaben fokussiert darauf, bei allen Aktivitäten ein Gleichgewicht zwischen den Komponenten „Lernen“ und „Handeln“ herzustellen. Im Rahmen des Projektes wird projektbasiertes Lernen umgesetzt und gefördert. Darüber hinaus wird die Methode des „guten Dialogs“ entwickelt, um wichtige, aber schwierige (auch globale) Herausforderungen in der Schule in einer sicheren und kreativen Atmosphäre zu diskutieren. Es handelt sich um einen methodischen BNE-Ansatz, der in Zukunft häufiger in Schulen eingesetzt werden soll, um die Bereitschaft einer Mitgestaltung von Nachhaltigkeit im schulischen und lokalen Umfeld zu fördern. Die greifbarsten und vorbildlichsten Innovationen und Schulpraktiken werden in einer Datenbank gesammelt und in den Schulen bekannt gemacht.

Besondere Aspekte des Projektes

Die DGU wird im Rahmen des Projektes mit ihrem Netzwerk der „Umweltschulen in Europa“ (englisch: Eco-Schools) und den dort bearbeiteten Themenfeldern beratend und unterstützend tätig: entwickelte Konzepte und Lernmaterialien werden über die gesamte Projektlaufzeit evaluiert und Kontakte zwischen polnischen und deutschen Schulen etabliert. Auch das internationale Netzwerk der Eco-Schools National Operators wird für dieses Projekt genutzt und es werden mit Hilfe des polnischen Netzwerkes der dortigen Eco-Schools Partnerschulen identifiziert und am Projekt beteiligt.

Förderthema 1: Nachhaltigkeitskommunikation, -bildung und -bewertung

Projektdurchführung:

Wirkungsorte: Deutschland und Polen

Förderzeitraum: Dezember 2022 bis Juli 2025

Projektkosten: Gesamtvolumen: 205 780 Euro, Förderung durch DBU: 124 029 Euro

DBU-AZ: 38171

Stand: 17.06.2025