TemporĂ€r trockenfallende Standorte auf Teichböden, an Flussufern und in Ackersenken beherbergen eine vielfĂ€ltige Flora aus ĂŒberwiegend kurzlebigen Arten. Unter gĂŒnstigen Keimbedingungen können sich diese innerhalb kĂŒrzester Zeit entwickeln und ihren Reproduktionszyklus abschlieĂen. Dabei bilden sie eine umfangreiche, persistente Samenbank aus.
Durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion in den letzten Jahrzehnten sind viele dieser Arten auf Ackerstandorten stark zurĂŒckgegangen. Aktuelle Untersuchungen aus Brandenburg und Westpolen belegen, dass einige der saisonal vernĂ€ssten Ackersenken floristisch sehr gut ausgestattete Standorte der Schlammbodenvegetation darstellen. Nachgewiesen wurden neben Elatine alsinastrum (Rote Liste [RL] 2), Elatine hydropiper (RL 3), Gypsophila muralis (RL 3), Juncus tenageia (RL 3), Lythrum hyssopifolia (RL 2), Ranunculus sardous (RL 3) und Schoenoplectus supinus (RL 2) auch die extrem seltenen Algenarten Chara baueri (seit dem 19. Jahrhundert in Europa verschollen), Tolypella prolifera (RL 1), Nitella capillaris (RL 1) und Nitella confervacea (RL 0).
Ziel des Projektes ist es, ein auf den Erkenntnissen zur Populationsökologie dieser Arten basierendes Schutzkonzept fĂŒr die Schlammbodenvegetation saisonal vernĂ€sster Ackersenken zu entwickeln. Bisher ist kaum bekannt, welche populationsökologischen AnsprĂŒche die Zielarten besitzen und wie sie auf die verschiedenen Bewirtschaftungsfaktoren reagieren. Diese ZusammenhĂ€nge sollen in einem Bearbeitungszeitraum von drei Jahren durch einen On-Farm-Bewirtschaftungsversuch, einen ĂŒberregionalen Vergleich verschiedener Standorte sowie Ăberstauungsversuchen und Keimungsexperimenten untersucht werden.
In einem Feldversuch werden zusammen mit einem Landwirt vor Ort die Effekte landwirtschaftlicher Nutzung auf die Etablierung und den Reproduktionserfolg von vier Zielarten (Elatine alsinastrum, Limosella aquatica, Myosurus minimus und Peplis portula) untersucht. Neben einer Erfassung der oberirdischen Individuendichte wird auch die Samenbank analysiert, um mögliche langfristige Ănderungen durch die Bewirtschaftung abschĂ€tzen zu können.
Eine wesentliche Basis fĂŒr eine erfolgreiche Reproduktion der Arten bilden die Keimbedingungen und die Wasserstandsdynamik. Diese Faktoren werden unter kontrollierten Bedingungen im GewĂ€chshaus und KlimaschrĂ€nken untersucht.
Ein ĂŒberregionaler Vergleich verschiedener Standorte dient dem Ziel, die auf die Strukturierung der Artengemeinschaften hauptsĂ€chlich wirkenden Umweltvariablen herauszuarbeiten und so in Brandenburg und Westpolen Vorranggebiete fĂŒr den Schutz der Ackersenkenvegetation auszumachen.
Mit dem aus allen erhobenen Daten erstellten Populationsmodell wird sowohl eine Vorhersage der Populationsentwicklung unter landwirtschaftlicher Nutzung als auch eine Vorhersage von fĂŒr den Erhalt der Artengemeinschaft besonders gĂŒnstigen Standorten möglich sein. Damit können gezielt Empfehlungen fĂŒr eine nachhaltige Landbewirtschaftung insbesondere in den Vorranggebieten gegeben werden.
DurchgefĂŒhrt wird das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt fĂŒr Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg sowie dem Collegium Polonicum der Europa-UniversitĂ€t Viadrina in SĆubice.
Daneben gibt es eine Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum fĂŒr Agrarlandschaftsforschung MĂŒncheberg, der UniversitĂ€t Göttingen und der Regionalstelle des Artenhilfsprogrammes â100 Ăcker fĂŒr die Vielfaltâ.
Projekttitel |
Konzeptentwicklung zum Schutz der Vegetation saisonal vernÀsster Ackersenken |
Stand des Projekts | laufendes Vorhaben, voraussichtliches Ende 04/2015 |
Aktenzeichen | 29317-33/0 |
ProjekttrÀger |
Technische UniversitĂ€t MĂŒnchen Lehrstuhl fĂŒr Renaturierungsökologie Emil-Ramann-Str. 6 85354 Freising |
Ansprechpartnerin      |
Frau Dipl. agr. biol. Sara Altenfelder |
Telefon | 08161/71-4141 |
sara.altenfelder@tum.de | |
Internet | www.roek.wzw.tum.de |