Hochwasser-Rückhaltebecken ökologisch umgestalten

Hochwasser-Rückhaltebecken erfüllen wichtige Aufgaben für den Hochwasserschutz. Doch sie beeinträchtigen die Ökologie von Fließgewässern ganz erheblich.

Am Beispiel des Hochwasser-Rückhaltebeckens (RHB) Grimmelshausen an der Werra wird modellhaft demonstriert, dass eine naturschutzgerechte ökologische Umgestaltung von Rückhaltebecken möglich ist. Das gemeinsam vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Thüringen e. V. mit dem Hydrolabor Schleusingen durchgeführte Projekt verfolgt das Ziel, den Dauerstau im Becken aufzuheben und das Auslass-Bauwerk für Fische durchgängig zu gestalten.

Hochwasserschutz und Naturschutz
Die Hochwasserschutzfunktion des Rückhaltebeckens soll dabei ohne Einschränkung erhalten bleiben. Das Vorhaben ist ein wesentlicher Baustein, um den »guten ökologischen Zustand« zu erhalten, wie ihn die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert. Da bislang in Deutschland noch kein bestehendes Hochwasser-Rückhaltebecken in dieser Form ökologisch umgestaltet wurde, haben die Ergebnisse bundesweite Bedeutung. Im ersten Schritt wurden zu den relevanten Fragen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie unterschiedliche Varianten entwickelt und in hydraulischen Detailmodellen im Hydrolabor Schleusingen überprüft.

Durchgängigkeit wieder herstellen
Die erarbeiteten Lösungsvorschläge zielen darauf ab, den Dauerstau des Flusses abzulassen und so die negativen Auswirkungen auf die Wasserbeschaffenheit, die Fischartenzusammensetzung und die Wirkung als Sedimentfalle zu vermeiden. Eine zusätzliche Hochwasserentlastungsanlage soll die Hochwassersicherheit gewährleisten. Schräg angeordnete Grobrechen können das problematische Treibgut zuverlässig abhalten. Eine Sohlgleite wird die Durchgängigkeit sicherstellen – sie überbrückt auch das gepflasterte Tosbecken. Der Dichtungsteppich des Dammes wird durch das Aufbringen einer 1 Meter dicken Schotter- und Erdschicht vor dem Durchfrieren geschützt. Das Ablassen des Dauerstaues erfolgt stufenweise nach erhöhten Durchflussereignissen und wird einer engmaschigen Kontrolle unterzogen. Die Umsetzung der Baumaßnahmen und die Erfolgskontrolle sind für die nahe Zukunft vorgesehen.

Lebendige Werra
Die im Projekt »Lebendige Werra« zusammengeschlossenen Verbände haben die Maßnahmen mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet: Dazu gehörten mehrere Tagungen sowie Veranstaltungen zur Bürger- und Behördeninformation, so dass eine optimale Abstimmung mit allen Beteiligten erreicht werden konnte.


Projektthema
Ökologische Umgestaltung des Hochwasser-Rückhaltebeckens Grimmelshausen (Werra)

Projektdurchführung
BUND Landesverband Thüringen e. V.
Trommsdorfstraße 5
99084 Erfurt
Telefon 0361|5550310
bund.thueringen@bund.net
http://vorort.bund.net/thueringen
Büro am Fluß
Wintergasse 8
98617 Meiningen
Telefon 03693|880610
lebendige.werra@bund.net
www.lebendige-werra.de

Kooperationspartner
Bauhaus Universität Weimar, Institut für Wasserwirtschaft, Siedlungswasserbau und Ökologie, Hydrolabor Schleusingen
Themarer Straße 16 c
98553 Schleusingen
Telefon 036841|5309-10
www.iwsoe.de

Die Zugabe von »Treibgut« wird am Modell des RHB Grimmelshausen getestet.