Handlungsfeldanalyse Biodiversität und Wirtschaft

Im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt hat das IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung – gemeinsam mit dem Landschaftsforschungszentrum Dresden e. V. und Consideo GmbH im Laufe des Jahres 2025 eine Handlungsfeldanalyse zum Themenkomplex „Biodiversität und Wirtschaft“ erstellt. Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der Analyse zusammengefasst; die vollständige Studie steht zum Download zur Verfügung.

Biodiversität als wirtschaftliche Grundlage

Unternehmen sind in vielfältiger Weise auf die Leistungen der Natur angewiesen. Über 50 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts sind stark oder moderat von der Natur abhängig (Weltwirtschaftsforum). Die Europäische Zentralbank bezifferte den Wert der Ökosystemleistungen in den EU-Mitgliedsstaaten auf 234 Milliarden Euro. Der dramatische Rückgang der biologischen Vielfalt gefährdet die ökologische Stabilität und damit auch den wirtschaftlichen Wohlstand und Unternehmensgewinne.

Die DBU hat eine Handlungsfeldanalyse „Biodiversität und Wirtschaft“ beauftragt, um den aktuellen Stand, die Entwicklungstendenzen und konkrete Förder- und Unterstützungsbedarfe für die Wirtschaft mit Schwerpunkt auf den Mittelstand zu identifizieren. Die vorliegende Analyse bietet einen dezidierten Überblick über die Mechanismen zur strategischen Integration von Biodiversität in Unternehmensstrategien, aktuelle Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene sowie rechtliche Regulierungen, zentrale Einschätzungen von Expert*innen, Analyse von Handlungsansätzen und die Ergebnisse einer Umfrage unter Unternehmen zum Umgang mit Biodiversität.

Ergebnisse

Die politischen Prozesse und Diskussionen im Zusammenhang mit der Überarbeitung der CSRD-Berichtspflichten haben bei vielen Unternehmen und Verbänden zu abwartender Haltung und Verunsicherung gegenüber den rechtlichen Vorgaben geführt. Vor dem Hintergrund veränderter politischer Prioritäten in Richtung „Economy first” ist ein Mainstreaming des Themas Biodiversität wichtiger denn je. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten von stabilen ökologischen Rahmenbedingungen werden noch zu häufig ignoriert bzw. unterschätzt. Sie berühren als Querschnittsthema zahlreiche wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Bereiche. Es gilt daher Unternehmen, auch vor dem Hintergrund der veränderten politischen Prioritäten, im Handlungsfeld „Biodiversität“ zu motivieren, einzubinden und zu unterstützen. Insbesondere KMU brauchen praktische Hilfen, Förderung und Unterstützung, um Biodiversitätsaspekte sowie auch das Thema Ökosystemleistungen stärker aufzugreifen und zu verankern.

Zehn Kernaussagen auf einem Blick:

Ergebnisse Unternehmensbefragung: Umgang mit
Biodiversität in Unternehmen

Eine im Rahmen des Projektes durchgeführte Online-Befragung von Unternehmen*) liefert einen interessanten, mit quantitativen Zahlen unterlegten Einblick zum Thema Biodiversität in Unternehmen, insbesondere zu Herausforderungen und Unterstützungsbedarfen. Als zentrale Hemmnisse für eine Integration von Biodiversität wurden genannt: Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen im Unternehmen, das Fehlen von Marktanreizen, unsichere politische Rahmenbedingungen, fehlender politischer Druck sowie das Fehlen von konkreten Zielen (sowie Key Performance Indicators). Als stärkste treibende Akteure, die das Thema voranbringen, werden Zivilgesellschaft/NGOs, die junge Generation, die Medien, Politik/Regierung und bestehende sowie zukünftige Mitarbeiter gesehen. Die Ergebnisse zeigen, dass zur Förderung von Biodiversität in Unternehmen vielfältige Unterstützungsmaßnahmen erforderlich sind. Besonders wichtig ist aus Sicht der Befragten die Bereitstellung von Good-Practice-Beispielen, die Einrichtung von Förderprogrammen sowie ein verstärktes Engagement von Wirtschaftsverbänden und IHKs. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Vereinheitlichung und Verbesserung von Datengrundlagen und Tools sowie Angebote für den Kompetenzaufbau und zur Beratung von Unternehmen als wichtig erachtet.

*) An der Befragung haben 91 Unternehmen (überwiegend KMU) teilgenommen.