Grundlagen und Koordination zur Sicherung großflächiger Naturgebiete

In Deutschland gibt es rund 630.000 Hektar genutzte und ungenutzte Militärflächen. Im Schatten militärischer Nutzung haben sich hier in den vergangenen Jahrzehnten natürliche Lebensräume erhalten bzw. entwickeln können. Im dichtbesiedelten Deutschland haben diese großen unzerschnittene Gebiete besonderen Wert für den Naturschutz. Im Rahmen eines DBU-geförderten Projektes erstellte die NATURstiftung David eine umfassende Datenbank, die zur langfristigen Sicherung dieser wertvollen Flächen beitragen soll.
Keine Straßen und Wege
Über 100 der Militärflächen in Deutschland sind größer als 1.000 Hektar und 13 dieser Gebiete erstrecken sich über 10.000 Hektar. Ein festes Straßen- und Wegenetz ist kaum vorhanden. Befestigte Wege gibt es nur als Zufahrt zu Kasernen oder Übungsplätzen. Demnach handelt es sich hier um weitgehend unzerschnittene Gebiete, wie sie im dicht besiedelten Mitteleuropa nur selten anzutreffen sind. Diese Flächen sind wertvolle Rückzugsräume für störungsempfindliche Tierarten, aber auch für selten gewordene Pflanzenzönosen mit ihren z. T. hochkomplexen Lebensraummosaiken.

Im Schatten der Panzer
Da nur begrenzte Bereiche dieser Gebiete für militärische Übungen genutzt werden und wurden, konnten sich vielfältige Lebensgemeinschaften entfalten. Weder Land- noch Forstwirtschaft greifen in natürliche Entwicklungsprozesse ein. Das Ergebnis sind naturnahe Lebensräume auf weiten Flächen, die in Deutschland einzigartig sind. Im krassen Gegensatz dazu stehen große Offenlandareale, wie Wehsandbereiche, die durch intensive Übungstätigkeit entstanden sind. Insbesondere die extrem nährstoffarmen Böden dieser Gebiete sind Grundlage für das Vorkommen einzigartiger Pflanzengemeinschaften.

Erhaltung von Offenland: Extensive Beweidung mit Pferden, Rindern oder Schafen als Managementmaßnahme zur Vermeidung der sukzessiven Verbuschung.
Sicherung der Flächen für den Naturschutz
Nach Abzug des Militärs gehen die ehemaligen Übungsflächen in das allgemeine Grundvermögen des Bundes oder zum Teil auch in das der jeweiligen Länder über. Sanierung und Entmunitionierung - insbesondere auf großer Fläche - verursachen hohe Kosten. Daher ist geplant, einige Flächen schrittweise zu privatisieren, wodurch diese mit großer Sicherheit dem Naturschutz verloren gehen. Zwar stehen etwa die Hälfte der genutzten und ungenutzten Militärflächen unter Naturschutz - dieser gilt jedoch für Privatbesitz nur eingeschränkt. Umwelt- und Naturschutzstiftungen und -verbände sind finanziell nicht in der Lage, diese Flächen in Gänze aufzukaufen, um das nationale Naturerbe zu erhalten. Auf Basis des aktuellen Koalitionsvertrags wurde ein Moratorium ausgesprochen, das weitere Privatisierungen naturschutzfachlich wertvoller Militärflächen unterbindet. Es ist geplant, bundeseigene Flächen an Länder und Nichtregierungsorganisationen unentgeltlich zu übertragen. Das Militärflächenprojekt leistet dazu einen wertvollen Beitrag.

Bundesweite Datenbank
Um die Forderung nach einer langfristigen Sicherung dieser Naturschutzflächen auf eine sichere Datengrundlage zu stellen, hat die NATURstiftung David mit finanzieller Unterstützung der DBU einen umfangreichen Katalog über alle naturschutzfachlich wichtigen Militärflächen erarbeitet. Die Ergebnisse liegen in Form einer bundesweiten Datenbank vor. Auf Basis eines geographischen Informationssystems können diese organisiert, modelliert und analysiert werden. Im Mai 2004 wurden auf dem Fachforum „Naturschutzrelevante Militärflächen" im Rahmen des Deutschen Naturschutztages die Ergebnisse der Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Details zu einzelnen Flächen
Die Datenbank enthält Informationen zur geografischen Lage, zur ehemaligen oder aktuellen militärischen Nutzung, zu den Eigentumsverhältnissen, geologischen und klimatischen Rahmenbedingungen, den vorhandenen Lebensraum- und Biotoptypen sowie naturschutzfachlichen Besonderheiten. Zusätzlich sind Angaben zum aktuellen oder geplanten Schutzstatus, zur Pflege und naturschutzfachlichen Betreuung, zum Konfliktpotenzial auf den Flächen und zur Altlastensituation aufgeführt.

Die Feuersteinfelder zwischen Prora und Mukran im Nordteil der Schmalen Heide sind eine Besonderheit der deutschen Ostseeküste. Diese Steinablagerungen liegen teilweise bis zu vier Meter dick und weisen aufgrund ihrer Mächtigkeit natürlicherweise nur spärlicher Bewuchs auf.

Informationsnetzwerk
Aus den zusammengetragenen Informationen lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Das „Informationsnetzwerk Militärflächen" wird die langfristige Sicherung dieser wertvollen Gebiete begleiten und die Datenbank vervollständigen und pflegen.

NATURstiftung David
Ziel ist ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen allen an dem Thema beteiligten Institutionen. Gezielte Anfragen zu einzelnen Flächen können an die NATURstiftung David gerichtet werden. Im Internet sind Informationen zu den naturschutzrelevanten Militärflächen unter www.naturgebiete.de abrufbar.

Kurzinfo:

ProjektzielAufbau einer Datenbank über schützenswerte großflächige Naturgebiete unter besonderer Berücksichtigung von Militärflächen
Stand des Projektsabgeschlossenes Vorhaben
Aktenzeichen19798
ProjektträgerNATURstiftung David
Trommsdorffstraße 5
99084 Erfurt
AnsprechpartnerAdrian Johst
Telefon(0361) 555 0 33 0
Fax(0361) 555 0 33 9
Internetwww.naturgebiete.de
www.naturstiftung-david.de
Dieses Bild zeigt die Weitläufigkeit der Elbwiesen. Mahd und Beweidung sichern den Fortbestand dieser vielfältigen Dauergrünlandflächen.