Gebrauchte Betonbauteile wiederverwenden

Betonteile aus dem RĂŒckbau ostdeutscher Plattenbauten nicht shreddern, sondern neue HĂ€user damit bauen – daran arbeitet die Fachgruppe Bauliches Recycling an der BTU Cottbus.
Beim Bau (links) ist der Ursprung der Teile noch zu erkennen - den MehrfamilienhÀusern (rechts) sieht man die Materialquelle nicht mehr an.

Als Folge von Bevölkerungsrückgang und ökonomischem Wandel sind zahlreiche Städte Ostdeutschlands, punktuell auch in Westdeutschland, mit den Problemen der Schrumpfung konfrontiert. Um den bestehenden Wohnungsüberhang zu reduzieren, werden speziell in ostdeutschen Bundesländern hunderttausende von Wohneinheiten abgebrochen oder zurückgebaut. Rückgebaute Plattenbauteile nicht dem Shredder zuzuführen, sondern in Gänze als Produkt nachzunutzen, das ist das Ziel des Lehrstuhls Altlasten an der BTU Cottbus.

Da der wiederholte Einsatz von Betonelementen in Deutschland (noch) nicht etabliert ist, bieten die wachsenden Wohnungsmärkte in Osteuropa gute Möglichkeiten für eine Wiederverwendung: Gebrauchte Betonelemente aus dem Rückbau ostdeutscher Plattenbauten können für den Bau der dort besonders nachgefragten Ein- und Zweifamilienhäuser genutzt werden. Geeignet sind vor allem Deckenplatten, tragende Innenwandelemente und Außenwandplatten ohne Kamilit-Dämmschicht, aber auch Treppenläufe und –podeste sowie alle Dachelemente, sofern sie keine teerhaltigen Substanzen aufweisen. Teilrückbau und der Umbau der verbleibenden Plattenbausubstanz vereinen mehrere Vorteile – das zeigen Voruntersuchungen an der BTU Cottbus. Umfangreiche baustoffliche und –technische Tests konnten nachweisen, dass die Anforderungen an die Qualität der Altbetonelemente und ihre Funktionsfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Belastbarkeit sicher erfüllt werden. Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung alter Betonplatten besteht darin, dass keine Rissbildungen zu befürchten sind.

Modellhäuser aus gebrauchten Betonelementen zeigen, dass trotz fester geometrischer Vorgaben attraktive und günstige Lösungen geschaffen werden können. Im Rohbau lassen sich so etwa bis zu 30-40 % der Kosten eines Neubaus einsparen. Der Einsatz sekundärer Betonelemente reduziert zudem den Energie- und Ressourcenverbrauch sowie den Schadstoffausstoß deutlich – und ist damit ein wirksames Mittel zur Umsetzung der Klimaschutzziele im Bausektor.

Derzeit werden Demonstrationsvorhaben zur Wiederverwendung von Alt-Betonelementen am Beispiel ganzer Wohnsiedlungen in St. Petersburg geplant. Zeitnah dazu sollen Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser aus alten Plattenbauteilen in Russland und Polen entstehen.

RĂŒckgebaute Plattenbauteile als ganzes Produkt wieder zu verwenden, das ist das Ziel des Lehrstuhls Altlasten an der BTU Cottbus.

Die Wiederverwendung stellt eine Abkehr vom traditionellen Bauen mit neuen Baumaterialien dar. Nur ein Umdenken bereits in der Planung schafft dafür die Voraussetzungen. Für den erfolgreichen europaweiten Einsatz und die grenzüberschreitende Vermarktung sekundärer Betonbauteile ist zudem eine einheitliche Gütesicherung unabdingbar.

Projektthema
Ressourcenschonende Gebäude aus wiederverwendeten Plattenbauteilen

Projektdurchführung
BTU Cottbus / Lehrstuhl Altlasten / Fachgruppe Bauliches Recycling
Dr.-Ing. Angelika Mettke
Siemens-Halske-Ring 8
03046 Cottbus
Telefon 0355 69-2270
Fax 0355 69-3171
mettke@tu-cottbus.de
www.tu-cottbus.de/altlasten

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