Faserverbundkunststoffe styrolfrei produzieren

Entwicklung funktionalisierter Bauteilstrukturen auf Basis einer lösemittelfreien PU-Mehrkomponenten-SprĂŒhtechnologie

Durch ihr geringes Gewicht bei hoher Festigkeit und Steifigkeit sind Faserverbundkunststoffe gut geeignet fĂŒr den Leichtbau und werden beispielsweise fĂŒr Nutz- und Schienenfahrzeuge verwendet. HĂ€ufig bestehen derartige Bauteile aus glasfaserverstĂ€rkten, styrolhaltigen Polyesterharzen und werden mittels Handlaminieren gefertigt. Diese Technik hat erhebliche Nachteile: Sie belastet Mensch und Umwelt mit giftigen StyroldĂ€mpfen und weist hohe manuelle Arbeitsanteile sowie lange Prozess- und Reaktionszeiten auf.

Die LĂ€tzsch GmbH Kunststoffverarbeitung aus Thierbach bei Leipzig hat in Zusammenarbeit mit der Krauss-Maffei Technologies GmbH und Materialherstellern sowie der Technischen UniversitĂ€t Chemnitz eine umweltfreundliche Alternative bis zur Serienreife entwickelt: Eine innovative SprĂŒhtechnologie fĂŒr glasfaserverstĂ€rkte Polyurethan-Kunststoffe (PUR), die ohne Styrol und Lösungsmittel auskommt.

Bei dem neuen Fiber-Composite-Spraying-Verfahren (FCS) wird schnell hĂ€rtendes, mehrkomponentiges PUR zusammen mit den VerstĂ€rkungsfasern durch einen SprĂŒhroboter in eine offene Form gesprĂŒht. Dabei wird das Formwerkzeug durch einen mit dem Roboter synchronisierten Drehkipptisch so positioniert, dass daraus ein optimaler SprĂŒhwinkel und eine hohe Abbildegenauigkeit resultieren. Nur fĂŒnf Minuten spĂ€ter lĂ€sst sich das Teil ausformen. Aufwendiges EntlĂŒften und weitere Nacharbeiten entfallen.

SprĂŒhroboter in Aktion: Hier entsteht vollautomatisch ein Bauteil aus glasfaserverstĂ€rktem Polyurethan.

Weniger Arbeitsschritte, eine schnelle und einfache Verarbeitung und die flexible Nutzung je nach Anwendungsfall – das sind weitere Pluspunkte des neuen Verfahrens. Dazu liefert eine Inline-Bauteilbeschichtung durch ein wasserbasiertes, selbsttrennendes In-Mould-Coating (IMC)-Lackiersystem qualitativ hochwertige, bestĂ€ndige OberflĂ€chen mit einem großen Spektrum an Farben und Glanzgraden.

Mit dem neuen FCS-Verfahren steht nun ein serientaugliches, umweltfreundliches Herstellungsverfahren fĂŒr großflĂ€chige faserverstĂ€rkte Strukturbauteile zur VerfĂŒgung. Die Einsatzmöglichkeiten reichen vom Fahrzeug-, Schiff- und BehĂ€lterbau bis hin zur Medizintechnik.

Dabei ist sogar mehr möglich als nur der Ersatz konventioneller glasfaserverstÀrkter Kunststoffe: Auch die BauteileverstÀrkung, beispielsweise von Spritzgussteilen, ist realisierbar. Aktuell gehen die Haube eines Weidemann-Kompaktladers und die Klappe eines Liebherr-Radladers aus dem neuen faserverstÀrkten PUR-Material in Serie.

Geht demnÀchst in Serie: Die nach dem neuen FCS-Verfahren produzierte Klappe eines Liebherr-Radladers.

Projektthema:
Entwicklung funktionalisierter Bauteilstrukturen auf Basis einer lösemittelfreien PU-Mehrkomponenten-SprĂŒhtechnologie

ProjektdurchfĂŒhrung:
LĂ€tzsch GmbH Kunststoffverarbeitung
IGZ Goldener Born
Rathenaustraße 1
04567 Kitzscher OT Thierbach
Telefon 03433|454-0
info@laetzsch.de
www.laetzsch.de

Kooperationspartner:
Technische UniversitÀt Chemnitz
Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung

slk@mb.tu-chemnitz.de
www.leichtbau.tu-chemnitz.de

AZ 24730, 28575