Entwicklung eines Schutzkonzeptes für Kornweihen (Circus cyaneus) im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“

Kornweihen gehören zu den seltensten und am stärksten bedrohten Brutvogelarten in Deutschland. Aktuell liegt der Kornweihen-Bestand bei weniger als 50 Brutpaaren – Tendenz weiter abnehmend. Dem niedersächsischen Wattenmeer kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu, denn mittlerweile brüten weit mehr als die Hälfte aller Kornweihen-Paare auf den Ostfriesischen Inseln im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“. Der deutschlandweite Bestandsrückgang ist seit einigen Jahren auch auf den Wattenmeerinseln zu beobachten. Hier nimmt der Brutbestand deutlich ab, wobei die Gründe dafür bisher weitgehend unklar sind.

Es muss befürchtet werden, dass für die Kornweihenpopulation überlebenswichtige Habitate nicht mehr den Ansprüchen für ein erfolgreiches Brüten genügen. Ein seit 2008 erfolgreich durchgeführtes Bruterfolgsmonitoring konnte bisher wichtige Daten zu jährlichen Reproduktionsraten der Kornweihen liefern. Im Rahmen eines seit 2007 bestehenden Farbberingungsprogramms im niedersächsischen Wattenmeer werden junge Kornweihen kurz vor ihrem Flüggewerden mit individuellen Farbringkombinationen beringt. Wiederfunde beringter Kornweihen geben Informationen zu Überlebens- bzw. Sterberaten, aber vor allem liefern sie wichtige Erkenntnisse zu Geburtsorts- und Brutplatztreue, Dispersionsraten und Zusammensetzung der „Wattenmeer-Kornweihenpopulation“.

Ziel des Projektes ist die Erstellung eines maßnahmenorientierten Schutzkonzeptes zur Erhaltung der Kornweihen und ihrer Lebensräume im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“

Aufbauend auf diesem intensiven Standarduntersuchungsprogramm soll in den kommenden Jahren eine umfassende ökologische Analyse der für die Populationsdynamik (für den Bestandsrückgang) verantwortlichen ökologischen Parameter durchgeführt werden. Dazu gehört zum einen die qualitative und quantitative Erfassung der Beutepopulationen (v.a. Wühlmäuse) im Brutgebiet. Mit Hilfe dieser Teilstudie sollen nahrungsökologische Zusammenhänge zwischen Kornweihen und ihren Beutepopulationen detaillierter aufgeschlüsselt und hinsichtlich der Einflüsse auf die Reproduktionsraten beurteilt werden.

Ein Schwerpunkt der Untersuchungen in den kommenden Jahren wird die Erfassung der Habitatwahl adulter Männchen insbesondere bei der Nahrungssuche mit Hilfe einer innovativen GPS-Logger Technik sein. Diese neue Technik erlaubt zeitlich wie räumlich hoch aufgelöste Aktivitätsmuster zur Brutzeit.

Teil des Projektes ist auch die Erfassung von Beutetierpopulationen für Kornweihen während der Brutzeit.

Darüber hinaus sind die Rast- und Überwinterungsgebiete niedersächsischer Kornweihen sowie die dortigen Habitat- und Überlebensbedingungen ebenfalls unbekannt. Die erstmalige Erfassung von Zugbewegungen der „Wattenmeer-Kornweihen“ im Winterhalbjahr mittels Satellitentelemetrie soll bestehende große Wissenslücken zur Winterökologie der Kornweihen schließen.

Vor diesem Hintergrund und der besonderen nationalen Verantwortung für den Schutz dieser gefährdeten Greifvogelart strebt dieses anwendungsorientierte Forschungsvorhaben an, ein detailliertes ökologisches Verständnis der kritischen Entwicklung des Kornweihenbrutbestandes im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ zu erlangen, um die limitierenden Faktoren für die Populationsentwicklung ermitteln zu können. Ziel ist es, Wissenslücken zur Brut-, Nahrungs- und Winterökologie von Kornweihen zu schließen, potentielle Rückgangsursachen aufzuzeigen und daraus einen Maßnahmenkatalog für einen effektiven Schutz von Kornweihen in den Kernhabitaten an unserer Küste abzuleiten und umzusetzen.

Kornweihen gehören zu den seltensten Brutvögeln in Deutschland.

Neben der Weiterführung des Bruterfolgsmonitorings, der Farbringstudie sowie dem Einsatz moderner Sendertechnik, wird vor allem die Entwicklung und Evaluation von Schutzmaßnahmen für die Kornweihenpopulation im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ ein Schwerpunkt der nächsten Jahre bilden. Das Projekt findet in enger Kooperation mit der Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“ statt, die für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen verantwortlich ist und wird durch intensive gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.

Projekttitel Entwicklung eines Schutzkonzepts für Kornweihen (Circus cyaneus) im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer             
Stand des Projekts
Laufendes Vorhaben, voraussichtliches Ende 12/2016
Aktenzeichen 30347-33/0
Projektträger Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
AG Landschaftsökologie
Carl-von-Ossietzky Str. 9-11
26111 Oldenburg
Ansprechpartner     
Prof. Dr. Michael Kleyer
Dipl.-Ing. (FH) Nadine Oberdiek
Telefon 0441/798-3075
Kooperationspartner





Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer", Wilhelmshaven;
SOVON - Dutch Centre for Field Ornithology, Nijmegen;
Institute for Biodiversity and Ecosystem Dynamics, University of Amsterdam
Internet www.landeco.uni-oldenburg.de

 

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