Energetische Sanierung der Siedlung Schillerpark

Die denkmalgeschützte Siedlung Schillerpark im Berliner Stadtteil Wedding, erbaut von dem Architekten Bruno Taut in den Jahren 1925 bis 1930, ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet

Die denkmalgeschützte Siedlung Schillerpark im Berliner Stadtteil Wedding, erbaut von dem Architekten Bruno Taut in den Jahren 1925 bis 1930, ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. In der sogenannten Puffer­zone des Welterbe-Bereiches liegen die Bauten von Hans Hoffmann aus den 1950er-Jahren. Im Rahmen des DBU-Projektes »Denkmal und Energie – Nachkriegsmoderne« wurde auch für die Hoffmannschen Häuser ein sowohl energetisches als auch denkmalgerechtes Sanierungskonzept entwickelt. Wissenschaftlich betreut wurde das Projekt durch das Institut für Baukonstruktion der Technischen Universität Dresden, Koordinator des interdisziplinären Planungsteams war das Büro Winfried Brenne Architekten, Berlin. Unterstützt wurde die Sanierung vom Bauherrn, der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG.

 

Energieeffizienz und Wärmeschutz

Außergewöhnliche Merkmale der Bauten Hoffmanns sind die sogenannten Blumenfenster – eine geschoss­hohe begehbare Doppelverglasung – sowie die zentral in den Wohnungen angeordneten Heizkörper. Da die Hoffmann-Gebäude keine gravierenden Schäden aufwiesen, zielten die Sanierungsmaßnahmen auf eine gesteigerte Energieeffizienz und einen verbesserten Wärmeschutz der Gebäudehülle sowie die Anpassung der Haustechnik an heutige Standards unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforderungen. Durch eine detaillierte Bestandsaufnahme wurden zunächst energetische Schwachpunkte der Konstruktion verifiziert und die Behaglichkeit der Räume sowie Luftströmungen anhand von Computersimulationen überprüft.

Eines der Hoffmannschen Häuser im Jahr 1959, kurz nach der Erbauung

Anhand der Messungen wurden folgende Planungsschwerpunkte ermittelt und umgesetzt:

•    Umstellung des Heizmediums auf Fernwärme und Erneuerung aller haustechnischen Einrichtungen
•    Wärmedämmverbundsystem als Fassaden­dämmung mit mineralischem Glattputz
•    Originalgetreue Erneuerung des äußeren Blumen­fensterelementes sowie der eingangsseitigen Fenster aus Holz mit 2- bzw. 3-fach-
Isolierverglasung

Zudem sind die Blumenfenster in ein neues Lüftungskonzept einbezogen: Die Zuluft wird durch den Fensterzwischenraum geführt und durch die Sonnen­einstrahlung erwärmt, sodass sich thermische Behaglichkeit und Belüftung verbinden.

Im Ergebnis reduzierte sich der Primärenergie­bedarf um über 80 % auf nur noch ca. 55 kWh/m2a.
Damit erreichen die Gebäude die geforderten Energie­bedarfswerte eines vergleichbaren Neubaus.

Lüftungsschema der Blumenfenster: So gelangt vorgewärmte Luft in die Räume.

Seit Beginn des Projekts sind bundesweit Bauteilbörsen entstanden beziehungsweise derzeit in Planung. In Verbindung mit den Bauteilbörsen ist das umfassende Umweltkommunikationskonzept mit Workshops für unterschiedliche Zielgruppen ein weiteres zentrales Element zur nachhaltigen Entwicklung. So qualifiziert das bauteilnetz Deutschland beispielsweise auch Langzeitarbeitslose für eine Beschäftigung im Bau- und Lagerbereich und veranstaltet spezielle Weiterbildungen für Planer, Architekten, Handwerker und Abbruchunternehmen. Zudem errichtet es über Deutschland verteilt – teilweise in Kooperation mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen – Modellbauwerke aus gebrauchten Materialien.

Das zuvor gezeigte Hoffmannsche Haus im Jahr 2012 nach der Sanierung: Die architektonische Ästhetik blieb erhalten.

Projektthema:
Energetisch optimierte integrale Planung und Begleitung denkmal­geschützter Nachkriegsbauten

Projektdurchführung:
Technische Universität Dresden
Institut für Baukonstruktion
George-Bähr-Straße 1
01062 Dresden
0351 | 463-34845
bauko@mailbox.tu-dresden.de
www.bauko.bau.tu-dresden.de

Kooperationspartner:
Winfried Brenne Architekten, Berlin
www.brenne-architekten.de

Bauherr:
Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
www.1892.de

AZ 26232