Der Meißner Dom – klangvolle Sanierung

1989 gleicht der Meißner Dom einer »Halbruine« – die Bauaufsicht der DDR veranlasst die Sperrung der beiden Westtürme.

Steine fallen von der Kathedrale, die sich dreißig Kilometer vor Dresden auf einem Burgberg über der Elbe erhebt. Risse durchziehen die Fassade der Kirche. Abgelagert darin haben sich Ruß, Gips und Kohlenwasserstoffe, Spuren der braunkohlebasierten DDR-Industrie.

Begünstigt durch das feuchte Klima des Elbtals, konnten sich die Partikel im Sandstein festsetzen. Auch die Stahlanker in den Domtürmen sind marode geworden. Eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik in Deutschland droht zu verfallen.

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Meißner Burgberg mit Dom

Kurz nach der Wende war der Bestand vieler wertvoller Kulturdenkmäler in den Neuen Bundesländern bedroht. Mit einem Soforthilfeprogramm stellte das Kuratorium der DBU 1991 rund 45 Millionen Euro bereit für Sicherungsmaßnahmen an historisch bedeutsamen Kulturgütern. Weitere Projekte an der Thomaskirche in Leipzig oder am Halberstädter Dom folgten. Die Fördermaßnahmen zur Restaurierung der Westturmanlage am Meißner Dom beliefen sich auf rund 2,2 Millionen Euro.

Steine wurden gefestigt und ersetzt, Bauwerksrisse aufgefüllt und die Anker saniert. Heute steht der Meißner Dom exemplarisch für das Engagement der DBU im Kulturgüterschutz. Ziel der Projekte war darüber hinaus, den Mittelstand zu stärken. So konnten Unternehmen aus der Region mit Restaurierungsarbeiten an der gotischen Kathedrale eine eindruckvolle Referenz vorweisen. Diese Maßnahmen zählen noch heute zu den höchstdotierten Projekten des Förderbereichs Umwelt und Kulturgüter.

Kostengünstig und innovativ: Die Sanierung der Johannesglocke erfolgte im Kirchturm.

Spuren der starken Umweltbelastung finden sich am Meißner Dom noch heute. Die DBU förderte hier weitere Modellprojekte, wie die Restaurierung von zwei gotischen Terrakottafiguren und die Sanierung der größten Glocke des Doms, der Johannesglocke. Die 7,8 Tonnen schwere Bronzeglocke aus dem Jahr 1929 zählt zu den am reichsten verzierten Glocken der Welt. Im zweiten Weltkrieg sollte sie für die Waffenproduktion eingeschmolzen werden. Ihre Schönheit bewahrte sie davor.

Mitte der siebziger Jahre, als die Luftverschmutzung in der DDR ihren Höhepunkt erreichte, brach die Krone. Die Glocke stürzte in den Glockenstuhl. Nach einer notdürftigen Sanierung blieb der Klang aber verändert. Der kunstvolle Kronenbügel, der die vier Evangelisten darstellt, wurde in einem Modellprojekt neu modelliert und eingepasst. Mit der Glockengießerei Lauchhammer und der Firma Turmuhrenbau Ferner Meißen arbeiteten Unternehmen aus der Region hier innovativ und kostensparend: Die Werkstatt richtete man im Glockenturm ein.

Mittels Wasserstrahl-Schneidetechnik wurde der alte Deckel abgetrennt – Schweißen hätte das figurenreiche Relief beschädigt. Rund 20 Jahre nach der ersten DBU-Förderung am Meißner Dom läutet die Glocke nun wieder in einem satten gº Ton.

Bei einem DBU-Modellprojekt wurde der kunstvolle Kronenbügel der Johannesglocke neu modelliert.

Projektthema:

  • Sanierung der Westturmanlage des Doms in Meißen
  • Modellhafte und innovative Instandsetzung der anthropogen umweltgeschädigten Johannesglocke am Dom zu Meißen


Projektdurchführung:
Dom zu Meißen
Hochstift Meißen
Domplatz 7
01662 Meißen
Telefon 03521|452490
info@dom-zu-meissen.de
www.dom-zu-meissen.de

Dombaumeister Günter Donath
Markt 14
01723 Wilsdruff
Telefon 035204|40113
baubuero@architekt-donath.de
www.architekt-donath.de

Kooperationspartner:
Europäisches Kompetenzzentrum für Glocken – ProBell
Hochschule Kempten
www.probell.net

AZ 03700/02 und 24703