Biotechnologische Produktion von Naturlatex

Nachhaltige Bioproduktion von allergen-freiem Naturlatex und -kautschuk aus Löwenzahnmilchsaft in Zellkulturen

Naturkautschuk aus dem Milchsaft (Latex) des Gummibaumes Hevea brasiliensis zeichnet sich durch eine extrem hohe ElastizitĂ€t und Zugfestigkeit aus und ist aufgrund unterschiedlicher chemischer Eigenschaften nicht vollstĂ€ndig durch synthetischen Kautschuk zu ersetzen. Allerdings stĂ¶ĂŸt die Naturkautschukproduktion aufgrund des stark ansteigenden weltweiten Bedarfs zurzeit an ihre Grenzen. Überdies besitzt Gummibaum-Naturkautschuk eine stark allergene Wirkung, die bei medizinischen Gummiprodukten problematisch ist. Die Alternative könnte lauten: Russischer Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz), dessen Kautschuk nachweislich keine allergischen Reaktionen auslöst.

In dem Verbundprojekt »LaKaZell« der WestfĂ€lischen Wilhelms-UniversitĂ€t MĂŒnster (WWU), der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen (TUM) und des Unternehmens Phytowelt GreenTechnologies GmbH, Nettetal, ist es gelungen, eine Löwenzahnzellkultur zu etablieren, die in der Lage ist, Naturlatex zu produzieren.

Ein Antigentest des Löwenzahn-Latex belegte, dass keine der aus dem Gummibaum bekannten Antigene enthalten sind. Somit löst Löwenzahn-Latex keine der bekannten Latex-Allergien aus. Ansonsten besitzt Löwenzahn-Latex vergleichbare Eigen-schaften wie Gummibaum-Latex, ist also zur Kautschukproduktion geeignet.

Elastisch, zugfest und nicht allergen: Naturlatex aus dem Milchsaft des Russischen Löwenzahns

Im Projekt durchgefĂŒhrte Markierungsexperimente zur Kautschukbiosynthese der Löwenzahnzellen zeigten eindeutig die AbhĂ€ngigkeit vom Mevalonat-Stoffwechselweg, ĂŒber den in Eukaryoten ausgehend vom Acetyl-Coenzym A die Biosynthese von Isoprenoiden erfolgt. Da mehrere Gene fĂŒr die SchlĂŒsselenzyme dieses Syntheseweges charakterisiert werden konnten, besteht die Möglichkeit, die Kaut-schuksyntheserate zu optimieren, sodass sich die Kautschukausbeute aus der Zellkultur erhöht und der Prozess damit wirtschaftlicher wird.

DarĂŒber hinaus wurden Ansatzpunkte gefunden, um die AktivitĂ€t von cis-Prenyltransferasen zu erhöhen. Diese Enzyme katalysieren die Polymerisation von Isopreneinheiten – Naturkautschuk besteht aus dem »Baustein« Isopren, der zu langen Polyisoprenketten verbunden ist.

Insofern bietet das Projekt »LaKaZell« ein biotechnologisches Ganzzellproduktionsverfahren fĂŒr allergenfreien Naturlatex und damit eine Möglichkeit, dem steigenden Latexbedarf zu begegnen.

Forschungsobjekt Russischer Löwenzahn

Projektthema:
Nachhaltige Bioproduktion von allergen-freiem Naturlatex und -kautschuk in Zellkulturen

ProjektdurchfĂŒhrung:
WestfĂ€lische Wilhelms-UniversitĂ€t MĂŒnster

Institut fĂŒr Biologie und Biotechnologie der Pflanzen
Schlossplatz 55
48143 MĂŒnster
Telefon    0251|83-22302
dpruefer@uni-muenster.de
www.uni-muenster.de

Kooperationspartner:
Technische UniversitĂ€t MĂŒnchen, MĂŒnchen

presse@tum.de
www.tum.de

Phytowelt GreenTechnologies GmbH, Nettetal
contact@phytowelt.com
www.phytowelt.com


AZ 13255