Bakterien im Einsatz gegen saure Seen

Seit 1990 entstehen durch den drastischen RĂŒckgang der Braunkohleförderung in der Region Leipzig-Halle und in der Lausitz 120 neue Tagebauseen. Das Wasser vieler dieser Seen kann angesichts von pH-Werten zwischen 2,5 und 3,5 kaum von höheren Organismen besiedelt werden.
Aus der unvermeidlichen Vermengung mit dem Grundwasser resultiert fĂŒr den Menschen ein erhebliches Gefahrenpotential. Auch die Nutzung dieser Seen durch Freizeitgestaltung oder Fischzucht ist unmöglich. Damit stellen saure Tagebauseen eines der schwerwiegendsten aktuellen Umweltprobleme in Deutschland und anderen Bergbauregionen der Welt dar.

Wie kommt die SĂ€ure in den See?

Pyrit setzt sich aus Eisen und Schwefel zusammen und ist ein typisches Begleitmineral von Braun- und Steinkohle. Durch den Tagebau wurde es an die ErdoberflĂ€che gefördert und wird dort von Bakterien zu Eisen, Sulfat und SĂ€ure abgebaut. Dadurch wird der sich mit Wasser fĂŒllende Bergbausee sauer und bekommt durch das Eisen seine typische RotfĂ€rbung.

Bakterien als SĂ€uberungsmittel

Forschungen am Restloch 111, einem sauren Tagebausee in der Brandenburger Lausitz, sowie im Labor zeigen, dass der Versauerungsprozess sich nach Zugabe von organischer Substanz mit Hilfe natĂŒrlich vorkommender Bakterienarten umkehren lĂ€sst. Diese sogenannten Eisen- und Sulfatreduzierer lassen wieder Pyrit entstehen und verbrauchen dabei SĂ€ure. Im Laborversuch benötigten sie ein Jahr, um eine mit saurem Seewasser und Sediment gefĂŒllte 1,5 Meter hohe GlassĂ€ule komplett zu neutralisieren. Als geeignete NĂ€hrstoffe erwiesen sich Stroh und Carbokalk - ein Beiprodukt der Zuckerherstellung. Dies konnte bereits auch im Freiland mit Hilfe sogenannter Enclosures, das sind ĂŒberdimensionale PlastiksĂ€cke, nachgewiesen werden.

Die ersten Ergebnisse im Feldversuch sind vielversprechend und zeigen den gewĂŒnschten Anstieg des pH-Wertes an der SedimentoberflĂ€che. Ziel des Vorhabens ist es, diese Prozesse soweit zu optimieren, dass im Anschluss ein Demonstrationsverfahren zur Sanierung des Sees durchgefĂŒhrt werden kann. Mit entsprechenden Anpassungen wird dieses Sanierungskonzept auch auf andere saure Seen ĂŒbertragbar sein.

Sanierung saurer Seen

Unter der FederfĂŒhrung des UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle wird ein kostengĂŒnstiges biologisches Verfahren zur Sanierung saurer Tagebauseen entwickelt. Durch die gesteuerte Nutzung natĂŒrlich vorhandener eisen- und sulfatreduzierender Bakterien sollen die VersĂ€uerungsprozesse unter Pyritbildung rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden.



Projektziel:
Mikrobielle in-situ-Neutralisierung von schwelfelsauren Bergbauseen
ProjekttrÀger:
UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH Sektion GewĂ€sserforschung Permoserstraße 15 04318 Leipzig
Telefon:
(0391) 8109-810
Fax:
(0391) 8109-8111
URL:
http://www.ufz.de
E-Mail:
katrin.wendt-potthoff@ufz.de
Wasserprobennahme an einem mit Hilfe von Bakterien sanierten See
Enclosures, PlastiksĂ€cke mit Stroh und Carbokalk, dienen als NĂ€hrstoffe fĂŒr eisen- und sulfatreduzierende Bakterien.