Abwasser erwärmt Fernwärmenetz

Die Stadt Aurich geht neue Wege, um städtische Gebäude zu beheizen. Bislang ist es üblich, für Wärmepumpen Erdwärme oder Umgebungsluft als Wärmequelle zu nutzen. Die ostfriesische Stadt hingegen speist die Abwärme des Abwassers eines großen Molkereibetriebes in ihr Fernwärmenetz ein.

Das 30 °C warme Abwasser versorgt als "kalte Fernwärme" mittels externer Wärmeübertrager das Heizungs- und das Warmwasser-System einer modernen Sporthalle. In Zukunft soll die Energie auch für weitere Gebäude genutzt werden.

Prinzip "kalte Fernwärme"
In dem Molkereibetrieb am Rande der Stadt fallen stündlich zwischen 30 und 90 m3 vorgereinigtes Abwasser an, das in einer Druckleitung zur Kläranlage gepumpt wird. In einer externen Wärmeübertragerstation kann durch die Abkühlung des Abwassers bis zu 1,5 MW Wärme mit einer Temperatur von 12 bis 25 °C gewonnen werden. Auf diesem niedrigen Temperaturniveau gelangt Heizwasser als "kalte Fernwärme" über eine knapp 1,5 km lange Fernwärmeleitung zur Veranstaltungshalle.  An seinem Zielort angekommen bringt eine Wärmepumpe mit 85 kW Wärmeleistung das Wasser auf etwa 55 °C. Verteilt auf das Heizungssystem und die Warmwasserversorgung der Mehrzweckhalle deckt es so die Grundlast des Wärmebedarfs. Bei ungleichmäßigem Verbrauch lässt sich die Wärme in Pufferbehältern speichern.

Sporthalle und Bad versorgt
Derzeit wird die Multifunktionshalle mit der Wärme aus dem Abwasser noch im Versuchsbetrieb versorgt. In Zukunft soll die Energie aus der Fernwärmeleitung auch für ein Allwetterbad genutzt werden, wobei hier die Wärmepumpenleistung bei rund 400 kW liegen wird. Das Wärmepotential des Abwassers von bis zu 1,5 MW reicht sogar noch aus, um weitere Gebäude an der Fernwärmestrecke anzuschließen oder sinnvolle energetische Maßnahmen auf dem Klärwerk, beispielsweise zur Klärschlammtrocknung umzusetzen.
Das Projekt kann damit auch zum anvisierten Ziel einer energieautarken Kläranlage beitragen.

Beispiel für andere Städte
Das Konzept der "kalten Fernwärme" bietet sich aufgrund des beständig hohen Energiebedarfs gerade für städtische Infrastruktur wie Schwimmbäder und Mehrzweckhallen an. Die Nutzung der regenerativen Energiequelle `Abwasserwärme´ stellt eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Technologie mit guten Aussichten auf einen wirtschaftlichen Betrieb dar.


Projektthema
Abwärmenutzung aus Abwasser mittels externen Wärmeübertragern zur Beheizung einer Multifunktionshalle

Projektdurchführung
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26603 Aurich
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AZ 26988


© Video "Molkerei Rücker", Rücker GmbH

Übersicht über die Nutzung von Abwasserwärme in Aurich