Projekt 37143/01

Kleiner Specht – große Rolle, Citizen Science-Projekt zum Kleinspecht in Bayern und Hessen

Projektträger

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Telefon: +49 69 7542 1820

Zielsetzung

Der Kleinspecht ist eine sehr charismatische Vogelart und begeistert – zumindest unter Ornithologen – jeden! Er steht für intakte Streuobstwiesen, Ufergehölze sowie arten- und strukturreiche Laubwälder mit viel dünnem (stehenden) Totholz. Diese Lebensräume werden bevorzugt, weil sie reich an weichfaulem Tot- und/oder Weichholz sind, worauf Kleinspechte für die Anlage ihrer Höhlen angewiesen sind. Mit diesen ausgeprägten Habitatansprüchen dient die Art als sogenannte Indikatorart.
Zudem nimmt der Kleinspecht in diesen Ökosystemen eine wichtige Schlüsselfunktion ein, indem er Schlaf- und Bruthöhlen baut und durch seine hackende Nahrungssuche Kleinstrukturen und damit Mikrohabitate schafft. Diese kommen zahlreichen Tierarten, kleinen Sekundärhöhlenbrütern (z. B. Meisen, Kleiber), Fledermäusen und Insekten zugute.

Der Kleinspecht lebt unauffällig und gilt aufgrund seiner geringen Körpergröße, leiser Lautäußerungen sowie seiner spärlichen Verbreitung als schwierig zu erfassende Vogelart. Für Deutschland liegen wenig belastbare Zahlen zur Bestandssituation vor, die aktuellen ADEBAR- Daten weisen jedoch auf einen abnehmenden Bestandstrend hin. Die Datengrundlage muss dringend verbessert werden, um den Weiterbestand der Art schützen bzw. entsprechend unterstützen zu können. In Großbritannien ist der Bruterfolg des Kleinspechts seit 1970 unbemerkt eingebrochen. Die Vogelart geht dort mittlerweile dramatisch zurück. Die Gründe für den Rückgang sind bisher kaum wissenschaftlich erforscht. Da der Kleinspecht sich ganzjährig von Insekten und Spinnen ernährt, kann davon ausgegangen werden, dass auch er unter dem gravierenden Insektenrückgang der letzten Jahrzehnte gelitten hat. Einerseits sind seine ursprünglichen Lebensräume (Auwaldgebiete, Bruchwälder, totholzreiche Laub- und Mischwälder) in weiten Teilen Deutschlands selten geworden, andererseits sind auch die Sekundärhabitate der Art wie Streuobstwiesen, Feld- und Ufergehölze sowie ausgedehnte Parks, zurückgegangen bzw. mit Umweltgiften belastet. Daten zum Kleinspecht aus der Artenschutzkartierung in Bayern zeigen auf, dass der Kleinspecht die Spechtart mit der geringsten Bindung an geschlossene Wälder ist, was ihn wiederum in räumliche Nähe zu landwirtschaftlichen Flächen stellt.

Die wenigen eingehenden Untersuchungen zur Brutbiologie des Kleinspechts zeigen, dass diese für den Vogel energieintensive Zeit für viele Verluste verantwortlich gemacht werden kann und der Bruterfolg der Vogelart eher gering ist.

Mit dem Projekt widmen wir uns daher folgenden Fragestellungen:
1. Nehmen auch in Bayern und Hessen, ähnlich wie in England, die Bestände des Kleinspechts ab? Wenn ja, können wir mit den gewonnenen Daten konkrete Maßnahmen zum Schutz der Habitate und damit des Bestands initiieren?
2. Wie verteilen sich die Kleinspecht-Beobachtungen auf verschiedene Naturräume, Höhenlagen und Habitate?
3. Inwieweit kann ein CS-Projekt zu einer schwer erfassbaren Vogelart qualitativ hochwertige Daten für die Wissenschaft liefern?

Übersicht

Fördersumme

75.976,00 €

Förderzeitraum

22.02.2021 - 30.04.2024

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz