Projekt 37064/01

Eckernförder Bucht 2030

Projektträger

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Center for Ocean and Society (COS)
Neufeldtstr. 10
24118 Kiel
Telefon: +49 431 8801554

Zielsetzung

Das Projekt „Eckernförder Bucht 2030“ soll im Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft Lösungen für einen Schutz des marinen Naturraums Eckernförder Bucht (Schleswig-Holstein) entwickeln. Die Aktivitäten werden einen Beitrag leisten, den „guten Umweltzustand der Meere“ zu erreichen, wie er in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie MSRL formuliert ist.
Die übergeordneten mittelfristige Ziele sind folgende:
1. Reduktion des Nährstoffeintrags aus der Landwirtschaft in die Ostsee
2. Verbesserung des Schutzes mariner Habitate
3. Gemeinsame Erarbeitung einer Perspektive für die Eckernförder Bucht 2030
Dazu sollen verschiedene Maßnahmen getestet werden (Reallabor).

Reallabor Eckernförde 2030

Arbeitsschritte

Das Projekt wurde wie folgt aufgebaut:
1. Aufbau eines Netzwerk für den Dialog zwischen Wissenschaft, Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Kommunen, Küstenschutz und Marine;
2. Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur Reduktion von Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft sowie eine Potenzialabschätzung zur Nutzung von Nährstoffen aus mariner Biomasse in der Landwirtschaft im Sinne einer „cycling economy“;
3. Bestandsaufnahme mariner Habitate in der Eckernfördern Bucht;
4. Prüfung der Möglichkeiten des naturnahen Küstenschutzes.

Ergebnisse

Das Projekt hat einen intensiven Dialog zwischen Forschungsgruppen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteur:innen rund um die Eckernförder Bucht aufgebaut (WP1). Mit dem wissenschaftlichen und praktischen Ansatz eines Reallabors wurden verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet, um den ökologischen Zustand der Ostsee in der Region zu verbessern. Fischer, Landwirte, Fachleute aus Tourismus und Anbieter von Wassersportaktivitäten haben sich ebenso eingebracht wie Expert:innen der Marine, Betreiber:innen von Campingplätzen und Umweltschutzverbände.

Wie die abschließende Evaluation zeigte, waren die meisten Stakeholder mit der Einbindung in das Projekt zufrieden. Als Herausforderung wurden die Komplexität und Vielfalt der bearbeitenden Aspekte genannt; auch dass aufgrund COVID nur wenige persönliche Treffen möglich waren, wurde bedauert. Die befragten Stakeholder äußerten durchweg den Wunsch, bei Folgeaktivitäten entweder beratend oder auch als Projektpartner beteiligt zu werden.

Es konnte gezeigt werden, dass Blasentang Nährstoffe aus der Ostsee binden kann und Blasentang für die Nutzung als Dünger in der Landwirtschaft geeignet ist (WP 2). Auch wenn zunächst der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft weiter reduziert werden muss, kann die Kultivierung von Blasentang ein wichtiger Ansatz sein, um die Wasserqualität entscheidend zu verbessern. Es haben sich schon viele Nährstoffe im Sediment am Meeresboden abgelagert, weshalb weitere Maßnahmen sinnvoll sind.

Die Bestandsaufnahme der marinen Habitate und Lebewesen sowie wesentlicher Nutzungen und Nutzungskonflikten ermöglichte es, mehrere Vorschläge für potenzielle Maßnahmen zu entwickeln (WP3):
· Von der Wiederherstellung natürlicher Steinriffen als natürliches Habitat würde vor allem der Blasentang Fucus profitieren, wenn der Standort dementsprechend ausgewählt wird. Ein Riff im Flachwasser bietet außerdem eine nahbare Möglichkeit zur Umweltbildung und kann touristisch, z. B. in Form eines Schnorchelparks, genutzt werden, und stellt auch eine Küstenschutzfunktion da.
· Der Schutz von bestehenden und wiederhergestellten Habitaten kann durch die Zonierung von Strandbereichen für touristische Strandbesucher, Wassersportler und Freizeitangler erreicht werden.
· Ein Fischereiverbot in diesem Bereich ist sinnvoll, damit sich keine Netze im Riff verfangen.
· Zur Umweltbildung können visualisierte Daten beitragen. Im Projekt wurde eine Pilotanwendung entwickelt, mit der sich Interessierte die zusammengetragenen Daten anschauen und über die Eckernförder Bucht informieren können. Eine solche Anwendung könnte z. B. im Ostsee-Info-Center in Eckernförde ausgestellt werden.
· Um die vorhandenen Seegraswiesen zu schützen, können Bojenfelder entlang der Küste installiert und somit das Ankern der Boote verhindert werden.
· Grundlegend für einen langfristigen Erhalt und eine weitere Ausbreitung der habitatbildenden Makrophyten insbesondere in größeren Tiefen ist die Verringerung der Wassertrübung durch die Reduktion der Eutrophierung, wie in WP 2 thematisiert.
· Belastungen durch die kommerzielle Fischerei werden durch die seit 2013 existierende „Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und tauchenden Meeresenten“ reduziert. Die Entwicklung von umweltverträglichen Fischfangmethoden / -geräten, wobei auch ein geringeres Beifang-Risiko bedacht wird, wird auf Bund- und Länderebene gefördert.
· Auswirkungen von Unterwasserschall und die von schnell fahrenden Booten ausgehende Kollisionsgefahr für Schweinswale können durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung und Vermeidung von lärmintensiven Aktivitäten während der Saison des Hauptvorkommens im Sommer reduziert werden.
· Belastungen durch Unterwassersprengungen und Kampfmittelbeseitigung werden in behördlichen Arbeitskreisen auf Bundes- und Länderebene adressiert.
Für den Themenkomplex Küstenschutz wurden mehrere Hotspots identifiziert, wo besonders unter Berücksichtigung des Klimawandels erhöhter Handlungsbedarf besteht (WP 4). Für einen naturbasierten Küstenschutz stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, z.B. Treibseldünen, Palisaden, Wellenbrecher, mobiler Hochwasserschutz oder Zulassen einer Wiedervernässung. Konkrete Vorschläge für die jeweiligen Hotspots wurden erarbeitet und stehen auf der Webseite www.kommrueber.de/?page_id=740 bereit.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Einbeziehung der Öffentlichkeit war durch den partizipativen Ansatz des Reallabors ein charakteristischer Bestandteil des Projekts. Der partizipative Ansatz war bereits im Projektkonsortium selbst angelegt, wo wissenschaftliche Arbeitsgruppen, ein Ministerium, eine Behörde sowie privatwirtschaftliche Unternehmen vertreten waren. Der gesellschaftliche Dialog wurde im Projekt durch den intensiven Austausch mit weiteren gesellschaftlichen Interessengruppen (Stakeholdern) ausgeweitet.
Die breite Öffentlichkeit wurde über die Ziele und Aktivitäten des Projekts informiert. Dazu wurde die lokale Presse informiert, eine Webseite mit Basisinformationen über Ziele, Aktivitäten und Projektträger erstellt. Weitere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten wie ein Video, Vorträge und Informationsschilder wurden zusätzlich im Projektverlauf entwickelt.

Fazit

In den 14 Monaten des Projektes wurde die Grundlage für die Durchführung eines mehrjährigen Reallabors geschaffen. Es wurde deutlich, wie komplex die Erarbeitung von Lösungen zwischen Naturschutz und Nutzung ist. Für eine effektive und erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen ist es daher essenziell, alle Stakeholder und auch die Konflikte zwischen den einzelnen Nutzergruppen zu beachten. Es konnten mehrere Maßnahmen identifiziert werden, die einen breiten gesellschaftlichen Konsens finden und möglichst viele Bedürfnisse berücksichtigen. Im Rahmen von Folgeprojekten sollten konkrete Handlungsoptionen getestet und bewertet werden, sobald eine entsprechende Finanzierung sichergestellt ist.

Übersicht

Fördersumme

118.143,00 €

Förderzeitraum

01.04.2021 - 31.05.2022

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik