Projekt 35732/01

Inklusive Nachhaltigkeitsbildung Einrichtung und Erprobung eines modellhaften Forschungslabors für behinderte und nichtbehinderte Kinder

Projektträger

Familienzentrum Hochrhein
Berthold-Schmidt-Platz 7
79787 Lauchringen
Telefon: +4917647712316

Zielsetzung

Über das Projekt “Inklusives Forschungslabor”

Das Familienzentrum Hochrhein (im Weiteren kurz “FaZ”) bietet seit über zehn Jahren Freizeitprogramme für eine Gruppe von behinderten und nichtbehinderten Kinder und Jugendlichen an. Die Mitglieder von “FasZination” sind zwischen 5 und 27 Jahre alt und werden von vielen freiwilligen Helfern und geschultem Personal betreut.

Wo die schulische Betreuung dieser Kinder aufhört und die karitativen Einrichtungen (noch) nichts anbieten, schließt das FaZ die Lücke.
Auf dem naturnahen Außengelände des FaZ (genannt “Abenteuerland”) entstand nun ein inklusives Labor für die Forscherinnen und Forscher von Morgen: die naturnahe Forschungsstation für Kinder und Jugendliche “Schätze der Natur - schätze die Natur!”.

Dort können sich die Experimentierfreudigen tiefer mit diesen Themen auseinandersetzen:
- Boden (Bodenschichten, Versiegelung, Kompost, Plastikmüll)
- Wasser (Wasserproben, Filtern, PH-Werte)
- Energie (Solarenergie/Gewächshaus, selbst Strom produzieren, Windrad)
- Lebewesen und Pflanzen in der Erde und in der Wutach

Wichtig ist dabei, dass die behinderten und nichtbehinderten Kinder spielerisch ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit entwickeln. Durch die Interaktion mit Naturelementen wird aufgezeigt, wie diese mit alltäglichen Aktivitäten zusammenhängen und wie jeder einzelnen ressourcenschonend zum Umweltschutz beitragen kann (beispielsweise wie funktioniert der Abbau von Plastik in der Umwelt, wie viel Strom wird für den Betrieb eines Handy benötigt und wo kommt er her, usw.).

Die integrative Forschungsstation ist so konzipiert, dass mobile Aspekte eine große Rolle spielen. Räumlich befindet sich das Labor in einem umgebauten, alten Bauwagen. Die Ausstattung des Labors ist ebenfalls flexibel gebaut - so können Kisten mit bestimmten Equipment jederzeit ausgebaut werden und so zum einen mehr Platz im Inneren schaffen (z.B. für Rollstuhlfahrer*innen) und zum anderen an andere interessierte Institute in der Nachbarschaft verliehen werden (Kindergärten, Schulen). Eine Mitarbeiterin (50 %) betreut die Forschungsstation sowie die Kinder- und Jugendgruppen.

Dieser modulare, kleinflächige Aufbau des Forschungslabor kann einfach repliziert und so in vielen weiteren Institutionen nachgebaut werden. Dadurch lassen sich deutschlandweit entsprechend sehr viel mehr Kinder und Jugendliche in inklusiven Umfeldern erreichen.

Ziele:
Mit der Förderung der DBU errichtete das FaZ im Abenteuerland ein inklusives Forschungslabor, um damit folgende Ziele erreichen:
1. Vorbildfunktion durch das Inklusions-Projekt mit tatsächlich neuen Bildungsansätzen im Kontext einer Nachhaltigkeitspädagogik (Erprobung des Modellprojektes am Standort Lauchringen)
2. Stärkung des Nachhaltigkeitsgedanken in einer bisher unterrepräsentierten Zielgruppe durch spielerisches Erforschen der direkten Umwelt
3. Untersuchung und Validierung der Themenauswahl, Zielgruppenansprache, Methodeneinsatz, Bildungsinhalte und -botschaften sowie die Wirkung der durchgeführten Maßnahmen durch eine wissenschaftlichen Begleitevaluation
4. Erstellung eines Datensatzes zur Replikation eines inklusiven Forschungslabor an anderen Standorten

Arbeitsschritte

Bauwagen mit Innenausstattung
Das Zentrum des inklusiven Forschungslabors bildet ein umgebauter Bauwagen mit mobilen “Schatzkisten”. Über eine angebaute Rampe und Veranda sowie eine extra breite Tür ist dieser auch für Rollstuhlfahrer leicht zugänglich.

Bauwagen:
Für die Errichtung des integrativen Forschungslabors auf dem Gelände des Abenteuerlands wurde ein alter Bauwagen gekauft, komplett entkernt (aufgrund des mangelnden Zustands) und durch aufwendige Handwerkerleistung in einigen benachbarten Betrieben wieder komplett neu aufgebaut. Darunter fielen:
- Abnahme der Verschalung
- Aufbau eines neuen Fundaments und Metallgerüsts für die Verschalung
- Einbau eines neuen Bodens
- Streichen des Grundgerüsts
- Vergrößerung und Erneuerung der bestehenden Fenster und Türen durch neue Modelle (rollstuhlgerechte Breite)
- Verschalung und Dach
- Verlegung der Elektrik
- Umzug aus der Werkstatt an den finalen Standort im Abenteuerland

Die hiesigen Firmen sind große Unterstützer des Forschungslabor-Projektes und haben teilweise nicht die vollen Preise aufgerufen, bzw. ehrenamtliche Arbeiten übernommen. Das Team auf Seiten des Familienzentrum half ebenfalls bei einfachen Aufgaben mit, um Handwerkerkosten zu sparen.
Aufgrund der Corona-Pandemie oder auch Einsätzen der Firmen bei der Behebung von Unwetterschäden ging häufig vor und verzögerten manche Handwerkerleistungen.

Mobile Schatzkisten:
Zur Ausstattung des Bauwagens gehören initial drei mobile Boxen für verschiedene Forschungsthemen, sogenannte Schatzkisten. Sie enthalten diverses Lern- und Forschungsmaterial. Darüber hinaus kann auf dem Gelände des Abenteuerlands das dort bereits vorhandene Equipment, wie etwa Schubkarren, eine voll ausgestattete Werkstatt und Material (Holz, Papier, Bastelutensilien, etc.) genutzt werden.
- Die Schatzkisten sind den Themen „Boden, Wasser, Energie“ zugeordnet
- Sie können mobil verwendet werden
- Sie können vorbereitet, aufgefüllt, wiederverwendet werden
- Sie sind platzsparend und flexibel
- Sie sind thematisch zu ergänzen bzw. zu erweitern

Die Aufgabe ist es zum einen mit den Labor-Schatzkisten das jeweilige Thema zu untersuchen und zum anderen weitere „Schätze“ zu schaffen : guter Boden, sauberes Wasser und der „grüne Schatz“ (Pflanzen im Gewächshaus).
Die Kisten inklusive Equipment und Anleitung werden bereits in die Kinderbetreuung integriert. Dadurch werden Erkenntnisse für die wissenschaftliche Begleitung generiert. Darüber hinaus - und dem Covid19-bedingten Lockdown geschuldet - entwickelte das pädagogische Team einen Wald-Forscher-Rucksack. In diesem befinden sich eine Becherlupe, ein Naturführer, eine Pinzette, ein Fernglas und eine selbst konzipierte Broschüre mit Aufgaben und Ideen für einen Forschertag mit der Familie im Wald. Während des Lockdowns wurde das Angebot des Forscherrucksackes gut angenommen.


Inklusives pädagogisches Bildungsprogramm:
Die Integrationsgruppe “FasZination” im FaZ bietet niedrigschwellige Angebote im offenen Bereich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistigen, physischen und Sinnesbehinderungen und ohne Behinderung ab 6 Jahren in Form einer Betreuungsgruppe mit Tagesbetreuung in Kleingruppen sowie Familienentlastender Dienst. Inhalt und Aufgabe der Gruppe ist die Integration: Nichtbehinderte Kinder lernen Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft, behinderte Kinder werden durch die Freizeit mit nichtbehinderten Kindern gefördert und erleben ein Stück Normalität. Das Programm bereitet die Gruppenleiterin vor und leitet das Team fachlich an. Die Kinder und Jugendlichen werden nach Bedarf auch „1 : 1“ betreut.

Die pädagogische FaZ-Mitarbeiterin und Kleinkind-Gruppenleiterin Daniela Köble hat in Zusammenarbeit mit Dr. Leonie Malzacher, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin, die pädagogischen Konzepte und Experimente für die drei Themenschwerpunkte “Boden”, “Wasser” und “Wind” entwickelt. Diese Konzepte sind sowohl Teil der mobilen Schatzkisten als auch Grundlage für die wissenschaftliche Begleitung. Nach Finalisierung der Konzepte hat die Agentur Die Etagen - aufgrund ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit der DBU und entsprechender Expertise - diese Konzepte geprüft und ihre Empfehlungen wurden bereits in die Konzepte eingearbeitet.

Die Konzepte wurden seit Juni 2021 mit der Wiedereröffnung des Abenteuerlands für ausgewählte Kindergruppen aktiv verprobt - vorab wurde Pandemie-bedingt auch hier die praktische Umsetzung der Forschungseinheiten durch Schließung des Geländes und Aussetzung des offenen Betriebs ausgebremst.

Ergebnisse

Zusammenfassung der erzielten Ergebnisse:
Unser Projekt und die Zeitplanung waren weitgehend stark durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Dies betraf den Umbau des Bauwagens zum Forschungslabor sowie daraus resultierend die Nutzung durch die Zielgruppen. Ein weiteres Hindernis stellte zu Beginn des Projektes die Tauglichkeitsprüfung des ursprünglich angedachten Bauwagens dar, was darin resultierte, dass ein neuer Wagen gefunden und erworben werden musste. Der Umbau startete im Sommer 2020 und wurde immer wieder durch anderweitig notwendige Unterstützung im Familienzentrum aufgrund der Pandemie-Einschränkungen unterbrochen. Mittlerweile ist der Umbau vollzogen. Hier ist zu betonen, dass auf hohe Qualität geachtet wurde und deswegen eine komplette Renovierung des Bauwagens, inklusive Verschalung, Dach, Fenster, Türen usw. stattfand. Dieser Umbau hätte nicht durch die sehr gute Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben und vielen ehrenamtlichen Einsätzen von Mitarbeitenden des Familienzentrums stattfinden können. Die Außenverschalung ist komplett abgeschlossen, und Innenausbau und Ausstattung sind in den letzten Zügen. Unsere Einschätzung bezüglich der weiteren Baumaßnahmen geht mit einer vollständigen Fertigstellung des Forschungslabors im Sommer 2022 aus.
Im Bereich der Nachhaltigkeitspädagogik sowie wissenschaftlichen Begleitung konnten wir - trotz Lockdown - gute Fortschritte machen. Die Themenschwerpunkte sind alle so ausgearbeitet worden, dass sie bereits mit den integrativen Kinder- und Jugendgruppen angewandt und getestet werden.

Öffentlichkeitsarbeit

Während der gesamten Laufzeit wurde über das Projekt und seine Fortschritte regelmäßig in diversen Medien berichtet.
Eigene Kanäle des FaZ:
- Facebook/Instagram
- Webseite (inklusive Nennung der DBU als Partner/Unterstützer)
- Infotafel am Bauwagen (Lieferung verzögert, wird nachgereicht)
- Infoheft Abenteuerland (Auszug über das Projekt)

Darüber hinaus berichtete die lokale Presse (insbesondere die Tageszeitung Südkurier) regelmäßig über den Fortschritt.

Lauchringen: Der Natur und Umwelt auf der Spur: Familienzentrum Lauchringen richtet eine Forschungsstation im Abenteuerland ein | SÜDKURIER Online (suedkurier.de)Lauchringen: 125.000 Euro der Umwelt-Stiftung machen Bauwagen für junge Forscher möglich | SÜDKURIER Online (suedkurier.de)Lauchringen: Ein Bauwagen wird flott gemacht: SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter besucht Abenteuerland des Faz Hochrhein zum Sommergespräch | SÜDKURIERFacebook (FaZ)Instagram (FaZ)Webseite des FaZ mit Artikeln zur Forschungsstation

Fazit

Die Einrichtung des integrativen Forschungslabors auf dem Geländes des Abenteuerlands hat sich als ein vielschichtiges Vorhaben herausgestellt. Als Projekt wurden diverse, teilweise unabhängig voneinander stattfindende Teilprojekte von einem jeweils sehr motiviertem Team umgesetzt. Wie bereits oben beschrieben bestanden diese vor allem aus dem handwerklich geprägten Umbau eines alten Bauwagens zur Forschungsstation, sowie den inhaltlich getriebenen Entwicklungen der pädagogischen Konzepte und wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Einordnung.

Es hat sich sehr bewährt, die jeweils benötigten Kompetenzen federführend von einer Person zusammenzustellen und den Fortschritt über die gesamte Projektdauer zu begleiten und zu steuern. In der ursprünglichen Planung war vorgesehen, dass sich die Projektbeteiligten öfter vor Ort zum gemeinsamen Austausch treffen, was aber aufgrund der Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich war.
An dieser Stelle ist sicherlich auch hervorzuheben, dass es sich bei diesem Projekt um ein sehr praktisches Vorhaben mitten im Betrieb einer sozial ausgerichteten Organisation handelt - mit Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Einsätze neben vieler weiterer Aufgaben im Tagesgeschäft. Umso mehr ist es dem Einsatz aller Projektbeteiligten zu danken, dass nun wie geplant das integrative Forschungslabor in Betrieb genommen werden konnte und für viele behinderte und nicht-behinderte Kinder und Jugendliche im Landkreis eine große Bereicherung darstellt. Der Betrieb wird auf unbestimmte Dauer weitergeführt und soll perspektivisch sogar wachsen.

Übersicht

Fördersumme

124.855,00 €

Förderzeitraum

18.02.2020 - 18.05.2022

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation