Projekt 35454/01

Neue Modelle zur Umsetzung von regionalen Agrarnaturschutzmaßnahmen in Deutschland mit Kooperativen

Projektträger

Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e. V.
Promenade 9
91522 Ansbach
Telefon: +49 981 1800990

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Thema einer überbetrieblichen Umsetzung von Agrarnaturschutzmaßnahmen wird in Deutschland und in Europa nach wie vor vielfältig diskutiert. Damit soll der Rückgang der Biodiversität in der Kultur-landschaft effizienter verhindert und dabei die Kompetenzen der landwirtschaftlichen Betriebe stärker in diese Aufgabe einbezogen werden. In Zusammenschlüssen und mit der Umsetzung auf der Basis eines Fachkonzepts mit Landschaftsbezug sollen Förderprogramme effektiver wirken. Die Konzepte sollen sowohl im Ackerland als auch im Grünland greifen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSeit dem Start des Projekts sind die Prozesse weiter vorangeschritten: der EU-GAP-Strategieplan für 2023 bis 2027 wurde verabschiedet, der deutschen GAP-Strategieplan wurde am 21. November 2022 genehmigt und auch alle Verordnungen und Gesetze für die neue GAP liegen mittlerweile vor. In den Strategieplänen wurden die Möglichkeiten der überbetrieblichen Zusammenarbeit präzisiert.
Durch die Förderung der DBU war es dem DVL möglich, seine Erfahrungen und Empfehlungen aktiv in die Diskussionen einzuspeisen und so an einer praxisorientierten und effektiven Gestaltung überbe-trieblicher Ansätze mitzuwirken. Der DVL ist nicht nur gut vernetzt in Verwaltung und Praxis, sondern setzte in dieser Zeit auch entscheidende Impulse für die konkrete Programmierung der AUKM in Deutschland.
Der DVL hat die Projektergebnisse bei mehreren Veranstaltung und Besprechungen im Expertenkreis vorgestellt und die gemeinsame Weiterentwicklung diskutiert. Exemplarisch genannt sei die Tagung der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) „ELER und Umwelt“ 2023 mit dem Thema „Welche Aussichten bietet die neue GAP-Förderperiode für den kooperativen Agrarumwelt-schutz?“ mit über 100 Teilnehmenden aus allen Bundesländern. Auch der Online-Austausch der Exten-sivierungsreferent*innen der Länder (s. Mai 2022) wird über das Projektende hinaus weitergeführt, die Entwicklung der relevanten AUKM auch darüber vernetzt.
Es waren drei überregionale und regionale Workshops vorgesehen. Anstelle der vorgesehenen drei wurden fünf regionale Workshops durchgeführt. Die regionalen Workshops wurden in enger Absprache mit den DVL- und LPV-Kolleg*innen vor Ort und ausgerichtet auf die jeweiligen regionalen Gegebenhei-ten geplant. Die fünf regionalen Workshops fanden statt zwischen Herbst 2021 und Frühling 2022 (s. AP 3-4: Konzeption der Modellregionen).
Die folgenden überregionalen Workshops wurden durchgeführt:
- Fach-Workshop 1: 09.12.2020 Diskussion der bisherigen Arbeit von Kooperationen zur „Umset-zung von Agrarnaturschutzmaßnahmen im überbetrieblichen Zusammenhang“ (siehe AP 1-4)
- Fach-Workshop 2: 19.05.2021 Diskussion der Umsetzungsvarianten für eine „überbetriebliche Umsetzung von Agrarnaturschutzmaßnahmen“ (siehe AP 2-3)
- Fach-Workshop 3: Eine Sondierung der Modellregionen und Fördermöglichkeiten hat zum Teil bereits im zweiten Fach-Workshop und in persönlichen Gesprächen stattgefunden. Ein dritter Fachworkshop hat zur verwaltungstechnischen Umsetzung kollektiver AUKM im deutschen GAP-Strategieplan 2023 – 2027 am 12.05.2022 stattgefunden.

Statt der geplanten drei wurden fünf Modellszenarien in den folgenden Bundesländern erarbeitet:
- Hessen: „Bergwinkelgrün - extensives Grünland gemeinsam gestalten!“ am 27.10.2021 in Mar-born.
- Brandenburg: „Blaues Band der Havel - Kooperative Biodiversitäts- und Klimaschutzmaßnahmen in Agrarlandschaften“ am 04.03.2022 in Potsdam.
- Thüringen: „Kooperative Umsetzung von Agrarnaturschutzmaßnahmen“ am 12.04.2022 in Erfurt, gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland.
- Sachsen: „Agrarnaturschutz in der Betriebszusammenarbeit im Landkreis Meißen optimieren“ am 13.04.2022 in Meißen, gemeinsam mit der AbL Mitteldeutschland.
- Sachsen-Anhalt: am 19.04.2022 in Halle, gemeinsam mit der AbL Mitteldeutschland.



Ergebnisse und Diskussion

Als Voraussetzungen für die Entwicklung von Modellszenarien wurden folgende Faktoren herausgefil-tert:
Was es erfordert vor Ort
- Eine Umsetzung in den betreffenden Regionen muss vom Bundesland gewollt sein.
- Es ist ein LPV vorhanden, der ein anspruchsvolles Projekt umsetzen kann.
- Der LPV (o. ä. Organisation), arbeitet mit einer Gruppe von Landwirt*innen bereits an überbe-trieblichen Maßnahmen (z. B. zum Biotopverbund).
- Die Landwirt*innen sind bereit, über ihre Erfahrungen und Wünsche zu berichten.
- Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung muss sehr konstruktiv sein.
- Der LPV sollten bereits eigene Anträge (Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, Direktzahlungen) gestellt oder landwirtschaftliche Betriebe bei der Antragstellung begleitet haben.
Rahmenbedingungen
- Organisation des Vor-Ort-Workshops in Zusammenarbeit mit dem DVL
- Gespräche mit Verwaltung und verschiedenen möglichen Akteur*innen (LPV)
- Kooperation mit DVL-Landeskoordinator*in und DVL-BGS
- Kosten für Regionalworkshops werden übernommen
- Für teilnehmenden LPV gibt es kleine Aufwandsentschädigung

Um die diversen kooperativen Ansätze in Deutschland, den Niederlanden und Europa zu vergleichen, wurde ein einheitliches Evaluationsschema (bestehend aus Maßnahmen; Finanzierung; Betreuung (Be-ratung); Antragsstellung; Datengrundlage; Fachplanung) konzipiert und in Berichten zusammengefasst. Das Projektteam konnte damit die in Deutschland bereits vorliegenden Erfahrung in Praxis und Verwal-tung zusammenfassen und die Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen der niederländischen und weiterer Ansätze im Vergleich zum Ist-Stand in Deutschland und den Bundesländern analysieren.
Das DBU-Projekt „Neue Modelle zur Umsetzung von regionalen Agrarnaturschutzmaßnahmen in Deutschland mit Kooperativen“ hat die Diskussion um überbetrieblichen Agrarnaturschutz in einigen Bundesländern angestoßen und/oder fachlich unterfüttert. Daher steht das Projektteam des DVL auch zukünftig mit den Ministerien im Kontakt, um mit seiner Expertise für die Umsetzung des überbetriebli-chen Ansatzes bereit zu stehen. So ist zum Beispiel ein weiterer Online-Austausch der Extensivie-rungsreferent*innen (s. Mai 2022) geplant, um die Erfahrungen des DBU-Projekts und explizit aus Brandenburg auch den anderen Ländern zugänglich zu machen. Der DVL hat die Ergebnisse aus dem hier bearbeiteten Projekt auf der DVS-Tagung „ELER und Umwelt“ 2023 „Welche Aussichten bietet die neue GAP-Förderperiode für den kooperativen Agrarumweltschutz?“ vorgestellt, die als Leuchtturm für kooperative Ansätze bundesweit auf großes Interesse stoßen.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projekts wurden im DVL-Rundbrief publiziert. Im Fachartikel „Sind überbetriebliche Lösungen die Zukunft? – DVL untersucht neue Wege einer effektiveren Umsetzung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen“, veröffentlicht im DVL-Rundbrief Winter 2020, stellt das Projektteam, in Person von Dr. Jürgen Metzner und Moritz Stüber eine erste Analyse des Niederländischen Modells vor und ordnet die Arbeit mehrerer LPV verschiedenen Umsetzungsvarianten der überbetrieblichen Zusammen-arbeit zu. Im Fachartikel „Wie wäre es mit einem Agrarnaturschutzprogramm, das... ?“, veröffentlicht im DVL-Rundbrief Herbst 2022, stellt das Projektteam, in Person von Moritz Stüber, Liselotte Unseld, Sönke Beckmann und Dirk Schubert in einem Fragen-Antwort-Katalog zusammen, wie die Umsetzung des kooperativen Ansatzes in Deutschland funktionieren kann.
Die Erfahrungen aus verschiedenen Bundesländern wurden im Rahmen mehrerer Veranstaltungen (überregionaler Expertenworkshop 12/2020, DVS-Tagung „ELER und Umwelt“ 03/2021, DVS-Tagung „ELER und Umwelt“ 03/2022) auf Bundesebene zusammengeführt und diskutiert. Auch die Beiträge der PAG-Mitglieder bei den beiden PAG-Sitzungen dienten der Zusammenführung auf Bundesebene. In die-sem Gremium waren die Erfahrungen auf Programmierungs- und Verwaltungssicht sehr wertvoll, ins-besondere aus dem GAK-finanzierten HALM-A-Programm in Hessen und der ELER-finanzierten Richtli-nie Zusammenarbeit in Brandenburg.
Der Fach-Workshop zur Diskussion der Umsetzungsvarianten für eine „überbetriebliche Umsetzung von Agrarnaturschutzmaßnahmen“ fand am 19.05.2021 statt (Protokoll, s. Zwischenbericht 08/2021). Die Erkenntnisse daraus und die Empfehlungen für die Ausgestaltung der überbetrieblichen Zusam-menarbeit in der GAP ab 2023 sind in die o. g. DVL-Empfehlungen eingeflossen.
Die Erfahrungen von Expert*innen aus den Niederlanden, dem BMEL und aus verschiedenen Bundes-ländern wurden im Rahmen des überregionalen Expertenworkshops am 12.05.2022 zur „Verwaltungs-technischen Umsetzung kollektiver AUKM im deutschen GAP-Strategieplan 2023-2027“ zusammenge-führt (Protokoll, s. Zwischenbericht 09/2022).

Fachveröffentlichungen
- Unseld, L., Stüber, M. (2022): Mehr Akzeptanz für nasse Moornutzung: der DVL zeigt wie! Fach-artikel. In: DVL-Rundbrief 01/2022: 43-46; unter anderem zur Förderung der Kooperation in Moo-ren.
Berichte
- Okt 2020 DVL-Rundbrief Herbst 2020 Bericht „Neues Projekt zur kollektiven Umsetzung von landwirtschaftlichem Naturschutz gestartet“ zum Projektauftakt.
- Juni 2021 Artikel „Nicht Gegner – sondern Partner“ auf Bildungsserver Agrar mit Bezug auf die Vorstellung der Projektinhalte auf der DVS-Online Tagung „ELER und Umwelt“.
- Okt 2021: DVL-Rundbrief 03/2021: „Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft empfiehlt Stärkung regionaler Kooperationen - Dabei soll auf Landschaftspflegeverbänden aufgebaut wer-den“.
- Okt 2021: DVL-Rundbrief 03/2021: „Der DVL legt Empfehlungen für den überbetrieblichen Agrar-naturschutz vor“ zur Veröffentlichung der DVL-Empfehlungen „Überbetriebliche Gemeinschaften – Mehrwert für Natur- und Klimaschutz in der Agrarlandschaft“.
- Dez 2021: DVL-Rundbrief 04/2021: „Überbetrieblicher Grünlanderhalt im Projekt „Bergwinkelgrün“ auf dem Prüfstand“ zum ersten regionalen Workshop in Marborn, Hessen.
- März 2022: DVL-Rundbrief 01/2022: „DVS-Tagung „ELER und Umwelt“ – Weidetierhaltung, Kol-lektiven, Agroforst“ anlässlich des Workshops „Kooperationen für mehr Natur- und Umweltschutz in unserer Agrarlandschaft“, in dem der DVL auch seine Vorstellungen zum überbetrieblichen Ag-rarnaturschutz vorstellte.
- Jul 2022: DVL-Rundbrief 02/2022: „Observation Letter der EU-Kommission – endlich Erleichte-rung bei der Grünlandförderung?“ unter anderem zu den Empfehlungen der EU-Kommission, die kooperativen Ansätze im GAP-Strategieplan auszubauen.
- Dez 2022: DVL-Rundbrief 04/2022: „Abstimmungsgespräche mit Verbänden und Institutionen“ zum Termin mit Sabine Riewenherm, Präsidentin des BfN.
Pressemitteilungen
- 02.07.2020 Pressemitteilung „DVL entwickelt niederländisches Kooperativen-Modell weiter“ auf der DVL-Homepage zum Auftakt des Projekts.
- 01.03.2021 Pressemitteilung „Lörracher LEV wird Teil einer bundesweiten Expertengruppe für Agrarnaturschutzmaßnahmen“ zum ersten Fach-Workshop am 09.12.2020.
- 13.09.2021 Pressemitteilung „Erfahrungsvorsprung nutzen - Neue Bundesregierung muss Kon-zepte aufgreifen!“ auf der DVL-Homepage anlässlich des Deutschen Landschaftspflegetages 2021.
- 07.10.2021 Pressemitteilung „Überbetrieblichen Naturschutz stärken!“ auf der DVL-Homepage anlässlich der DVL-Praxistage Brandenburg
- 31.03.2022 Pressemitteilung „Mut zu Veränderungen!“ auf der DVL-Homepage zur Schaffung ver-lässlicher Rahmenbedingungen für kooperative Naturschutz.
- 08.09.2022 Pressemitteilung „Landwirt*innen packen gemeinsam an: Für mehr Agrarnatur-schutz!“ anlässlich des Projektauftakts „Vorbereitung der kooperativen Umsetzung von Biodiver-sitäts- und Klimaschutzmaßnahmen in Agrarlandschaften“.
- 14.09.2022 Pressemitteilung „Wertschöpfung in der Landschaft: Landwirtschaft, Naturschutz und Klimaschutz verbinden“.



Fazit

Dank der Expertise aus dem DBU-Projekt konnte der DVL seine Brandenburgischen LPV sehr gut auf den überbetrieblichen Ansatz in der Regelförderung vorbereiten. Für ausgewählte Landschaftsräume gründeten die LPV gemeinsam mit Landwirt*innen Kooperativen und stellten erstmalig in der deut-schen Regelförderung einen Agrarantrag für kooperative Klimaschutz- und Biodiversitätsmaß-nahmen. Der DVL begleitete das Vorhaben in Brandenburg noch bis Mai 2023, bleibt für seine LPV aber auch darüber hinaus fachlicher Ansprechpartner.
Zum Januar 2023 startete das BfN-Projekt „KoMBi – Kollektive Modelle zur Förderung der Bio-diversität“. Kern des Projekts ist die Beratung von landwirtschaftlichen Betrieben in den vier Modellre-gionen (Anmerkung zur obigen Grafik: in der Genehmigungsphase zog die Lwk Niedersachsen ihren Antrag zurück).
Der DVL sammelt Erfahrungen zu Aufbau und Rahmenbedingungen von koordinierenden regionalen Strukturen (z. B. LPV) und für den Förder- und Verwaltungsrahmen. Außerdem koordiniert der DVL vier Modellregionen in Zusammenarbeit mit den LPV: Baden-Württemberg (mit LEV Breisgau-Hochschwarzwald), Brandenburg (mit LPV Potsdamer Kulturlandschaft), Hessen (mit LPV Lahn-Dill-Kreis) und Sachsen (mit LPV Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Start auf 01/2024 verschoben). In al-len Bundesländern ist der DVL bereits durch das DBU-Projekt in intensivem Austausch mit den Agrar-verwaltungen und kann auf diese Arbeit aufbauen.
Der DVL bearbeitet auch nach Ablauf des DBU-Projekts das Thema „überbetriebliche Zusammenarbeit“ intensiv weiter und bleibt ein bundesweit wichtiger Ansprechpartner, sowohl in seiner übergeordneten Rolle als Dachverband der Landschaftspflegeorganisationen als auch mit konkretem Umsetzungsbezug in kommenden Projekten.

Übersicht

Fördersumme

246.500,00 €

Förderzeitraum

01.09.2020 - 31.05.2023

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz