Projekt 35220/01

Umsetzung des Konzepts über ein effektives Management des nördlichen Teils des Slovensk Raj Nationalparks (als Fortsetzung der Vorphase Konzept über ein effektives Management des nördlichen Teils des Slovensk Raj Nationalparks“)

Projektträger

Ökologischer Tourismus in Europa (Ö.T.E.) e. V.
Koblenzer Str. 65
53173 Bonn
Telefon: 0228 359008

Zielsetzung


Der slowakische Nationalpark Slovenský Raj (Slowakisches Paradies) ist bekannt für eine größere Anzahl an attraktiven Schluchten, die bis zu 300 Meter tief sind. Diese sind für Besucher häufig mit Leitern, Ketten und Brücken (Holzstege, etc.) als Querungs-, Aufstiegs- und Durchstiegshilfen ausgestattet. Auch die bei Wander*innen besonders beliebte Schlucht Suchá Belá. Dort kommt es in der Hochsaison immer wieder zu langen Warteschlangen vor den jeweiligen Aufstiegshilfen, was zuweilen massive Störungen der vorhandenen Biotope zur Folge hat.

Ein effizientes Besuchermanagement ist dringend notwendig für den Schutz der Natur und Erhalt der biologischen Vielfalt, aber auch die Sensibilisierung seiner Besucher und Bewusstseinsbildung durch gezielte Information und Kommunikation. Unbedingt notwendig sind hier z.B. Steuerungsmaßnahmen, um über eine temporäre Entzerrung der Besucherströme am Eingang der Schlucht den Besucherdruck in dem besonders kritischen Standort vor dem über Leitern ermöglichten Felsenaufstieg deutlich zurückzunehmen.

Dieses Projekt basiert auf den Ergebnissen der Vorphase für ein „Konzept eines effektiven Managements des nördlichen Teils des Nationalparks Slovenský Raj“ aus dem Jahr 2018. Viele Aspekte des Nationalparks wurden in der Studie bewertet, u.a. mit detaillierten Beschreibungen von jeder Schlucht aus Sicht des Naturschutzes und des Tourismus, den Plänen der Interessengruppen aus den geplanten und bereits umgesetzten Maßnahmen im Bereich Tourismus, Naturschutz und Regionalentwicklung, dem Zustand der Wanderwege und technischen Hilfsmittel in und um die Schluchten, sowie deren Instandhaltung, Anspruch an das Marketing usw.

Dabei wurden zehn Maßnahmen vorgeschlagen, die zur Erreichung des Ziels nachhaltigen Tourismus in der Region zu verbessern, beitragen, wobei alle drei Säulen der nachhaltigen Entwicklung - wirtschaftliche, soziale und ökologische - zu beachten sind.

Daraus wurden neun durchzuführende Maßnahmen für die Bearbeitung in diesem Projekt ausgewählt, um folgende Verbesserungen zu erreichen:
- Beseitigung von Schäden an Biotopen und Ökosystemen,
- Verbessertes Nutzungs- und Flächenmanagement, besonders entlang der absteigenden Wanderwege,
- Verhinderung von Kontamination von Oberflächen- und Grundwasser,
- Nationalpark als sicheres Wandergebiet vermarkten,
- Sensibilisierte und gut informierte Besucher des Nationalparks,
- Verbesserte Verwaltung des Nationalparks.
Das Vorhaben besitzt nicht nur für die Slowakei innovativen Charakter, sondern ist als Beispiel auch attraktiv für weitere Staaten Mittel- und Osteuropas. Folgende positive Effekte sind dabei vorbildlich:
- Ein effektives Besuchermanagement über attraktive Angebote und Motivation, statt über Verbote, was schließlich auch positiv zum Ansehen des Nationalparks beiträgt,
- Nutzung modernster Informations- und Kommunikationstechnologien für die Besucherlenkung, was in der Slowakei im Naturschutzbereich bisher nicht erfolgte.


Arbeitsschritte

1. Erhaltung und Reparatur wichtiger Wanderwege sowie notwendige Rückbaumaßnamen im Zuge der Besucherlenkung, Verbesserung der technischen Hilfsmittel (Aufstiegshilfen) in den Schluchten,

2. Optimierung der Naturschutz- und Naturinformationsausstellung im Nationalpark-Informationszentrum in Podlesok,

3. Aufbau eines Informationssystems für die Schlucht Suchá Belá: Visualisierung der Überlastung, bzw. Zugänglichkeit der Schlucht für ankommende Besucher/innen,

4. Installierung automatischer Zähler von Wanderern in ausgewählten Schluchten: Überwachung der Besucherzahlen zur Optimierung des Besuchermanagements,

5. Einrichtung eines Informationssystems über die Zugänglichkeit von Schluchten: attraktive Informationen zu allen zugänglichen Schluchten des Nationalparks zum Aufzeigen von Alternativen zu temporär, bzw. aktuell belasteten,

6. Installation eines digitalen Überwachungssystems für den Wasserstand und ggf. Maßnahmen zum notwendigen Schließen einer Schlucht,

7. Layout und Druck von Informationsmaterial gezielt für Besucher/innen zur Unterstützung eines natur- und umweltschonenden Verhaltens,

8. Aufstellung einer Komposttoilette als Testphase bezüglich der Annahme derartiger Einrichtungen durch Besucher/innen,

9. Regionales kooperatives Management als engere Verzahnung der beteiligten und betroffenen Institutionen Naturpark, Anrainerkommunen und Tourismusverband.

Ergebnisse

Ziel des Projektes war es vor allem, die negativen Auswirkungen des Tourismus auf die Natur zu verringern und gleichzeitig die positiven - wirtschaftlichen - Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft zu erhöhen.
Um aber herkömmliche Vorschriften und Verbote zu vermeiden, wurden indirektere Formen genutzt, um Besucher*innen in der sensiblen Umgebung von Schluchten auf verträgliche Weise zu führen, auf mehrere touristische Attraktionen (Schluchten) hin zu lenken und unbedingt notwendige Vorschriften viel flexibler als zuvor zu gestalten.

Zuerst kamen einmal traditionelle Mittel zum Einsatz wie z.B. Erleichterung der Begehbarkeit in Schluchten durch Verbesserung der technischen Hilfsmittel, um auch Tourist*innen aus sensiblen Lebensräumen herauszuholen; bessere Gestaltung von Abstiegspfaden, um Erosion und Trittschäden abzumildern bzw. zu verhindern; Information der Besucher*innen über umfassendere Wandermöglichkeiten; Bereitstellung von Öko-Toiletten an sehr stark belasteten Orten usw. Dies sind allgemein wichtige Voraussetzungen, um die Zufriedenheit und Akzeptanz der Besucher*innen zu erhöhen bei gleichzeitig sorgsamer Wegeführung, um Schäden an Böden und Flora zu minimieren.

Dazu wurden neue Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt wie z.B. gezielte Informationen auf Außenmonitoren und im Internet über die Existenz und Zugänglichkeit von weiteren Schluchten neben den zwei meistbesuchten; zeitliche Regulierung des Eintritts in die am stärksten belastete Schlucht mit Empfehlungscharakter; kurzfristige Schließung von Schluchten aufgrund eines hohen Wasserstands. Darüber hinaus nutzte das Projekt die zuvor nicht abzusehende Reform der staatlichen Naturschutzverwaltung, um einen neuen Ansatz für die Verwaltung des Nationalparks als Tourismusdestination einzuführen.

Das Projekt wurde bereits seit dem Jahr 2016 konzipiert, in einer Projektvorphase bis 2018 weiter konkretisiert und konnte leider erst seit 2020 während der bereits grassierenden Corona-Pandemie umgesetzt werden. Doch gerade hier zeigte sich die besondere Innovation und Vision des Projektes. Denn schon im Sommer 2020 stieg allgemein das Reise- und Naherholungsaufkommen z.B. innerhalb Deutschlands an vielen Orten in ungeahnte Höhe, da der Auslandsreiseverkehr aufgrund der Reisebeschränkungen so gut wie zum Erliegen kam. Der Begriff „Overtourism“ gewann schnell an Bedeutung. Besonders auch Schutzgebiete klagten über einen enormen und kaum zu beherrschenden Besucher*innen-Ansturm mit zusätzlichen Schäden an Böden und Flora sowie Störungen der Wildtiere. Dringend zu verbessernde Schutz- und Lenkungsmaßnahmen - auch für die Zukunft - zeigten sich als absolut notwendig.

Auf der anderen Seite z.B. musste vor allem auch an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste reagiert werden. Auch hier war vielerorts ein enorm hoher Besucher*innen-Andrang zu verzeichnen, der einerseits aus Gründen des Küstenschutzes unbedingt reguliert werden musste, andererseits aber auch um gesundheitlich notwendige Abstände und genügend Platz zwischen den Besucher*innen erreichen zu können. Dafür wurde z.B. in Ostholstein innerhalb kürzester Zeit ein über das Internet zugängliches Ampelsystem entwickelt dem die Gäste sich über noch freie, bzw. gesperrte Strandabschnitte und Parkplätze informieren konnten. An den Strandzugängen wurde zusätzlich der Zugang durch Berechtigungen und Gästezählungen reguliert.

Öffentlichkeitsarbeit


Die PR-Tätigkeit in der Slowakei konzentrierte sich vor allem das Publizieren in den Medien. Hier eine Auswahl von Artikeln und Spots:
https://spis.korzar.sme.sk/c/22692817/sef-slovenskeho-raja-rady-pri-rebrikoch-vyriesime-semaforom-a-kamerami.html
https://www.cas.sk/clanok/1077794/v-suchej-belej-budu-na-jar-monitorovat-turisticky-ruch-pri-rebrikoch-na-skvosty-v-raji-dohliadnu-kamery/
https://hiking.dennikn.sk/ar/6687/o_slovenskom_raji_s_riaditelom_narodneho_parku_tomasom_drazilom.html (podcast)
https://dennikn.sk/2392870/v-slovenskom-raji-nie-su-len-rokliny-ale-aj-luky-so-svetovym-rekordom-v-biodiverzite/ (the same podcast)
https://spis.korzar.sme.sk/c/22663141/v-slovenskom-raji-zrekonstruovali-po-zime-technicke-zariadenia.html
https://spis.korzar.sme.sk/c/22717013/do-slovenskeho-raja-umiestnili-ekotoalety-doviezli-ich-z-francuzska.html
https://www.snv.sk/archiv?video=210811-3 (TV spot)
https://www.snv.sk/spravy/?video=210823-1 (TV spot)
https://www.cas.sk/cl/1002901/2574077/unikatne-wc-v-slovenskom-raji-za-tisice-eur-uvidite-co-v-nom-zije-vyvalite-oci
https://www.webnoviny.sk/nasvidiek/uzavera-roklin-v-slovenskom-raji-bude-automaticka-turisti-dostanu-informacie-online/

Der Ö.T.E. hat das Projekt auf seiner Internetseite dargestellt:
https://oete.de/index.php/de/projekte/aktuelle-projekte/umsetzung-slovensky-raj

Fazit

Insgesamt ist der Verlauf des Projekts, trotz herrschender Pandemie-Einschränkungen erfolgreich, da alle Ziele erreicht wurden. Im Hauptergebnis ist eine reale Umsetzung modernster Technologien für das Besucher*innen-Management, die Interpretation des Naturerbes und die Kommunikation zum Nutzen des Naturschutzes gelungen. Auf diese Weise trug es zu einem verbesserten Management von Besucher*innen-Strömen bei, indem sensible Bereiche nicht weiter geschädigt werden, aber nach wie vor die - wirtschaftlichen - Vorteile für die Anrainer-Kommunen erhalten blieben. Ebenso trug es dazu bei, dass der Nationalpark Slovenský raj der Spitzenreiter unter den slowakischen Schutzgebieten bezüglich innovativer Ansätze und der Zusammenarbeit mit lokalen Interessengruppen wurde.

Das Projekt steht aber jetzt schon für den eindrucksvollen ganzheitlichen Ansatz zur herkömmlichen und digitalen Lenkung von Besucher*innen. Viele auch an anderen Orten notwendigerweise getroffene Maßnahmen während der Pandemie unterstreichen noch einmal eindrucksvoll die Richtigkeit dieses Projektes.

Im „Nebeneffekt“ bot die Umsetzung dieses Projektes auch die Möglichkeit, die Verbindung zu anderen Interessengruppen in der Region, hauptsächlich Kommunen und private Waldbesitzer*innen, herzustellen oder zu verbessern, was eine hervorragende Voraussetzung für ein erfolgreiches Management des Nationalparks darstellt.

Übersicht

Fördersumme

249.859,00 €

Förderzeitraum

01.10.2020 - 30.06.2022

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung