Projekt 35003/01

Qualifizierung von Flüchtlingen zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz an der Hochschule Aschaffenburg – DBU-Sonderprogramm „Umwelt und Flüchtlinge“

Projektträger

Hochschule Aschaffenburg Fakultät Ingenieurwissenschaften
Würzburger Str. 45
63743 Aschaffenburg
Telefon: +49 60214206816

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Jeder Mensch hat ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und so sollen Flüchtlingen nicht nur in Deutschland aufge-nommen werden, sondern man sollte von vornherein allen Menschen die uneingeschränkte Teilnahme an allen Akti-vitäten ermöglichen. Eine gesellschaftliche Herausforderung liegt in der notwendigen Integration vieler Flüchtlinge und Personen mit Migrationshintergrund. Ein positiver Effekt ergibt sich bei deren Zuwanderung dann, wenn eine möglichst große Zahl in ein reguläres Arbeitsverhältnis übergeführt wird und damit am üblichem Steuer- und Sozial-versicherungsprozess teilnimmt. Das Ziel des beantragten Vorhabens besteht in der Vermittlung von Wissen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, CO2-Reduzierung und erneuerbare Energien, um Personen mit Flüchtlingshintergrund mit dem Ziel zu qualifizieren, ihnen Einstiegsmöglichkeiten für eine Arbeitstätigkeit oder ein Studium zu bieten. Als mögliche Arbeitgeber stehen dabei sowohl KMUs wie auch Handwerksbetriebe im Fokus oder die Aufnahme eines Studiums.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Ziele des Projektes lassen sich wie folgt darstellen:
? Wissensvermittlung über das Thema Energieeffizienz und Energiesparen bei Gebäuden und in der Anlagentech-nik in Form von Experimenten am Modellhaus.
? Vermittlung von Kenntnissen im Bereich Computerprogramme (MS-Office-Word, Excel, PowerPoint) mit dem Ziel, bereits vorhandene Kenntnisse zu fördern und Wissenslücken zu füllen
? Unterstützung bei der Bewerbung und Vermittlung in ein Praktikum, eine Ausbildung- oder eine Arbeitsstelle auf dem Arbeitsmarkt
? Förderung der Begeisterung für technische Berufe und Werbung zukünftiger Studierender für die Hochschule Aschaffenburg
Die standardisierte Vorgehensweise des Praxiskurses besteht aus praktischen Versuchen und Lernmaterialien. Die Versuche befassen sich mit den Themen Klimawandel, Wärmeleitung, Solarthermie, Wärmedämmung, energieeffiziente Beleuchtung, Mehrfachverglasung und Fotovoltaik und können von den Teilnehmenden mithilfe von Arbeitsun-terlagen eigenständig bearbeitet werden. Die Vermittlung der Kenntnisse im Bereich PC-Programme und Bewerbung erfolgt mit Face-to-Face-Schulung. Ergänzt wird das Angebot mit Textbausteinen zur Verbesserung der Deutschkennt-nisse anhand von Lückentexten oder Wortergänzungen, angelehnt an die Prüfungsaufgaben in den Deutschkursen. Als Abschluss können die Teilnehmenden in einem Energiequiz ihr Wissen testen.


Ergebnisse und Diskussion

Menschen, die nach Deutschland flüchten, werden hier mit den Problemen des Klimawandels eher nur am Rande konfrontiert. Da die Veränderung des Klimas eine weltweite Entwicklung ist, ist es unabdingbar, dass sich jeder mit den Problemen beschäftigt und sich über Maßnahmen informiert, wie er selbst dazu beitragen kann, die Folgen zu mildern. Der Praxiskurs bringt hierbei die Möglichkeit, das Bewusstsein der Teilnehmenden in dieser Hinsicht zu schärfen und Handlungsempfehlungen zu vermitteln. Die Vermittlung von Gestaltungskompetenz weitet den Teilnehmenden den Blick für Fragen der Generationengerechtigkeit und den Zusammenhang ökologischer, ökonomischer und sozialer As-pekte in Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Durch dieses Projektziel werden die Teilhabe der Teilnehmenden am sozialen Leben und die Integration in die Gesellschaft gefördert. Die Teilnehmenden können Verbrauchs- und Produktions-gewohnheiten kennenlernen, die zu einer Verringerung von Umweltbelastungen führen durch mehr Effizienz in der Produktion (geringerer Material- und Energieverbrauch) und Veränderung im Konsumverhalten in Hinblick auf Ressourcenverbrauch und Energieeinsparung. Im Sinne einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung werden Teilnehmenden in die Lage versetzt, aktuell sinnvolle Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und das eigene Tun zu überprüfen. Mit dem Verständnis der technischen Zusammenhänge kann energiesparendes Verhalten eingeübt werden und Kosten für Strom und Heizung können minimiert werden. Menschen kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen in den Praxiskurs. Neben der Bildung in ökologischer Hinsicht werden der Austausch und die Begegnung von Menschen unter-schiedlicher Bevölkerungs- und Bildungsschichten gefördert. In gemeinsamen Koch-, Spiel- oder Filmabenden können sich die Teilnehmenden in zwangloser Atmosphäre treffen und miteinander Spaß haben.
Das Konzept des Praxiskurses hat sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen. Die Verknüpfung von Wissensvermittlung im Bereich der Energieeffizienz mit Computerschulung, Bewerbungstraining sowie Angeboten zum Erlernen der deutschen Sprache fand eine breite Zustimmung bei den Teilnehmenden. Als Schulungsunterlagen wurden Arbeitsblätter zu den Versuchen, Arbeitsanleitungen mit Lerndateien für die Computerschulung in Word, Excel und PowerPoint, eine Musterbewerbung ferner Lückentexte für die Verbesserung der Deutschkenntnisse erarbeitet. Insgesamt konnten 98 Personen im Praxiskurs geschult werden. Von 34 Teilnehmenden kam eine Rückmeldung über den weiteren Weg , die meisten befinden sich aktuell im Deutschkurs, einige haben einen Arbeitsstelle gefunden oder ein Studium begonnen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Umweltbildungsprojekt wurde auf Veranstaltungen, z. B. während der interkulturellen Woche in Aschaffenburg und bei verschiedenen Netzwerkpartnern in der Flüchtlingsverantwortung seitens der Hochschule präsentiert. In der Presse wurde das Projekt in regionalen und überregionalen Zeitungen gewürdigt.


Fazit

Der Kurs wurde von den Teilnehmenden als sinnvolle Bereicherung gesehen. Die Arbeitsunterlagen kamen gut an und konnten in der Praxis bei allen Teilnehmenden gut eingesetzt werden. Ergänzungen der Arbeitsblätter zum Deutschlernen kombinieren den Erwerb des technischen Wissens zur Energieeffizienz mit dem Erlernen der Sprache. Durch kleine Lerngruppen kann individuell auf die Bedürfnisse und Defizite bei den Teilnehmenden eingegangen und Hilfestellung geleistet werden. In der Evaluierung des Kurses seitens der Psychologischen Fakultät der Universität in Würzburg lässt sich aus der Bewertung des Kurses ablesen, dass das System gefällt und einen Zusatznutzen für die Teilnehmenden bringt. Der Praxiskurs wird in einer leicht abgeänderten Form im Förderprojekt “Integration von Flüchtlingen ins Fachstudium (Integra)“ bis Februar 2020 fortgeführt. Das Programm zielt darauf ab, die Hochschule bei der Integration von Flüchtlingen in ein Studium zu unterstützen.

Übersicht

Fördersumme

203.916,00 €

Förderzeitraum

28.09.2016 - 28.02.2019

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation