Projekt 33645/01

Entwicklung interreligiöser Umweltbildungsangebote für den Nationalpark Eifel

Projektträger

Förderverein des Institutes für Theologische Zoologie e. V. Haus Mariengrund
Nünningweg 133
48161 Münster
Telefon: 0251-5301696

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass des Projektes ist die Problematik, dass aus dem anthropozentrischen Selbstverständnis, der Mensch sei die „Krone der Schöpfung“, die Natur weitestgehend zur „schönen Kulisse“ und „Ressource für den Menschen“ degradiert wird. Ziel des Projektes ist es, Jugendlichen einen neuen Zugang zu ihrer Um-Welt als lebenswichtige- und vor allem gleichberechtigte(!) Mit-Welt zu vermitteln, der sie intrinsisch zum Umweltschutz motiviert. Der Appell von Papst Franziskus mit seiner Enzyklika „Laudato si“, sich für den Erhalt unserer Erde interreligiös zusammenzuschlie-ßen, gab dem Projektvorhaben sein Profil: Durch die Bündelung ethisch-religiöser Begründungen für den Umwelt-schutz seitens der unsere Gesellschaft prägenden Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam sollte ein interreligiöses/kulturübergreifendes Umweltbildungsprogramm entwickelt werden. Mit Hilfe der Forschung des Instituts für Theologische Zoologie Münster zu einer (theologischen) Würdigung der Tiere und der gesamten Mit-Welt, der langjährigen Expertise der Seelsorge im Nationalpark Eifel mit spirituellen, naturerlebnispädagogischen Jugendprogrammen und der Begleitung der Biologiedidaktik am NEES-Institut der Universität Bonn sowie weiterer Partner*innen sollten drei dreitägige Umweltbildungsprogramme entstehen, darunter auch ein „Wildnis-Camp“. Zu Schulungszwecken und zur Verbreitung der Ergebnisse sollten die interreligiösen Impulse zur Schöpfungsbewahrung und die konkreten Programmabläufe inkl. Materialien in einem Programmhandbuch dokumentiert werden. Das Handbuch sollte Teamer*innen befähigen, in waldnahen Naturgebieten selbständig Jugendgruppen/Schulklassen anzuleiten und für den Mit-Weltschutz zu stärken.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1) Verantwortlich für die Projekt-Logistik (Personal, Finanzen, Zeitplan) und die Projekt-Ergebnisse war das Kern-team: Projektleitung, Theologische Leitung, Programmleitung, Redaktionsleitung und Grafik (4-5 Pers.).
2) Die Programme wurden unter der Leitung der Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang erarbeitet. Dem Konzeptionsteam (Kernteam + Fachdidaktik Biologie, Nationalparkverwaltung Eifel, Gymnasium Steinfeld, Städ-tische Realschule Schleiden, Dt. Pfadfinderschaft) kam die Rolle eines Beraters zu. In monatlichen Arbeitstreffen wurden die Programmtestläufe und Methoden religions- und biologiedidaktisch sowie zielgruppenorientiert ausgewertet und in Teilen ergänzt.
3) Die ethisch-religiösen Begründungen zur Schöpfungsbewahrung wurden unter der Leitung des ITZ mit christlichen, jüdischen und islamischen Theolog*innen erarbeitet. Deren theologische Impulse flossen in die Programmkonzeption und Ausarbeitung spezifischer Methoden für das Programm ein.
4) Die Dokumentation in einem Programmhandbuch - Aufbau, Systematik und Gestaltung der interreligiösen und interdisziplinären Fachbeiträge, der Programme und Materialien - erfolgte im Redaktionsteam (Projektleitung + Grafik) in Abstimmung mit der Fachdidaktik Biologie und den Autor*innen. Das Buchprojekt wurde von zwei ehrenamtlichen Lektor*innen unterstützt. Das Redaktionsteam verantwortet auch die PR des Projektes.
5) Evaluation: Seit Projektbeginn hat die Nationalparkseelsorge Eifel Programm-Testläufe durchgeführt und zusammen mit dem Konzeptionsteam kontinuierlich Themen, Methoden und Logistik evaluiert. In der Projektlauf-zeit, 29.06.2017 - 28.02.2019, haben über 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an 27 Veranstaltungen im Nationalpark Eifel teilgenommen.


Ergebnisse und Diskussion

1) Im Projektzeitraum wurden drei Dreitagesprogramme mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und Variationsmöglichkeiten
(je nach Gruppenbedarf) entwickelt: 1. Programm „NOAH - Frieden stiften. Schöpfung retten“,
2. Programm „WALDAPOTHEKE - Natur tut gut. Take care!“, 3. Programm „OFFROAD - In der Wildnis lernen“.
Die neuen Programme können seit dem Frühjahr 2019 bei der Nationalparkseelsorge Eifel gebucht werden.
(s. Flyer „Dreitägige Programme im Nationalpark Eifel für Schulklassen/Jugendgruppen“)
2) Die Programmabläufe wurden mit der Beschreibung von mehr als 50 Methoden, einer umfangreichen Textsammlung
aus rund 100 Impulsen und Gebeten, Arbeitsblättern und Rezepten in einem rund 400-seitigen Programmhandbuch
für Teamer*innen zur Anleitung von Jugendgruppen/Schulklassen zusammengestellt.
3) Das Programmhandbuch umfasst ferner theologische Beiträge aus einer christlichen, einer jüdischen und einer
islamischen Perspektive zur Begründung der religiösen Maxime zur Schöpfungsbewahrung.
4) Aufbau und Format des Programm-Handbuchs orientieren sich an dem Ziel der bestmöglichen Nutzerfreundlichkeit.
So steht das Programmhandbuch kostenfrei und ohne Anmeldung auf der Projektwebsite „schoepfungerfahren.
de“ zum kostenlosen Download zur Verfügung. Neben dem ökologischen Aspekt der digitalen Veröffentlichung
ermöglicht der individuelle Ausdruck, eine programmspezifische Zusammenstellung und vermeidet unnötiges
Papier-Gepäck bei der Programmdurchführung.
5) Zusätzlich wurde im Projektverlauf ein kleines Wald-Handbuch mit Tipps zur Achtsamkeit in der Wildnis für das
Programm „OFFROAD – in der Wildnis lernen“ entwickelt. Das Wald-Handbuch soll Natur-„Besucher*innen“ für
die Empfindlichkeit der natürlichen Mit-Welt sensibilisieren und praktische Orientierung bieten. Ein Prototyp ist
dem Abschlussbericht beigefügt.
6) Interessierte Veranstalter/Teamer*innen können bei der Nationalparkseelsorge Eifel Schulungen für die eigene Programmdurchführung
besuchen.
7) Erste Transferpfade für die Programme zeichnen sich ab: Nationalparks, die bereits an Schulungen der Nationalparkseelsorge
Eifel teilgenommen haben und Bildungseinrichtungen (wie das Christian-Schreiber-Haus im Bistum Berlin)
planen die Programme für ihren Standort zu evaluieren!


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

1) Das Projekt trägt den Kurztitel „SCHÖPFUNG ERFAHREN. Interreligiöse Umweltbildung im Nationalpark Eifel“.
2) Mit Projektbeginn wurden Projektlogo, Corporate Design und die Website schoepfung-erfahren.de eingerichtet.
3) Zu Projektbeginn wurde außerdem ein Pressegespräch veranstaltet. Im Projektverlauf wurde punktuell über
Facebook von einzelnen Arbeitstreffen berichtet, die reihum bei allen Partner*innen stattfanden.
4) Über das Dialogforum „Religionen für biologische Vielfalt“ entwickelte sich eine Kooperation mit dem
Abrahamischen Forum Deutschland e.V.
5) Zur Programmdurchführung wurden - neben dem Projektteam - zehn weitere Teamer* innen der Nationalparkseelsorge
Eifel mit den Werten des Programms vertraut gemacht. SCHÖPFUNG ERFAHREN wurde darüber hinaus
persönlich präsentiert: bei Predigten, gegenüber pastoralen Mitarbeiter*innen des Bistums Aachen, des Nationalparks
Eifel, des Pfarrverbundes Hellenthal/Schleiden, beim Pastoralteam und gegenüber dem Aachener Bischof,
Lehrer*innen des kooperierenden HJK/Gymnasiums Steinfeld und Waldführer*innen des Nationalparks Eifel.
6) Nach Projektabschluss stellte die Nationalparkseelsorge SCHÖPFUNG ERFAHREN rund 65 Lehrer*innen auf einer
eigenen dreitägigen Fortbildung vor. Das ITZ wird die neuen Programmangebote der Nationalparkseelsorge Eifel
sowie das Programmhandbuch u. a. auf dem Ev. Kirchentag Dortmund im Juni 2019 vorstellen.
7) Zur Bewerbung der Programmangebote im Nationalpark Eifel und für das Programmhandbuch wurden je ein
Flyer entwickelt, gedruckt und hauptsächlich digital veröffentlicht.
8) Domradio Köln hat das Programmhandbuch im Mai 2019 angekündigt. Weitere Medien, wie z.B. „Kirche und
Leben“ im Bistum Münster (größte Kirchenzeitung Deutschlands), werden zum 4. Jahrestag der Umwelt-Enzyklika
im Juni 2019 über die Projektergebnisse berichten.


Fazit

1) Das Programmhandbuch erscheint als eine Antwort auf den Appell der Enzyklika „Laudato si“ zu deren 4. Jahrestag
(18. Juni 2019) und zu einem Zeitpunkt, der aktueller ist denn je: Durch den im Mai 2019 veröffentlichten
UN-Bericht zum Artensterben sowie durch die von Greta Thunberg initiierten „Fridays for Future“-
Demonstrationen europaweit ist das Interesse an Umweltschutz und die Frage nach neuen Handlungskompetenzen
auch bei Jugendlichen präsenter denn je.
2) Das Projektvorhaben war „ein Mammut-Projekt“: Das entwickelte Umweltbildungsprogramm vereint Forschung
und Erfahrungswissen aus unterschiedlichen Fachbereichen. Es vereint verschiedene Theologien. Es galt darüber
hinaus, viel Expertise und Erfahrungswissen in eine Systematik zu „übersetzen“ und erstmals zu verschriften.
3) Eine besonders große Herausforderung stellte das Team-Building dar: verschiedene Organisationen und Arbeitsweisen
an unterschiedlichen Orten mussten miteinander bekannt gemacht und auf einen gemeinsamen Nenner
gebracht werden. Durch ungeplante personelle Ausfälle (Schwangerschaft, Krankheit und beruflich bedingte Personalwechsel)
war das Einhalten des Zeitplans unerwartet belastend. Dank der großen Affinität zum Thema und
einem hohen Engagement aller Partner*innen ist das Vorhaben dieses Pilotprojektes gelungen.
4) Das Programmhandbuch spiegelt den intensiven Arbeitsprozess sowohl in der praktischen Programmerprobung als auch
in deren systematischen Verschriftung wider. Nun steht es vor seiner Bewährung an anderen, neuen Standorten.
5) Ein wichtiger Grundstein ist gelegt. Das Programmhandbuch zeugt für zweierlei Potenzial: 1. sich konfessionsund
religionsübergreifend für das gemeinsame Ziel „Schöpfungsbewahrung“ zu solidarisieren; 2. den Um-Welt-
(Mit-Welt-)Schutz als ein Kernelement unserer christlich (jüdisch oder islamisch) geprägten Kultur zu begreifen.

Übersicht

Fördersumme

124.962,00 €

Förderzeitraum

29.06.2017 - 28.02.2019

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation