Projekt 32864/01

„Der Preis des Wohlstands“ – Entwicklung und Umsetzung eines Ausstellungsbereiches im Übersee-Museum Bremen zum Thema „Biodiversitätsverlust und Flächenverbrauch durch Konsum und Börsenhandel“

Projektträger

Übersee-Museum Bremen
Bahnhofsplatz 13
28195 Bremen
Telefon: 0421-160 38 101

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Übersee-Museum Bremen entwickelt im Rahmen seiner kommenden „Amerika“-Dauerausstellung unter dem Titel „Der Preis des Wohlstands“ einen Ausstellungsbereich, der die globalen Phänomene wie Flächen-verbrauch, Biodiversitätsverlust und Konsum thematisiert. Der amerikanische Doppelkontinent mit seinen großräumigen Landschaften eignet sich in besonderem Maße, die großflächigen Veränderungen sichtbar zu machen. Zielsetzung dieses Ausstellungsbereiches ist es, dem Besucher die engen Zusammenhänge zwi-schen seinem eigenen Konsum, der Börse und dem Welthandel auf der einen und dem Verlust der biologi-schen sowie ethnischen Vielfalt und dem globalem Flächenverbrauch auf der anderen Seite aufzuzeigen


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt haben wir die hochaktuellen Themen Flächenverbrauch und Biodiversitätsverlust, die die derzeitige Diskussion zum Umgang des Menschen mit seiner Umwelt im Zeitalter der knapper wer-denden Ressourcen dominieren, in ihren Interdependenzen am Beispiel der Rohstoffe Erdöl, Mais und Soja untersucht. In einem zweiten Schritt wird das Thema Börsenhandel in der Ausstellungsgestaltung in einen direkten visuellen und inhaltlichen Bezug mit o.g. Themen verbunden, und zwar in unmittelbar mit seinen naturräumlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Der Besucher begreift die Börse als globa-len Taktgeber und wird dadurch in die Lage versetzt, Welternährung, Flächenverbrauch, Artenverlust und Börsengeschehen mit seinem eigenen Konsum in Bezug zu setzen. Darüber hinaus werden Lösungswege aufgezeigt. Durch diese Herangehensweise beschreitet das Übersee-Museum Bremen neue Wege in der Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit.


Ergebnisse und Diskussion

Der Ausstellungsbereich „Der Preis des Wohlstands“ liegt räumlich im letzten Viertel eines Rund-gangs durch die neue „Amerika“-Ausstellung des Übersee-Museums. Um dorthin zu gelangen, durchqueren die Besucher die Bereiche „Einwanderung“, „Religion“ und „Herrschaft: Politik und Gesellschaft“, die ihnen die Entwicklung des Doppelkontinents zu einem Macht- und Welthandels-zentrum erläutern und die gesellschaftlichen Strukturen der verschiedenen Teile des Doppelkonti-nents darlegen. Der Besucher hat dabei erfahren, dass der Mensch seit seiner Ankunft Amerika verändert hat. Diese Veränderungen haben mit der Besiedelung durch die Europäer nach 1492 eine neue Qualität erreicht. Gleichzeitig hat der Besucher die Entwicklung verstanden, die zu der domi-nierenden Rolle Amerikas in der Welt geführt hat.
Die Besucher bewegen sich in einem Wechselspiel zwischen dem abstrakten Börsengeschehen und den konkreten Auswirkungen auf die Naturräume. Die Börse präsentiert sich als digitale Instal-lation, in der die einzelnen Produkte in Form von Zahlen, Tabellen, Kurven und Grafiken zu sehen sind. Im Bereich der naturräumlichen Veränderungen nehmen die Produkte ihre natürliche Form an. Gezeigt werden Originale, Nachbildungen von Landschaften, Modelle und Fotos. Besucher erken-nen, dass die Daten und Zahlen der Börse reale Folgen haben. Die Ausstellungsmittel bewegen sich zwischen Hands on und Großdioramen und schaffen so eine wechselnde Rhythmik, die den Besu-cher immer wieder mit neuen Eindrücken und Perspektiven überrascht.
Das Übersee-Museum sieht sich als Familienmuseum. Das bedeutet, dass Menschen unterschiedli-chen Alters, Bildungsstands und unterschiedlicher Interessenslage gleichermaßen angesprochen werden. Sprachlich entspricht die Textinformation dem Verständnisniveau der schulischen Mittel-stufe. Gleichzeitig sind die Texte hierarchisch aufgebaut. Sie reichen von allgemeinen Einführungen bis zu speziellen, detaillierteren Objekttexten. Niemand muss alles lesen, sondern der Besucher ent-scheidet selbst, wo er in die Tiefe gehen möchte. Zusätzlich wurde ein Audioguide für Erwachsene in Deutsch und Englisch sowie einen für Kinder entwickelt, der zusätzlich noch in Form eines Quiz zum Mitmachen auffordert. In vielen Bereichen wird hier dem Besucher vertiefende Information zur Verfügung gestellt.
Für Familien mit Kindern im Vorschulalter sind zudem stationäre Koffer eingerichtet, an denen sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern über verschiedene Aufgaben und Objekte zum Anfassen und Ausprobieren tiefer auf die Ausstellungsthemen einlassen können. Zusätzlich werden für geführte Besuchergruppen Schubladen eingerichtet, die weiteres Informationsmaterial sowie Hands on-Elemente enthalten. So können in Führungen weitere Aspekte einbezogen werden.
Begleitet wird die Ausstellung durch ein breites museumspädagogisches Programm, wobei in den ersten fünf Monaten der Ausstellungslaufzeit neue Vermittlungsformate eingeführt wurden. Gege-benenfalls werden diese auf der Basis von Evaluationen modifiziert, um anschließend in das dauer-hafte Programm des Übersee-Museums integriert zu werden. Dieses wird regelmäßig auf die Lehr-planinhalte abgestimmt.
Lehrplanrelevante Themen, die sich ebenfalls mit weiteren Ausstellungsbereichen des Hauses ver-knüpfen lassen, sind derzeit z.B. Ernährung, extreme Lebensräume und nachhaltige Ressourcennut-zung. Sie wenden sich an unterschiedliche Altersstufen und werden so angelegt, dass sie jeweils das Gesehene mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Beziehung setzen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die neue Dauerausstellung „Amerika“ wurde vom 05. November 2016 bis 30. April 2017 beworben. Bereits im Vorfeld wurde die Ausstellung in der Presse sowie mit Social Media- und Werbeaktivitä-ten angekündigt:
Presse:
? Im Feuilleton des Weser-Kuriers wurden die einzelnen Ausstellungskapitel Einwanderung, Reli-gion, Politik & Gesellschaft sowie Welthandel in den vier Wochen vor Ausstellungseröffnung je-weils ausführlich mit einem Artikel vorgestellt.
? In der Phase der Presse-Vorberichterstattung konnte das Übersee-Museum 139 Presseberichte und einen TV-Bericht generieren.
? Während der laufenden Ausstellung in der Zeit von Anfang November 2017 bis Ende April 2018 kamen weitere 400 Presseberichte, 15 Hörfunkmeldungen und drei TV-Berichte hinzu.
Marketing
? Medienkooperation mit dem Nordwestradio
? Medienkooperation mit dem Weser-Kurier
? Die Ausstellung wurde mit Anzeigen, Plakaten und Flyer beworben:
? Zweimal wurde eine Plakatierung in Bremen und Umgebung mit Citylight-Plakaten, Groß-flächen sowie Allgemeinstellen A1 geschaltet.
? Anzeigen erschienen in regionalen Medien, wie Weser-Kurier, MIX, Foyer, Diabolo, Bre-mer, Bremen Magazin, Schwachhausen Magazin, Lilienthaler, Horner, Oberneulandma-gazin, Kunststück, Laufpass, Stadtmagazin Bremen, Achimer, Kinderei, Kinderzeit, Kin-derpassage, in überregionalen Medien, wie die Zeit und SIM Kultur, in Publikationen der Bremer Tourismuszentrale (btz), der Volkshochschule und der Stadt- und Unibibliothek
? Das Rentier im Ausstellungsbereich Welthandel war das Motiv der Weihnachtskarte des Übersee-Museums.
Social Media
? Die Ausstellung war auf den Social Media Kanälen Facebook und Youtube das wichtigste Thema während der Bewerbungszeit. Bereits ein halbes Jahr vor der Eröffnung wurde das Thema dort gespielt. Das Rentier aus dem Bereich Welthandel war Co-Referent auf Face-book und kommentierte aus seiner Sicht immer wieder Themen der Ausstellung. Die The-menbereiche der Ausstellung wurden mit kleinen Filmen sowohl auf Facebook wie auch auf Youtube vorgestellt.


Fazit

Während der Laufzeit der Ausstellung „Amerika“ in dem Status der Sonderausstellung wurde eine quantitative Besucherbefragung durch markt.forschung.kultur im gesamten Übersee-Museum durchgeführt. Hierzu wurden in der Zeit vom 05. November 2016 bis 31. April 2017 gleichmäßig ver-teilt 645 Befragungen durchgeführt. Darüber hinaus wurde eine Besucherbeobachtung im Rahmen eines Seminars von Studenten des Masterstudiengangs International Studies of Leisure and Tou-rism der Hochschule Bremen durchgeführt.
Im Folgenden sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:
? Mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren gelang es dem Übersee-Museum, Menschen in der „Rush Hour“ ihrer Biographie in das Museum zu locken. Dieses spricht für die Relevanz der Themen, diese in der Zeit knapp bemessene Besuchergruppe für einen Museumsbesuch zu mo-tivieren.
? Knapp ein Viertel der Besucher war unter 30 Jahre alt.
? 41% der Besucher des Übersee-Museums waren als Familien mit minderjährigen Kindern im Haus.
? Die Ausstellung Amerika konnte vor allem neue Besucher aktivieren: 34% waren Erstbesucher, 55% Gelegenheitsbesucher des Übersee-Museums.
? 90% aller Besucher des Übersee-Museums gingen in die Amerika-Ausstellung. ¾ der Besucher bewerteten die Ausstellung gut bis sehr gut. Die Weiterempfehlungsrate beträgt 95%!
? Die Exponate, Texte, Graphiken und Filme in der Amerika-Ausstellung wurden von rund dreivier-tel der Besucher gut bis sehr gut bewertet. Über zweidrittel der Besucher betonten die Relevanz der ausgewählten Themen.
? Der Bereich „Welthandel“ in der Amerika-Ausstellung hatte mit über 10 Minuten die längste Verweildauer der beobachteten Besucher. Über die Hälfte der Ausstellungsbesucher haben sich diesen Ausstellungsbereich intensiv angeschaut. Die beliebtesten Themen des Bereichs waren die Darstellungen zu Kaffee, Soja, Rind und Silber, gefolgt von Globaler Handel und Wirtschaft und an dritter Stelle wird der Ressourcenverbrauch genannt.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

11.12.2015 - 31.01.2018

Bundesland

Bremen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation