Projekt 32694/01

Dauerhafte Sicherung der Habitatkontinuität von Eichenwäldern (QuerCon)

Projektträger

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Grätzelstr. 2
37079 Göttingen
Telefon: 0551/69401180

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens


Download: http://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-32694_01-Hauptbericht.pdf


Strukturreiche alte Eichenwälder mit einer Vielzahl an spezialisierten und oft gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sind aus Sicht des Naturschutzes Zentren der Biodiversität („Hotspots“). Viele anspruchsvolle Arten der Eichenwälder sind allerdings nur eingeschränkt zur Fernausbreitung befähigt und daher auf die zeitliche Kontinuität ihres Lebensraums und seiner spezifischen Strukturen angewiesen. Aus waldbaulicher Sicht sind Eichenwälder durch hohe lichtökologische Ansprüche der Verjüngung, lange Produktionszeiträume, einen großen Anteil des Altholzes am Gesamtwertertrag und eine teure Bestandesbegründung gekennzeichnet. Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungs- und Schutzinteressen an alten Eichenwäldern kann es zu Zielkonflikten zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz kommen. Daher besteht eine große Herausforderung darin, die ökonomische Tragfähigkeit der Eichenwirtschaft und damit das forstbetriebliche Interesse an dieser Baumart aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die schutzwürdigen und schutzbedürftigen Lebensgemeinschaften der Eichenwälder zu erhalten oder wiederherzustellen.
Vor diesem Hintergrund wurde von 2015 bis 2019 an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) das Forschungsvorhaben „QuerCon – Dauerhafte Sicherung der Habitatkontinuität von Eichenwäldern“ durchgeführt. Hauptziel des Projektes war es, Wege zur Erhaltung des naturschutzfachlichen Wertes von Eichenwäldern zu finden, ohne den ökonomischen Erfolg der Eichenwirtschaft wesentlich zu beeinträchtigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm QuerCon-Projekt wurden zunächst die historischen Ursachen für die Entstehung bzw. den Erhalt von artenreichen, naturschutzfachlich wertvollen Eichenwäldern systematisch analysiert sowie die zugrundeliegenden sozioökonomischen und waldbaulichen Triebkräfte heraus-gearbeitet und an konkreten Beispielen verdeutlicht. Weiterhin wurden anhand einer systematischen Inventur von Eichen-Jungbeständen in den Bundesländern Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein die entscheidenden Erfolgsfaktoren für eine aus waldbaulicher Sicht qualitativ hochwertige Eichenverjüngung bestimmt.
Gezielte und regelmäßige Pflegeeingriffe in Eichen-Jungbeständen erwiesen sich dabei als unabdingbar. Die systematische Inventur von Eichen-Altbeständen in den genannten Bundesländern verdeutlichte deren hohen naturschutzfachlichen und wirtschaftlichen Wert. Im Hinblick auf den dauerhaften Erhalt von Eichen-Habitatbäumen konnte anhand einer Studie in den Niedersächsischen Landesforsten gezeigt werden, dass deren Vitalität durch eine konsequente, möglichst langfristig orientierte Entspannung der Konkurrenzsituation signifikant verbessert werden kann.


Ergebnisse und Diskussion

Basierend auf den vorgenannten Untersuchungen sowie Literaturauswertungen wurde ein Maßnahmenkonzept zur Erhaltung und Entwicklung von Eichenwaldlebensräumen in „Nachhaltigkeitseinheiten der Habitatkontinuität“ entwickelt, bei dem die Integration von Retentions-Elementen ein zentraler Baustein ist. Hierbei werden Habitatbäume oder Habitatbaumgruppen bei Ernte- und Verjüngungsmaßnahmen erhalten. Weitere Bausteine sind das Zulassen von natürlichen Störungen insbesondere in Prozessschutzflächen wie Naturwäldern und die Fortführung oder Reaktivierung historischer Bewirtschaftungsformen mit lichten Bestandesstrukturen wie Niederwald, Mittelwald oder Hutewald.
Abschließend wurde die Umsetzung des erarbeiteten Maßnahmenkonzepts anhand eines Musterreviers mit verschiedenen Standorten, Schutzgebietskategorien und Eichen-lebensraumtypen an der niedersächsischen Berglandschwelle verdeutlicht. Dabei konnte bespielhaft gezeigt werden, wie die Schaffung von Nachhaltigkeitseinheiten der Habitatkontinuität in die Eichenwaldbewirtschaftung integriert werden kann.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des QuerCon-Projektes wurden im Rahmen von Vorträgen für Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit sowie auf einer Abschlussveranstaltung am 23. Mai 2019 in Gifhorn vorgestellt. Aus dem Projekt heraus wurden unter anderem diese Arbeiten publiziert:
Meyer, P. & Mölder, A. (2017): Mortalität von Buchen und Eichen in niedersächsischen Naturwäldern. Forstarchiv 88: 127–130.
Mölder, A., Meyer, P. & Schmidt, M. (2017): „Festungen im Walde“ – Der Schutz von Habitatbäumen im 19. Jahrhundert. Natur und Landschaft 92: 302–309.
Mölder, A., Meyer, P. & Nagel, R.-V. (2019): Integrative management to sustain biodiversity and ecological continuity in Central European temperate oak (Quercus robur, Q. petraea) forests: an overview. Forest Ecology and Management 437: 324–339.
Mölder, A., Nagel, R.-V. & Meyer, P. (2019): Erhaltung der Habitatkontinuität in Eichenwäldern – Aktuelle Forschungsergebnisse aus Hessen. Jahrb. Naturschutz in Hessen 18: 104–110.
Mölder, A., Nagel, R.-V., Meyer, P., Schmidt, M., Rumpf, H. & Spellmann, H. (2017): Historischer Rückblick auf die Verjüngung von Eichen im Spessart des 19. Jahrhunderts – Bedeutung der angewandten Verfahren für die heutige Eichenwirtschaft. Forstarchiv 88: 67–78.
Mölder, A., Engel, F., Schmidt, M., Nagel, R.-V. & Meyer, P. (2019): Erhaltung der Habitatkontinuität in Eichenwäldern – Aktuelle Forschungsergebnisse aus Schleswig-Holstein. Jahresbericht 2019 zur biologischen Vielfalt: 44-51.
Mölder, A., Schmidt, M. & Meyer, P. (2017): Forest management, ecological continuity and bird protection in 19th century Germany: a systematic review. Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 188: 37–56.
Mölder, A., Schmidt, M., Nagel, R.-V. & Meyer, P. (2019): Erhaltung der Habitatkontinuität in Eichenwäldern – Aktuelle Forschungsergebnisse aus Sachsen-Anhalt. Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 56: zum Druck angenommen.
Mölder, A., Sennhenn-Reulen, H., Fischer, C., Rumpf, H., Schönfelder, E., Stockmann, J. & Nagel, R.-V. (2019): Success factors for high-quality oak forest (Quercus robur, Q. petraea) regeneration. Forest Ecosystems 6: 49.



Fazit

Eichenwälder mit langer Lebensraum- und Strukturkontinuität haben sowohl einen hohen naturschutzfachlichen als auch einen großen wirtschaftlichen Wert. Diese Werte im Rahmen einer multifunktionalen Forstwirtschaft dauerhaft zu erhalten und neu zu entwickeln, erfordert Weitsicht und eine gewissenhafte Forst- und Naturschutzplanung. Die Erhaltung und Entwicklung von Eichenwaldlebensräumen in „Nachhaltigkeitseinheiten der Habitatkontinuität“ stellt vor diesem Hintergrund ein zielführendes Maßnahmenkonzept dar.

Übersicht

Fördersumme

228.033,00 €

Förderzeitraum

01.09.2015 - 31.05.2019

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz