Projekt 32631/01

Wildnisbildung in Schulen der Südwestkarpaten Rumäniens als Instrument der Umweltkommunikation von NGOs und Großschutzgebieten

Projektträger

WWF Schweiz
Hohlstr. 110
CH-8010 Zürich
Telefon: +41 44297-2238

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen dieses Umweltbildungsprojektes, sollten Lehrer und Schüler die nötigen Grundlagen erhalten um ein Netzwerk von Jugendclubs aufzubauen, das sich für die lokale Wildnis einsetzt.
Mittels verschiedener Bildungsaktivitäten und Wildnis-Jugendclubs wurde eine Gruppe von 100 Schülern befähigt, innerhalb ihrer Gemeinden für ihre Wildnis aktiv zu werden und eigenständige Projektideen umzusetzen. Sekundär wurde dadurch die Eigeninitiative der Schüler gestärkt und sie befähigt, sich als aktive Bürger in lokale Entscheidungen einzubringen. Das Wildnisbildungsprogramm knüpfte an das be-reits bestehende Projekt ’Southwestern Carpathian Wilderness and Sustainable Developroject mana-gerent Initiatives’ (SCWSDI) an, welches zum Ziel hat, in den Südwestlichen Karpaten ein grossräumi-ges Wildnisgebiet zu etablieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBasierend auf langjähriger Erfahrung im Bereich der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, wurden zur Erreichung der Projektziele folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
- Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen als Coaches für die Wildnis-Jugendclubs
- Gründung von Wildnis-Jugendclubs in fünf Schulen und Umsetzung von eigenständigen Projekten
- Durchführung von Veranstaltungen wie Wildnis-Camps, einer Wildnis-Akademie und eines Multipli-katoren-Workshops
Das Methodenrepertoire ist erfahrungs- und handlungsorientiert: Sowohl individuelles als auch Gruppen-lernen (peer-to-peer) vornehmlich in der Natur standen im Vordergrund. Schüler wurden befähigt eigene Projektideen zu entwickeln und zielorientiert umzusetzen. Veranstaltungen dienten dazu spezifische Fä-higkeiten zu vermitteln und den Austausch zwischen den Wildnis-Jugendclubs zu fördern. Lehrer und WWF-Mitarbeiter fungierten dabei als Coaches und „Sparringspartner“. Soziale Medien wie Facebook wurden benutzt um das Projekt über das unmittelbare Projektgebiet hinaus bekannt zu machen.


Ergebnisse und Diskussion

Sämtliche geplanten Aktivitäten wurden erfolgreich umgesetzt und die Projektziele wurden vollumfäng-lich erreicht und teilweise übertroffen:
• Mehr als 100 Schüler und bis zu 13 Lehrer beteiligten aktiv sich an den fünf Wildnisclubs
• Die Jugendlichen führten eigenverantwortlich zwölf Projekte in den angrenzenden Schutzgebieten oder ihrem unmittelbaren Umfeld durch (Zielvorgabe war fünf)
• Ein spezifisches Lehrmittel wurde entwickelt und liegt in rumänischer und englischer Sprache vor
• Im Rahmen eines Multiplikatorenworkshops und eines Abschlussworkshops wurden lokale und in-ternationale Experten mit dem Ansatz vertraut gemacht. Es zeichnen sich mehrere Folgeprojekte ab und in mindestens drei der fünf Schulen werden die Wildnisclubs weitergeführt.
Sowohl Schüler als auch Lehrkräfte nahmen das Wildnisbildungsangebot bereitwillig an. Die Schüler entwickelten Eigeninitiative und setzen erfolgreich Naturschutz-Projekte mit Parkrangern um. Der partizi-pative, handlungsorientierte Bildungsansatz, der in grossem Kontrast zum frontalen, hierarchischen Schulalltag steht, befähigte Schüler, aber auch Lehrer neue Lernformen zu testen. Die Rückmeldungen der Lehrer bestätigen dies: Sie wünschten sich wie Schüler behandelt zu werden und gemeinsam alle Phasen des Projekts, insbesondere Trekkings, Naturaufenthalte und Projekte zu durchlaufen.
Der Fortbestand eines Clubs in einer besonders wirtschaftsschwachen Ortschaft ist unwahrscheinlich. Hier zeigen sich exemplarisch auch Schwächen des Ansatzes: Der Schulleiter hatte wenig Interesse an diesem ausserschulischen Angebot und die Motivation der involvierten Lehrer war gering, da sie sich kurz vor der Pensionierung resp. vor dem Absprung befanden. Gerade in solchen Schulen ist es wichtig, dass die Schulleitung und mitwirkende Lehrer vom Konzept überzeugt sind. Mit diesem Projekt wurde ein Machbarkeitsbeweis eines neuen pädagogischen Ansatzes erbracht, auf den sich aufbauen lässt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der laufenden Aktivitäten kam es zu verschiedenen Medienbeiträgen. So wurde ein Beitrag über das Wilderness Youth Camp im Februar 2016 im nationalen Fernsehsender ausgestrahlt. Es gab mehrere Artikel oder Radio- und Fernsehinterviews über die Clubs in lokalen Medien. Darüber hinaus wurden insgesamt sechs Medienmitteilungen vom WWF Rumänien über die Projektfortschritte ausge-sandt. Zudem wurde das Projekt in einem Magazinartikel einer lokalen Fluggesellschaft vorgestellt.
Die Facebook-Seite der Clubs wird rege benutzt und hat aktuell fast 600 „followers“. Es wurde ein Video-film der Aktivitäten für die Multiplikatorenveranstaltung (Train-the-Trainers) im November 2016 zusam-mengestellt, der einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird.
Das Lehrmittel „Wilderness Education Toolkit“ liegt in rumänischer und englischer Sprache vor und wird Umweltbildungsexperten in Ost- und Mitteleuropa zur Verfügung gestellt.


Fazit

In einer strukturschwachen Region, die jedoch über einzigartige Naturwerte verfügt, konnten mehr als einhundert Schüler für Wildnis sensibilisiert und aktiviert werden. Das Ausbildungskurrikulum hat die Clubmitglieder befähigt einen aktiven Beitrag zu den lokalen Schutzgebieten zu leisten, aber auch in Kontakt mit lokalen Behörden, Firmen und möglichen weiteren Projektsponsoren zu treten. Wir erachten dies als wichtige Grundvoraussetzung, damit sich die Teilnehmenden als aktive Bürger für ihre Interes-sen einsetzen und gegen die fortschreitende Umweltzerstörung engagieren können. Die teilnehmenden Lehrer wiederum waren mit fordernden Jugendlichen konfrontiert und konnten mit neuen Lehr- und Lern-feldern experimentieren. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen auch in den Lehrerkollegien der fünf Schu-len Niederschlag finden werden.
Die Tatsache, dass die Wildnisclubs in mindestens drei Schulen nach Abschluss des Projektes eigen-verantwortlich weitergeführt werden (eine Schule ist noch unentschlossen, die andere macht nicht wei-ter), ist als Indiz zu werten, dass das Angebot ein wirkliches Bedürfnis der Lehrer und Schüler abdeckt.
Die Multiplikationsveranstaltungen und die englische Sprachversion des Lehrmittels bilden eine gute Grundlage für ein Fortbestehen und Weiterentwicklung des Ansatzes. Folgeprojekte in Rumänien und Serbien sind in Ausarbeitung. Ein geplantes Schweizer Jugendlager in der Projektregion 2018 soll den Mitgliedern der Wildnisclubs die Möglichkeit geben ihre Naturgebiete schweizerischen Peers vorzustellen und Erfahrungen auszutauschen. Damit werden ihr Selbstbewusstsein und Stolz über ihre Wildnisgebie-te gestärkt. Gleichzeitig erfolgt eine Multiplikation des Bildungsansatzes durch Gleichaltrige.
Darüber hinaus kann dieser Ansatz auch exemplarisch für die mitteleuropäische Wildnisbildung sein: Die Umsetzung von konkreten Projektideen im Schutzgebiet, welche gemeinsam mit Parkrangern entwickelt wurden, bewirkt eine viel intensivere und dauerhafte Identifizierung der Jugendlichen mit den Schutzge-bieten, als dies bei vielen eher kopflastigen Bildungsansätzen der Fall ist.

Übersicht

Fördersumme

86.508,00 €

Förderzeitraum

07.12.2014 - 30.04.2017

Internet

www.wwf.ch

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation