Projekt 29391/01

Entwicklung eines Tools zur Qualitätssicherung und Evaluierung nachhaltiger Gebäude in Deutschland

Projektträger

Prof. Uwe Rotermund Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG
Pfennigbreite 8
37671 Höxter
Telefon: 05271/6979998

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In den letzten Jahren wurden Gebäude zunehmend mit dem Ziel der Nachhaltigkeit errichtet und mit Nachhaltigkeitssystemen, wie BNB, DGNB, LEED etc. zertifiziert. Gemein ist diesen Systemen eine Nachhaltigkeitsbewertung zu einem entsprechenden Zeitpunkt, zumeist in der Errichtungsphase. Dabei fehlt bisher eine Evaluierung der zuvor erfolgten Nachhaltigkeitsbewertung in der Betriebsphase. Zudem erfolgt die zur Bewertung der wirtschaftlichen Dimension der Nachhaltigkeit entscheidende Lebenszyk-luskostenberechnung in einem so stark reduzierten Verfahren, dass sich daraus kaum Aussagen über die real zur erwartenden Lebenszykluskosten des Gebäudes ableiten lassen. Insbesondere fundierte Aussagen zu Interdependenzen zwischen bautechnischer Ausführung, Energieeffizienz und Lebenszyk-luskosten lassen sich aufgrund einer fehlenden, systematischen Evaluierung in der Betriebsphase bisher nicht treffen. Gleichzeitig lassen erste Analysen von zertifizierten Gebäuden erkennen, dass die hohen technisch-wirtschaftlichen Zielsetzungen im Betrieb nicht immer erreicht werden. Aus dieser Problemstel-lung ergibt sich die Zielsetzung dieses Projektes zur Entwicklung einer Methodik und eines Werkzeuges zur technisch-wirtschaftlichen Qualitätssicherung und Evaluierung nachhaltiger Gebäude über alle Phasen des Lebenszyklus


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn ersten Arbeitsschritt (AP1) wurden bereits abgeschlossene Projekte analysiert und evaluiert. Zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Gebäuden des fm.benchmarkings wurde ein Kennzahlenvergleich in Bezug auf Errichtungskosten, Nutzungskosten, Energieverbräuchen und der Flächenproduktivität ange-stellt. Zudem ist der aktuelle Stand der Forschung im Energie- und Qualitätsmanagement abgebildet. Dabei werden deutliche Defizite in den Prozessstrukturen sowie ein Fehlen geeigneter Instrumente für ein effektives technisch-wirtschaftliches Energie- und Qualitätsmanagement identifiziert, die den Ansatz des Forschungsprojektes bestätigen.
Die Entwicklung der entsprechenden Tools und der Anwendungsmethodik erfolgte im Arbeitspaket 2 (AP 2). Das LZK-Controlling beschreibt den durchgängigen Prozess der Festlegung und Prüfung projektspezifischer Zielkennwerte an Gebäudenutzungs- und Lebenszykluskosten von der Planungs- über die Errichtungs- bis in die Betriebsphase hinein. Als Instrument zur Zielwertprüfung wurde die Zielwertmatrix entwickelt. Im Bereich des technischen Energie- und Qualitätsmanagements wurde der TaskManager als Demonstrator entwickelt. Das Internet-Werkzeug bietet dem Nutzer die Möglichkeit, über Webbrowser individuelle Checklisten mit ergänzender Fachinformation zu definieren und diese für die webbasierte Organisation beliebiger Prozesse zu verwenden.
In der Pilotanwendung (AP 3) wurden die beiden zuvor entwickelten Anwendungsmethodiken und Werk-zeuge erprobt. Im Forschungsprojekt wurde die Anwendung des Tools „retro“ getestet, d.h. es wurden nicht die Daten von laufenden Neubauprojekten, sondern von bereits bestehenden Gebäuden erhoben und der Zielwertprüfung unterzogen. Zum LZK-Controlling wurden die Basisdaten der Pilotgebäude über das Tool Gebäudenutzungskostenrechner wie bei Neubauten berechnet. Diese wurden anschließend mit den Ist-Gebäudenutzungskosten der Piloten verglichen, um die Berechnungsergebnisse zu validieren. Die praktische Anwendungsfähigkeit des TaskManagers wurde im Feldtest unter der individuellen Struk-tur verschiedener Bauprojekte nachgewiesen. Die Durchführung erfolgte insbesondere anhand mess-technischer Analysen zum Energieverbrauch sowie zum Raumkomfort.
Auf Basis der Pilotanwendungen wurden die Methodik und die Tools im Arbeitspaket 4 validiert, überar-beitet und optimiert.



Ergebnisse und Diskussion

Als Ergebnis des Forschungsprojektes stehen Anwendungsmethodiken und Tools für ein effektives technisch-wirtschaftliches Energie- und Qualitätsmanagement und LZK-Controlling für die lebenszyklusphasenübergreifende Anwendung im Bauprozess von der Planung über die Errichtung bis in den Betrieb hinein zur Verfügung. Die Anwendungsmethodiken des wirtschaftlichen Lebenszykluskostencontrollings sowie des technischen Energie- und Qualitätsmanagements mit den Tools Zielwertmatrix und TaskManager wurde zudem in der Pilotanwendung erprobt und können nun in der Praxis eingesetzt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Arbeitspaket 5 entstanden zur Verbreitung der Vorhabensergebnisse verschiedene Veröffentlichun-gen. Zudem wurde zum Abschluss des Projektes ein Forschungssymposium mit ausgewählten Teilneh-mern abgehalten. Des Weiteren kommunizierten die Projektverantwortlichen die Forschungsergebnisse in Vorträgen auf nationalen Veranstaltungen und internationalen Konferenzen der breiten Fachöffentlichkeit.


Fazit

Durch den verstärkten Einsatz der Anwendungsmethodiken und Tools für ein effektives technisch-wirtschaftliches Energie- und Qualitätsmanagement und LZK-Controlling soll es zukünftig möglich sein, eindeutige technisch-wirtschaftliche Performance- und Qualitätsziele in einer frühen Phase im Planungs-prozess zu definieren und über verschiedene Planungsphasen und die Errichtung bis in den Betrieb hin-ein laufend nachzuverfolgen. In der Praxis wird der Einsatz der Methodik zu einem wichtigen Feedback über die Qualität und Kosten im Gebäudebetrieb führen. Sie ermöglicht die systematische Analyse von Qualitätsmängeln und Kostenfallen sowie deren Vermeidung in zukünftigen Projekten. Auf dieser Grund-lage wird eine lebenszyklusübergreifende Evaluierung von Nachhaltigkeitszielen ermöglicht, die den Aus-gebern von Nachhaltigkeitszertifikaten und Investiv-Fördergebern als Erfolgskontrolle dienen kann, an-hand derer zukünftige Zertifikats- und Förderbedingungen ausgerichtet werden können.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.09.2011 - 28.02.2013

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik