Projekt 28583/01

Internationales Fachsymposium Eisenkonservierung als Abschlusstagung zu dem Projekt Rettung vor dem Rost

Projektträger

Lehrstuhl Objektrestaurierung Staatliche Akademie der Bildenden Künste
Am Weißenhof 1
70191 Stuttgart
Telefon: 0711/28440-217

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Thema Konservierung von archäologischem Eisen war trotz seiner Virulenz lange Jahre in einen Dornröschenschlaf verfallen. Nach Beginn des DBU-geförderten Projektes Rettung vor dem Rost (Az. 25682) zeigte sich, dass eine Reihe anderer interessanter Forschungsprojekte zu archäologischem Eisen laufen. So entwickelte sich aus dem ursprünglich Plan eines kleinen Abschlusscolloquiums das Projekt einer internationalen Konferenz zum State of the Art. Dabei sollen die Projektergebnisse einer internationalen Fachöffentlichkeit vorgestellt werden und zusammen mit den Forschungsergebnissen anderer Gruppen diskutiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Mitveranstalter wurden das Regierungspräsidium Stuttgart (Landesamt für Denkmalpflege), das Landesmuseum für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt und die Untergruppe Archaeological Iron after Excavation AIAE der ICOM-CC WG Metals gewonnen. Der ‚Call for Papers fand international eine herausragende Resonanz, alle relevanten Forschergruppen waren im Programm vertreten. Die Konferenz war in kurzer Zeit nach Eröffnung der Registrierung ausgebucht. Die organisatorischen Vorbereitungen an der Akademie wurden durch eine wissenschaftliche Hilfskraft an der Akademie geleistet bzw. koordiniert.


Ergebnisse und Diskussion

Schmidt-Ott (CH) konnte im Rahmen ihrer Dissertation klären, dass die Erleichterung der mechanischen Freilegung und der Entsalzung durch Plasmabehandlung von Eisenfunden auf einer Spaltbildung an der originalen Oberfläche erfolgt. Die Reduktionswirkung des Wasserstoffplasmas beschränkt sich auf die alleräußersten Zonen der Korrosionskruste. - Schmutzler (D) wies im Rahmen des DBU-Projektes Rettung vor dem Rost nach, dass allen Chlorid-Analysenergebnissen von Eisenobjekten mit offener Säureauflösung und Erwärmun wegen Cl-Verlusten in die Atmosphäre nicht zu trauen ist (Minderbefund an Chlorid täuscht gute Entsalzung vor). Gleichzeitig präsentierte sie ihr validiertes Alternativprotokoll zur Umgehung dieses Problems. Wie die Diskussion zeigte, wird dieser Impuls zur analytischen Qualitätssicherung in der Fachwelt aufgenommen werden. - Thickett (UK) zeigte, dass die Bildung des Nachkorrosion auslösenden Akaganeit-Rostes durch Essigsäure (z.B. aus Holzvitrinen) beschleunigt wird, was bisher bei der Fundlagerung nicht beachtet wurde. Wang (UK) berichtete über spezielle Korrosionsprodukte an Eisenfunden (Ammoniojarosit, Neubildung von Goethit und Lepidokrokit, länglicher Akaganeit). Auf die Instabilität von durch Sulfat-reduzierende Bakterien (SRB) unter Luftabschluss gebildeten Eisensulfide verwies Rémazeilles (F). Die Beiträge über Funde aus Oradea (RO), Cucagna (I), London (UK) und München (D) illustrierten noch einmal eindrucksvoll, vor welchen Problemen die Restaurierung von Massenfunden steht. Der Vortrag zum Metallgefüge eines japanischen Gewehres bildete die Überleitung zur Keynote Lecture von David Scott (USA) über den Einsatz der Metallografie an historischen Eisenobjekten.
Neue Ansätze zur alkalischen Entsalzung von Eisenfunden präsentierten mit ersten Ergebnissen Wunderlich (D, Einsatz von Tetra-alkyl-ammoniumbasen) und Mardikian (USA, Natronlauge bei hohem Druck und Temperatur). Nach Burshneva (RUS) lässt sich die Alkalisulfitentsalzung durch den Einsatz von Ultraschallbädern beschleunigen. Sie beobachtete keine, eigentlich wegen der hohen auftretenden physikalischen Kräfte in den Poren zu erwartende Fragmentierung. Rimmer (UK) bestätigte frühere Ergebnisse von Al-Zahrani, dass mit Stickstoff entlüftete Natronlauge ähnlich effektiv ist wie die Alkali-Sulfitmethode. Schmutzler (D) verglich verschiedene Entsalzungsstrategien (darunter erstmalig auch Vakuum zum Entlüften). Da der ausgewählte Fundkomplex aus Köngen chloridarm war, bleibt abzuwarten, ob sich die beobachteten Tendenzen an anderen, im Rahmen des DBU-Projektes entsalzten Fundensembles bestätigen.
Der Freitagnachmittag mit vier Beiträgen aus Frankreich und den USA widmete sich schließlich den besonderen Problemen von Meeresfunden mit ihrer extrem hohen Salzfracht.

Bei der Exkursion am Samstag stand der Besuch des Forschungsinstituts für Edelmetalle und Metallchemie in Schwäbisch-Gmünd im Mittelpunkt. Bei der Institutsführung durch Zielonka wurde insbesondere auf die Beiträge zur Konservierungsforschung dieses auf Industrie-Auftragsforschung ausgelegten Instituts verwiesen. Ebinger-Rist demonstrierte den CT-Einsatz bei archäologischen Blockbergungen, der wichtige Informationen zur Priorisierung bei der Bearbeitung liefert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bekanntgabe in den Terminkalendern des IIC (London) und der Fachzeitschrift Restauro
Konferenzwebseite: www.iron-colloquium.abk-stuttgart.de; Call for Papers und Hinweise zur Anmeldung über ConsDistList und e-mail Verteiler archäologischer Restauratoren; Ankündigung in Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2/2010, S.123


Fazit

Nicht nur das Programm, sondern auch die hervorragende Atmosphäre ermöglichten den beabsichtigten fruchtbaren Austausch zwischen Praktikern und Forschern. Die Konferenzbroschüre dokumentiert bleibend den aktuellen Forschungsstand 2010 und gibt Hinweise zu Forschungsdesideraten. Sie bleibt weiter im Internet frei downloadbar; gedruckte Exemplare finden sich in Restaurierungs- Referenzbibliotheken.
Prof. Argyropoulos (TEI Athen) beabsichtigt, 2012 oder 2013 eine Folgekonferenz in Griechenland zu organisieren.

Übersicht

Fördersumme

3.000,00 €

Förderzeitraum

27.04.2010 - 27.08.2010

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation