Projekt 27973/01

Modellhafter Aufbau eines nachhaltigen Unternehmenskonzeptes für einen regionalen DJH-Landesverband

Projektträger

Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Unterweser-Ems e. V.
Woltmershauser Allee 8
28199 Bremen
Telefon: 04215983013

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der LandesSportBund Niedersachsen e.V. realisierte auf seinem Gelände in Hannover die Erweiterung des Sportinternats um einen Neubau sowie die Neuerrichtung einer Dreifeldsporthalle im Passivhaus-standard. Neben dem geringen Energiebedarf durch den Passivhausstandard dient das Gebäude auch als Forschungsobjekt, bei dem u.a. ökologische Baustoffe zum Einsatz kommen, verschiedene anlagen-technische Systeme miteinander verglichen werden und durch ein umfangreiches Monitoring mit Nutzer-befragungen Erkenntnisse für weitere Bauvorhaben gewonnen werden sollen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm nicht nur in Bezug auf den Energiebedarf, sondern auch in der Gesamtbilanz ein energetisch hoch-wertiges Gebäude zu erstellen, wurden ökologisch nachhaltige Baustoffe eingesetzt, die primärenerge-tisch günstiger sind als vergleichbare konventionelle Bau- und Dämmstoffe. Anstelle von Dämmstoffen wie z.B. Polystyrol, kommen Schaumglasschotter aus Recyclingglas und Mineralschaumplatten zum Ein-satz, außerdem Holz-Aluminium- statt Kunststofffensterrahmen.
Der Einsatz künstlicher Beleuchtung und der dadurch entstehende Energieverbrauch kann deutlich re-duziert werden, indem Tageslichtlenksysteme eingesetzt werden, sodass auch in den innenliegenden Be-reichen im 2.OG Tageslicht genutzt werden kann. Auch Präsenzmelder, bei denen das Licht manuell ein-geschaltet werden muss, sich aber selbstständig wieder ausschaltet und bei Bedarf die Lichtstärke regu-liert, tragen zur Einsparung bei.
Die niedrige Heizlast erlaubt den Einsatz einer luftgeführten Betonkernaktivierung zur Belüftung und Be-heizung der Bewohnerzimmer (ein System, dessen typischer Einsatz sonst die Speicherung von Käl-teenergie in Bürogebäuden ist).
Es wurden außerdem mehrere Varianten der Heizwärmezuführung installiert und die Systeme im Betrieb miteinander verglichen. Die entsprechende Steuerungstechnik und ein Monitoring nach Baufertigstellung in Verbindung mit Nutzer-Befragungen geben Aufschluss über den Energiebedarf und die Nutzerakzep-tanz der verschiedenen Systeme und liefern wichtige Erkenntnisse für weitere Bauvorhaben



Ergebnisse und Diskussion

Zu Beginn des Projektzeitraums (2008) gab es für die Bewertung von ökologisch nachhaltigen Dämm-stoffen kaum Prüfberichte oder Zertifikate über die Umweltverträglichkeit. Vorreiter waren schon damals ökologische Produkte, während es beispielsweise für eine Polystyrol-Dämmplatte keine vergleichbare Bewertung gab. Auskünfte der Hersteller waren oft „schwammig“ und ließen nicht erkennen, was in den genannten Werten zum Primärenergieeinsatz überhaupt erfasst war. Dadurch war die Bewertung des Lebenszyklusverhaltens von Baustoffen zu Beginn des Projekts schwierig.
Mittlerweile ist für viele Produkte eine Umwelt-Produktdeklaration (EPD) verfügbar. Sie macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz bei der Herstellung von Baustoffen einschließlich Materialtransport, Wiederverwertung und Entsorgung. Neben bautechnischen Daten enthält sie auch Angaben zur Verfüg-barkeit der Rohstoffe und Möglichkeiten der Nachnutzung. Dadurch wurde ein objektiver Vergleich aus ökologischer Sicht im Laufe des Projektzeitraums relativ problemlos möglich.
Die grundsätzlichen Funktionen wie geregelte Belüftung und Beheizung laufen weitgehend zufriedenstel-lend. Der gemessene Heizwärmeverbrauch liegt mit 24,7 kWh/(m²a) etwas oberhalb der Anforderung des Passivhaus-Standards (15 kWh/(m²a)). Dieser Mehrverbrauch wurde plausibel begründet insbesondere durch eine gegenüber der Planung erhöhte Raumtemperatur (Transmissionswärmeverlust) und ein vor allem im EG häufiges Öffnen der Fenster der Bewohnerzimmer (Lüftungswärmeverlust).
Die durch das Monitoring ermöglichte genauere Analyse zeigte eine Reihe von ungünstigen Aspekten in der Anlagenregelung: insbes. Fehlabgleich zwischen zentraler Zu- und Abluftmenge, unzureichende Nachtabsenkung der Raumtemperaturen der Bewohnerzimmer, zeitweise Ausfall der Einzelraumregelung im 2.OG, geringfügig verschlechterter Wert der Wärmerückgewinnung einer der Lüftungsanlagen, teilweise Nicht-Aktivieren der Nachtauskühlung trotz Bedarfs und Potenzial.
Die Zufriedenheit der Bewohner ist nur mäßig. Die Hausmeister bescheinigen dem Gebäude dagegen ein weitgehend positives Urteil.
Obwohl einiges unternommen wurde, um den Bewohnern das Gebäude und die Bedienung zu erklären, bestehen weiterhin einige Missverständnisse. Insbesondere können die Nutzer im 2.OG wegen unzu-reichender Kenntnis/Einweisung die Einzelraumregelung häufig nicht zielführend bedienen.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zur Inbetriebnahme des Gebäudes im Herbst 2010 fand ein Informationsabend mit Internatsschülern und Lehrern/Betreuern statt, bei dem die Besonderheiten eines Passivhauses und der Umgang mit den – in den einzelnen Etagen unterschiedlichen – Heizungs- und Lüftungsmöglichkeiten durch das Architektur-und TGA-Planungsbüro Grobe erläutert und Fragen beantwortet wurden.
Das Gebäude wurde der Öffentlichkeit bei verschiedenen Führungen und Vorträgen vorgestellt, u.a. Teil-nahme am Tag der Architektur 2011, Vortrag „Sportinternat: Nachhaltigkeitskriterien und Untersuchung unterschiedlicher Heizwärmezuführungen“ und Exkursionen zum Objekt im Rahmen der Passivhausta-gung 2012. Zudem wurde das Projekt in Broschüren und im Internet veröffentlicht: Broschüre „LOTTO-Sportinternat als Passivhaus – Nachhaltigkeit beim Sportinternatsbau“, gefördert vom Deutschen Olym-pischen Sportbund, Projektpräsentation auf www.passivhaus.de (Architektur- und TGA-Planungsbüro Carsten Grobe), www.passivhaus-plattform.de (proKlima Hannover), www.passivhausprojekte.de (Pas-sivhaus Dienstleistung Darmstadt).



Fazit

Zugunsten der Nutzerakzeptanz und des Energieverbrauchs sollten die Bewohner noch zielgerichteter mit den Gebäudefunktionen, speziell mit der Einzelraumregelung, vertraut gemacht werden. Energie kann auch durch weitere Optimierung der Gebäuderegelung eingespart werden. Die entwickelten Vorschläge sollten in einen konkreten Maßnahmenkatalog überführt werden. Dieser sollte umgesetzt und in der Wirkung durch ein fortgeführtes Monitoring überprüft werden.
Einige konkrete Fragestellungen konnten messtechnisch nicht vollständig beantwortet werden (z.B. Luft-qualität, Ablufttemperatur oder regelbarer Volumenstrom im Bereich der Bewohnerzimmer). Hierzu wären noch mehr Messpunkte oder sogar aufwändigere Anlagentechnik notwendig geworden.
Die durchgeführten und prinzipiell für viele Gebäude sinnvollen Analysen waren mit erheblichem Aufwand verbunden. Dieser Aufwand sollte in zukünftigen Bauprojekten durch nutzerfreundlichere Funktionen in-nerhalb der Gebäudeleittechnik reduziert und möglichst auch normativ festgelegt werden.

Übersicht

Fördersumme

155.929,00 €

Förderzeitraum

23.05.2010 - 15.04.2014

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung