Projekt 27788/01

Integrale Planungsphase zur energetischen Sanierung der ehem. Alten Post Kücknitz zu einem Gemeindezentrum der Kirchengemeinde Kücknitz

Projektträger

Ev.-luth. Kirchengemeinde Kücknitz
Dummersdorfer Str. 2a
23569 Lübeck
Telefon: 04 51/30 12 82

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das im Ortskern des Lübecker Stadtteils Kücknitz in Sichtbeziehung zur Kirche St. Johannes stehende Postgebäude wird von der Deutschen Post aufgegeben. Die Kirchengemeinde Kücknitz hat das Gebäude, das bis Mitte 2011 noch teilweise von der Post genutzt wird, erworben, um es zu einem Haus der offenen Tür mit vielfältigen Angeboten umzubauen.
Gleichzeitig soll hier ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen entstehen: Das 44 Jahre alte Gebäude soll mit geringen Eingriffen in die Bausubstanz umgebaut werden, die Gebäudehülle und die Gebäudetechnik sollen aber für eine langfristige Nutzung optimiert werden. Folgende Klimaziele sind gesetzt:
1. Verringerung des CO2 - Ausstoßes um mehr als 83% gegenüber dem Bestand
2. Ein Jahresprimärenergiebedarf von mehr als 69% unter den Anforderungen der EnEV 2009 Neubau

Das Erreichen dieser Ziele soll ganzheitlich und systematisch mit Variantenvergleich dargestellt werden, um daraus Rückschlüsse für die Sanierung ähnlicher Bauten ziehen zu können.
Die Ergebnisse sollen Beispiel gebend (z. B. in der Klimaschutzkampagne der nordelbischen Kirche und in der Fachhochschule Lübeck) veröffentlicht und verbreitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Vertretern der Kirche, Architekten, Ingenieuren und Professoren der Fachhochschule Lübeck gebildet, die die Beiträge der einzelnen Planer in regelmäßigen Teamsitzungen veranlasst, analysiert, diskutiert, bewertet und dokumentiert hat:
Bestandsaufnahme und -analyse, Beteiligung aller künftigen Nutzergruppen, vergleichende Begutachtung verschiedener Dämmstandards, Bauteile und Energieträger mit DIN 18599 - Berechnungen (mit den Programmen Rowa-Soft und LEGEP), Wärmebrückendarstellungen (Therm 5.2), Kostenberechnungen (Sirados/LEGEP und auf Basis eigener Ausschreibungsergebnisse), Wirtschaftlichkeitsberechnungen (Barwertmethode), Lebenszykluskostenanalysen (LEGEP), Öffentlichkeitsarbeit in der Gemeinde, im Stadtteil und in der Presse.


Ergebnisse und Diskussion

Alle untersuchten Themenbereiche sind in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit, d. h. den langfristigen ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Wert hin untersucht worden.
Dabei ist für die Investitionskosten ein enger Rahmen gesetzt. Deshalb sind alle Themen und möglichen Maßnahmen mit der Zielsetzung untersucht worden, ein finanzierbares Modell zur Realisierung vorzuschlagen. Dabei waren die vergleichenden Lebenszykluskostenberechnungen mit dem Softwareprogramm LEGEP von entscheidender Bedeutung. Für die Bewertung der einzelnen Maßnahmen wurde in Anlehnung an die BNB-Kriterien ein Punktesystem für eine Entscheidungsmatrix entwickelt.

Zunächst wurden drei Dämmstandards als Grundlage der Begutachtung festgelegt:
1. Erfüllung der gesetzlichen Mindeststandards nach EnEV 2009
2. eine Dämmung in Anlehnung an die Effizienzhaus 55 - Programme
3. ein sehr hoher Dämmstandard in Anlehnung an Passivhaus-Vorgaben

Anschließend wurden für jedes Bauteil die in Frage kommenden Alternativen untersucht, bewertet und ausgewählt. Auch die Auswahl des Energieträgers wurde intensiv im Vergleich untersucht: Gas-Brennwerttherme, Holzpelletheizung (mit und ohne Stirling-Motor), Fernwärme mit Holzblockheizkraftwerk, Geothermie mit Flachkollektoren und Tiefenbohrung, Solarthermie und Photovoltaik.
Eine Kühlung benötigt das Gebäude aufgrund eingeplanter Sonnenschutzmassnahmen nicht. Eine Lüf-tungsanlage mit Wärmerückgewinnung soll ausgeführt werden, um eine gute Luftqualität für konzentrier-tes Arbeiten und Lernen zu sichern.

Die vorgeschlagenen Sanierungsmodelle (2.5) und 3.5 übertreffen die vorgegebenen Klimaziele:

1. eine Verringerung des CO2-Ausstosses um ca. (84,9 %) 85,5 % gegenüber dem Bestand
2. eine Verringerung des Primärenergieverbrauchs um ca. (89,7 %) 90,0 % gegenüber dem Bestand (= ca. (79,8 %) 80,3 % unter den Anforderungen der EnEV 2009 Neubau)

Da das Sanierungsmodell 2.5 ca. 92.000,00 Euro kostengünstiger ist als die Passivhausversion 3.5, schlägt die Arbeitsgruppe nach Rücksprache mit Kirchenvorstand und Kirchenkreis das Sanierungsmodell 2.5 zur Realisierung vor, wenn die notwendigen Fördermittel eingeworben werden können.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde in der lokalen Presse, im Gemeindebrief und in Veröffentlichungen der nordelbischen Kirche vorgestellt. Schwerpunkte der Angebote im neuen Gemeindehaus sind das EineWeltCafe und die Familien-, Kinder- und Jugendarbeit, hier soll das Sanierungsvorhaben Beispiel gebend wirken.
Durch die Einbeziehung von zwei Professoren der Fachhochschule Lübeck ist gewährleistet, dass die Planungsmethodik und die Ergebnisse auch in die Lehre einfließen. Das geplante Monitoring während der Bauausführung und der Nutzungsphase soll in die Ausbildung der Architektur- und Bauingenieurstudenten eingebunden werden. Durch das duale Studium im Lübecker Modell sind auch die teilnehmenden Ausbildungsbetriebe des Bauhandwerks in das Projekt eingebunden.
Am 29. September 2010 stand die Sanierung der Alten Post im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung der Klimaschutzkampagne der nordelbischen Kirche in der St.-Johannes Kirche in Kücknitz.


Fazit

Die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten hat qualitativ hochwertige Ergebnisse gebracht, die in der Bau- und Nutzungsphase überprüft werden müssen. Nicht alle langfristig sinnvollen Maßnahmen kann die Gemeinde aus ihren Eigenmitteln finanzieren. Deshalb muss und kann der vorliegende Abschlussbericht dazu beitragen, von Stiftungen und/oder der nordelbischen Kirche Investitionszuschüsse zu beantragen.

Die Einarbeitung in das Softwareprogramm LEGEP war extrem aufwendig. Obwohl aufgrund der Komplexität des Umbauvorhabens nicht alle hier vorhandenen und geplanten Bauteile in LEGEP programmiert sind, hat das Programm wesentlich zur Entscheidungsfindung beitragen können und soll künftig für weitere Projekte der Architekten genutzt werden.

Übersicht

Fördersumme

36.587,00 €

Förderzeitraum

06.04.2010 - 06.08.2010

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik