Projekt 26865/01

Analyse und Konzeptentwicklung zur energetischen und ökologischen Modernisierung und Erweiterung der Dorfgemeinschaft Münzinghof

Projektträger

Die Lebensgemeinschaft e. V. Münzinghof
Münzinghof 9
91235 Velden
Telefon: 09152/9297-292

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Dorfgemeinschaft ist eine soziale Einrichtung mit anthroposophischen Grundsätzen mit derzeit ca. 120 Einwohnern, die mittelfristig auf ca. 180 Menschen erweitert werden soll. Da das Dorf Werkstätten, Landwirtschaft und Gartenbau als Demeter-Betriebe betreibt, bildet es eine kleine kommunale Einheit mit weitgehender Selbstversorgung.
Es sollte ein Grundlagenprojekt zur Erkundung des Bestandes und dessen Bewertung entstehen, welches zum Ziel die Werterhaltung und die Zukunftsfähigkeit des gesamten Dorfes hat. Dabei sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass der Bestand verbessert und optimierte Baulösungen für Neubauten und Sanierungen gefunden werden. Des Weiteren soll ein ganzheitliches Energie- und Gebäudemanagement mit dem Ziel entstehen, mit dauerhaft geringsten Nachfolgekosten den bestmöglichen Bestandserhalt mit besten ökologischen Rahmenbedingungen ganzheitlich zu planen und praxisnah umzusetzen. Der Primär-Energieverbrauch und die CO2-Emmissionen sollen hierbei möglichst weit gesenkt werden. Ziel ist es, die derzeit fossilen Energieverbräuche weitgehend regenerativ zu ersetzen und den Stromverbrauch deutlich zu reduzieren.
Hierbei wurden Wohngebäude, Werkstätten (Bäckerei, Käserei, Gärtnerei, Metall- und Holzwerkstatt, Kerzenzieherei) als Gesamtsystem mit dem Ziel, Abwärmenutzung von Kühleinrichtungen, Rückgewinnungsmöglichkeiten von Abwärme, Einbindung von solarer Wärme im Gesamtsystem zu integrieren, betrachtet. Des Weiteren sieht das Konzept vor, dass Mikronetze bzw. angemessene Energieverbünde hergestellt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Gesamtprojekt wurde bzw. wird in 3 Stufen durchgeführt:
1. Bestandsaufnahme der Gebäude mit Energieberatung und Ermittlung der differenzierten Verbrauchsdaten Strom, Heizung, Trinkwasser; Erstellung von Datenblättern als Überblick zu jedem Gebäude mit Darstellung des Ist- und Soll-Zustandes sowie Energiesparmaßnahmen; Erfassung des Gebäudezustands mit Bauschadensaufnahme und Bewertung Barrierefreiheit und Brandschutz
2. Erstellung eines Umsetzungsprogramms als integratives Planungskonzept für die Gesamtbetrachtung des Münzinghofes mit Erarbeitung einer Prioritätenliste und damit verbundenen Amortisationszeiten bzw. Umsetzungsmöglichkeiten
3. Sukzessive Umsetzung des Sanierungs- und Erweiterungsprogramms in folgenden Bereichen:
o Energetische Sanierung im Bestand mit Optimierung der Haus- und Anlagentechnik
o Neubauten möglichst in Passivhaus ähnlicher Bauweise; dadurch lediglich Stromleitungsverbund, kein Nahwärmeanschluss notwendig, evtl. Strom aus BHKW, dessen Abwärme in den Bestandsgebäuden verbraucht wird
o Umweltbewusstsein der Bewohner und Mitarbeiter verbessern
o Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer an andere, ähnlich gelagerte Einrichtungen leisten


Ergebnisse und Diskussion

Ausgangspunkt für die Erstellung eines ganzheitlichen Konzeptes für den Münzinghof war eine umfassende Bestandsuntersuchung, bei der die Gebäudetechnik und die Bauteilaufbauten erfasst, U-Werte ermittelt und Energieberatungs-Berechnungen erstellt sowie Energie- und Wasserverbräuche analysiert wurden. Bei den Ortsbegehungen wurde außerdem der Gebäudezustand erfasst und verschiedentlich bauphysikalische Probleme festgestellt, mit der Folge von Schimmelbefall. Barrierefreiheit und Brand-schutz wurden auf Basis heutiger Anforderungen bzw. der aktuellen Gesetzeslage geprüft. Auf Grundlage dieser Bestandsanalyse wurden mögliche Energiesparmaßnahmen zusammengestellt und Prioritäten festgelegt. Außerdem wurden die Erweiterungsabsichten der Dorfgemeinschaft abgeklärt, vorhandene Energieverbünde bzw. Nahwärmenetze und die damit verbundenen Erfahrungen erkundet. Einrichtungs-spezifische Notwendigkeiten, wie z. B. Beschäftigungsmöglichkeiten für Mitbewohner und Betreute wie z. B. Hackschnitzelbeschaffung durch vergütete Grünpflege als Besonderheit der Synergie zwischen Be-schäftigung und Wirtschaftlichkeit wurden ebenso berücksichtigt wie die Alterszunahme der Bewohner und daraus resultierend, dass die Dorfgemeinschaft in Zukunft nicht nur behindertengerecht sondern auch altenpflegegerecht ausgestattet werden muss.
Das dargestellte Umsetzungsprogramm zur energetischen und ökologischen Modernisierung und Erweiterung der Dorfgemeinschaft Münzinghof zeigt sehr deutlich, wie wichtig eine integrale Planung ist. Es müssen die Möglichkeiten der CO2-Reduktion und der baulichen Verbesserungen erkannt und innerhalb eines Projektes konsequent umgesetzt werden. Eine Art energetischer Projektsteuerung ist hierbei hilfreich, die neben den baulichen Möglichkeiten die technischen Energieeinsparmöglichkeiten und Synergieeffekte zwischen verschiedenen Technikkomponenten erkennt und einplant. Des Weiteren sind die Energieaufwendungen und -ströme insgesamt zu betrachten. Alle Wärmeinhalte müssen möglichst recycelt werden und u. U. mehrfach verwendet werden.
Es wurden gleichermaßen die baukonstruktiven und die technischen Möglichkeiten auf ihre Nachhaltigkeit überprüft. Nach deren Vergleich und Diskussion im Planungsteam und mit der Dorfgemeinschaft wird entsprechend für die Zukunft geplant. Des Weiteren wurde darauf geachtet, bereits heute alle möglichen Energie- und CO2-Einsparmöglichkeiten umzusetzen und nicht aktuell gültigen Mindestvorschriften als Begründung für halbherzige Maßnahmen zu zitieren. Die drohende Klimakatastrophe verlangt maximale Energieeinsparungen, deren Wirtschaftlichkeit durchaus darstellbar ist. Dadurch werden für den nächsten Nutzungszyklus keine späteren Nachrüstungen nötig.
Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit ist, dass das Soziale, das Bauliche und die zukünftigen Unterhaltskosten eng aufeinander abgestimmt werden müssen, um eine zukunftsfähige Gesamteinrichtung mit möglichst hoher Gesamteffizienz im menschlichen und im wirtschaftlichen Bereich zu erreichen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits während der Erstellung des Umsetzungsprogramms wurden erste Zeitungsmeldungen veröffentlicht. Das Ergebnis der Bestandsanalyse und das sukzessiv weiterentwickelte Konzept wurde der Dorfgemeinschaft vorgestellt und mit ihr diskutiert, die Eltern sowie der Freundeskreis sind über die Planungsschritte und die Ziele unterrichtet. Der Abschlussbericht in Form einer Broschüre sowie eine zusammenfassende PowerPoint-Präsentation legen die umweltrelevanten Ziele sowie die Arbeitsmethodik offen und sollen somit auch anderen Entscheidungsträgern als Entscheidungs- und Arbeitshilfe dienen. Außerdem sollen die Ergebnisse auf einer Informationstafel präsentiert und auf der Homepage des Münzinghofes veröffentlicht werden.


Fazit

Die qualitativ hochwertigen Ergebnisse der Planung und die darstellbare Nachhaltigkeit sollten den Keim bilden, den gesamten Münzinghof mit dem Ziel der CO2-Neutralität zu überplanen. Die erhaltenen Kennwerte, die verifiziert werden müssen, können als Orientierungswert für weitere Niedrigstenergiesanierungen und -neuplanungen dienen.

Übersicht

Fördersumme

55.000,00 €

Förderzeitraum

26.01.2009 - 26.07.2010

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik