Projekt 26823/01

Nutzungskonflikte im besiedelten Bereich – Artenvielfalt, Biotopmanagement und naturpädagogische Bedeutung eines aufgelassenen Kalksteinbruches in Osnabrück

Projektträger

Freundeskreis Botanischer Garten der Universität Osnabrück e. V.
Albrechtstr. 29
49076 Osnabrück
Telefon: 0541/969-27 39

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Auf dem Westerberg in Osnabrück befinden sich zwei ehemalige Kalksteinbrüche. Der erste Steinbruch beheimatet seit Beginn der 1980er Jahre den Botanischen Garten der Universität Osnabrück, der andere ist im Wesentlichen ungeschützt sich selbst überlassen. Mit dem Vorhaben soll der Steinbruch gegen Vandalismus gesichert und durch einen Tunnel an den ersten Steinbruch angeschlossen werden. Das so geschützte Sekundärbiotop soll weiterentwickelt werden, um die vorhandene heimische Biodiversität sowohl in Forschung und Lehre als auch in verschiedene Umweltbildungsmaßnahmen einzubinden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Vorhaben gliedert sich in drei Phasen und eine die Phasen überlappende Pflegemaßnahme.
Phase 1 bezeichnet die Baumaßnahme zur fußläufigen Anbindung des Steinbruchs an den Botanischen Garten und dessen innerer Erschließung. Zur Erstellung der Zuwegung und zur inneren Erschließung ist ein Bodenaushub von ca. 12.500 m3 notwendig. Die seitliche Befestigung erfolgt durch Gabionenwände (insgesamt ca. 1.800 m3). Am Edinghäuser Weg ist die Erstellung eines Röhrenbauwerks (Tunnel) notwendig. Der bisherige Eingang wird mit einem Tor verschlossen.
Phase 2 betrifft die Entwicklung und Erprobung von Bildungsveranstaltungen im Rahmen eines Umweltkommunikationskonzeptes. Aufbauend auf dem bisherigen Ausbildungsprogramm für die MitarbeiterInnen der Grünen Schule des Botanischen Gartens sollen zielgruppenspezifische umweltpädagogische Angebote (Erwachsene, Kinder, Schulen) entwickelt werden. Ein Schwerpunkt liegt neben der Vermittlung von Themen, die der neue Steinbruch bietet (Kalkstein, Steinbruch als Lebensraum, Anpassung von Pflanzen an Umweltbedingungen) auf dem Zusammenspiel von klassischem Botanischen Garten und naturnahem Erlebnisraum. Phase 3 umfasst die Evaluierung der Veranstaltungen nach der Übernahme in das Programm der Grünen Schule des Botanischen Gartens. Hier liegt ein Augenmerk auf der unterschiedlichen Wahrnehmung von Biodiversität in den beiden nun verbundenen Steinbrüchen. Parallel zu den drei Phasen findet die Umsetzung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes für die gesetzlichen geschützten Lebensräume statt; hierbei sollen auch Schülergruppen eingesetzt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Die Baumaßnahmen zur fußläufigen Anbindung des Steinbruchs an das Territorium des Botanischen Gartens (Phase 1) konnten ohne größere Schwierigkeiten durchgeführt werden. Lediglich in den Wintermonaten 2009/2010 kam es zu leichteren Verzögerungen wegen Schneefalls. In finanzieller Hinsicht konnten die Kosten der Baumaßnahme unter dem Förderansatz bleiben. Mit dem neuen Zugang in Form eines Tunnels erhält der Steinbruch eine geordnete Zuwegung, die überwacht und abgeschlossen werden kann. Der ursprüngliche Zugang über die Blumenthalstraße wurde gleichzeitig mittels eines Tores verschlossen. Damit wird Vandalismus vorgebeugt und die Wahrnehmung der Aufgabe Naturschutz verbessert.
Unter dem Obermotto Heimische Biodiversität stadtnah entwickelte die Grüne Schule des Botanischen Gartens zielgruppenorientierte Angebote für den zweiten Steinbruch und führte diese auch erfolgreich durch (Phase 2). Für die Zielgruppe Erwachsene wurde ein didaktisches Konzept für Führungen durch diesen Steinbruch ausgearbeitet. Anknüpfend an die möglichen Interessen dieser Gruppe (Historie und zukünftige Entwicklung, Pflanzen- und Tierschätze sowie der Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen) konnte eine etwa 1 ½ stündige Führung ausgearbeitet werden, die es fortan den Honorarkräften der Grünen Schule erlaubt, fachkundig über das neue Areal zu berichten. Die Eröffnung des Tunnels und die damit verbundenen kürzeren Wege wirkten sich positiv auf die Führungen und die Resonanz aus.
Für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche wurden im Rahmen von Ferienzeitaktivitäten wie z. B. die Ferienpassaktion der Stadt Osnabrück Angebote konzipiert, die neben der Vermittlung von umweltrelevanten Inhalten auch den Spaß nicht zu kurz kommen lassen. Außer dem obligatorischen Theorieteil wurden für die Kinder unterschiedliche praktische Wahrnehmungs- und Erfahrungselemente integriert (z. B. Anfertigen eines Steinmosaikbildes). Im Bereich der Zielgruppe Schulen wird neben der Vermittlung des Steinbruchs als innerstädtisches Sekundärbiotop aus verschiedenen Perspektiven (historisch, geologisch, ökologisch, botanisch) Wert auf praktische Aktivitäten der Schüler zum Erhalt gelegt. Vor allem dieser Teil fand bei den Betroffenen Anklang. Die ausgearbeiteten und durchgeführten Programme erfuhren durch Befragung der Zielgruppen, sowie durch das Arbeiten mit Studentengruppen eine Rückkopplung, sodass die Auswertungen sogleich wieder in die Verbesserung der Programme fließen konnten. Durch zwei wissenschaftliche Begleitarbeiten wurden die Herausforderungen des naturnahen Steinbruchs im Vergleich zum herkömmlichen Botanischen Garten reflektiert und für die zielgruppengerechte Arbeit fruchtbar gemacht (Phase 3).
Die phasenübergreifend durchgeführten Maßnahmen der Biotoppflege und des Biotopmanagements verbesserten die Lebensbedingungen für wildlebende Pflanzen und Tiere im Projektgebiet nachhaltig. Die Durchführung erfolgte in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Osnabrück. Die Entwicklungsziele wie z. B. Erhalt und Entwicklung eines artenreichen Kalkmagerrasens, Bekämpfung der invasiven Arten, Bekämpfung des Gehölzjungwuchses wurden erreicht und werden kontinuierlich fortgesetzt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der Bauphase verdeutlichten sowohl Bauschilder vor Ort als auch eine Darstellung des Projekts auf der Homepage des Kooperationspartners den Verlauf. Der Fortschritt des Geschehens war zudem regelmäßig Gegenstand der medialen Berichterstattung. Am Eingang des Tunnels werden Informationen über die Beteiligten des Projekts, im Tunnel Informationen über Umweltschwerpunkte des Steinbruchs zur Verfügung gestellt. Die vorhandenen Flyer wurden überarbeitet bzw. es wurden neue Flyer zum Steinbruch erstellt, die im Rahmen der Führungen verwendet werden können. Die Homepage des Bewilligungsempfängers berichtet unter dem Punkt Projekte über die Anbindung Nachbar-Steinbruch und den Aktionstag Steinbruch mit Nennung der Förderer. Die offizielle Eröffnung bzw. Öffnung für alle Besucher des Botanischen Gartens fand unter Begleitung der örtlichen Presse statt.


Fazit

Die dem Vorhaben zugrunde liegenden Zielsetzungen sind allesamt erfüllt worden. Mit der Tunnelanbindung des zweiten Steinbruchs an den Botanischen Garten wurde der Vandalismus gestoppt und die Grundlagen für einen, den umweltrechtlichen Regelungen entsprechenden Biotopschutz gelegt. Mit dem nun erweiterten Angebot der Grünen Schule am Botanischen Garten ist es möglich, den Gedanken der Biodiversität auch im Bereich der in Osnabrück heimischen Pflanzenwelt praxisnah zu vermitteln.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

04.12.2008 - 30.11.2011

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation