Projekt 26646/01

Energetische Gebäudesanierung in Kasachstan am Beispiel des Gebäudes der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty

Projektträger

Deutsch Kasachische Universität
KAZ-050 00 Almaty
Telefon: 007-727 2 93 97 86

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Kasachstan verzeichnete in den Jahren ab 2000 ein stetiges Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 10 % pro Jahr. Der Anteil der Bauwirtschaft an dem Bruttoinlandsprodukt betrug zwischen 6 und 8 % mit jährlichen branchenbezogenen Zuwachsraten von durchschnittlich 30 %. Nach der erwarteten Erholung von der Wirtschaftskrise wird der Bauwirtschaft auch danach eine wesentliche Rolle bei der weiteren Entwicklung des Landes zugerechnet.
Almaty ist die größte Stadt Kasachstans. Die baulichen Veränderungen verzeichneten hier in den letzten Jahren neben der Hauptstadt Astana die größte Dynamik. Allerdings erfolgten die diesbezüglichen Investitionen fast ausschließlich in Neubauten, die Altbausanierung fand bislang de facto nicht statt. Somit existiert hierzu ein äußerst beachtliches Sanierungspotenzial, das es auch speziell unter energetischen Gesichtspunkten zu erschließen gilt. Gerade für eine Stadt wie Almaty, die zu den schmutzigsten Städten der Welt bzgl. der Luftbelastung zählt, sind bei der Initiierung der energetisch orientierten Stadtentwicklung nicht nur positive Effekte für das Stadtklima, sondern durch eingespartes CO2 auch für das Weltklima zu erwarten. Dieser Zielstellung widmet sich das Projekt, durch beispielhafte Modellrechnungen das Energieeffizienz- und -einsparpotenzial der Altgebäudesanierung in Almaty aufzuzeigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm bei der Projektrealisierung nicht nur akademisch theoretisch zu bleiben, sondern möglichst konkret und praxisnah, wurde das Gebäude der DKU als Referenzgebäude ausgewählt. Durch modellhafte Berechnungen sollte der Energiebedarf und die Gesamtenergieeffizienz nach den Vorgaben der EnEV ermittelt werden, um im Ergebnis den ersten Energieausweis für ein Nichtwohngebäude gemäß §§ 16 ff. EnEV erstellen zu können. Auf dieser Grundlage sollte ein Vorschlag für die energetisch orientierte Sanierung des Gebäudes entstehen, der seine Innovation nicht nur durch die technische, organisatorische und logistische Erstmaligkeit für Zentralasien, sondern auch durch die Multiplikatorwirkung durch die hohe Repräsentativität für den gesamten Altbaubestand Almatys erhielt. Um konkrete Umsetzungsvorschläge zu ermöglichen, war darüber hinaus eine Analyse des kasachischen Baugenehmigungsrechtes, der Gesetzeslage zur Förderung erneuerbarer Energien in Kasachstan und eine möglichst repräsentative Modellierung des gesamten Bestandes nach Gebäudetypen erforderlich. Ziel war somit nicht nur eine Aussage über das Energieeffizienzpotenzial in Almatys Bestandsgebäuden insgesamt, sondern auch eine Bausanierungsplanung für das Gebäude der DKU, letzteres incl. eines konkreten Investitions- und Finanzierungskonzeptes.


Ergebnisse und Diskussion

Am 04.09.2008 wurde der erste Energieausweis gemäß den §§ 16 ff. EnEV für ein bestehendes Nichtwohngebäude in Zentralasien an die DKU überreicht. Im Rahmen einer SWOT-Analyse konnte darüber hinaus eine große Zahl repräsentativ tätiger Unternehmen für eine aktive Mitarbeit in dem Projekt gewonnen werden. Die Analyse des kasachischen Baugenehmigungsrechtes wurde abgeschlossen. Danach ist zumindest theoretisch das Energieeffizienzpotenzial nicht nur technisch gegeben, sondern auch bzgl. der formalen Umsetzung. Da Almaty eine Stadt mit einer hohen Erdbebengefährdung ist, sind bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien im Bestandsgebäude besondere statische Anforderungen zu beachten. Die Analyse der kasachischen Gesetzgebung hinsichtlich der Förderung diesbezüglicher Aktivitäten erbrachte einen hohen Handlungsbedarf, der im Rahmen des Projektes durch einen Verbesserungs- und Vorschlagskatalog konkretisiert wurde. Im Rahmen von statistischen Auswertungen und Vorort-Recherchen durch studentische Teams wurde der Gebäudebestand Almatys kategorisiert. Im Anschluss erfolgte eine konkrete Erfassung von insgesamt 6 Gebäuden, die den zu 60 % in Almaty vorhandenen Gebäuden mit Stahlbeton-Skelettbau (20 %) und Stahlbeton-Fertigteilbau (40 %) entsprechen. Damit erhalten die darauf aufbauenden Simulationen zur Ableitung des energetischen Sanierungspotenzials eine hohe Modellwirkung.
Das Projekt hat mittlerweile eine sehr hohe politische Beachtung in Deutschland und Kasachstan gefunden. Aktuell arbeitet eine deutsch-kasachische interministerielle Arbeitsgruppe an der konkreten Umsetzung des DKU-Gebäudeumbauprojektes. Die Gruppe setzt sich zusammen aus Vertretern des Auswärtigen Amtes, BMU, der GTZ, DAAD, der DKU und der kasachischen Ministerien für Bildung sowie für Finanzen. Es geht bei den Gesprächen einerseits um die endgültige Absicherung der Finanzierung für den gesamten Umbau, aber andererseits auch um den zugesicherten Bestandschutz für die von Deutschland getätigten Investitionen durch die kasachische Seite als Eigentümer des Gebäudes. Diese grundsätzlich erfreuliche Entwicklung hat jedoch zur Folge, dass die Projektplanung und auch die perspektivische Realisierung mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich geplant war. Es ist daher aktuell unrealistisch, davon ausgehen zu wollen, dass es noch in diesem Jahr zu bestätigten Bauplänen durch vorliegende Genehmigungen, geschweige denn zu der Eröffnung von gewerkebezogenen Ausschreibungen kommen wird. Aktuell wird im Rahmen eines vom Auswärtigen Amtes finanzierten Skizzenprojektes die Umbaurealisierung bis einschließlich zur HOAI-Stufe 5 finanziert. Die Finanzierung der energetischen Sanierung des DKU-Gebäudes insgesamt ist von deutscher Seite durch das BMU und das AA vorgesehen, hinzu kommen Eigenanteilfinanzierungen der deutschen Wirtschaft, sofern diese Unternehmen nach der öffentlichen Ausschreibung auch den Zuschlag erhalten. Während die Verantwortung von deutscher Seite zeitlich noch planbar wäre, ist der Entscheidungsfindungsprozess in den kasachischen Ministerien momentan zeitlich nicht definierbar. Es hört sich u. U. eigenartig an, aber es ist tatsächlich alles möglich; es kann mit der Entscheidung ganz schnell gehen, es kann aber auch noch sehr lange dauern und es kann sogar noch zu einer Ablehnung kommen, wobei letztere Variante von Seiten der deutschen Verantwortungsträger als sehr unwahrscheinlich eingestuft wird. Gleichwohl ist eine solche Unsicherheit im Rahmen einer zeitlichen Planung der einzelnen Arbeitspakete dieses Projektes nicht mehr kalkulierbar.
In Abstimmung mit den Verantwortlichen der DBU wurde das Projekt somit nach 8 von insgesamt 10 vorgesehenen Bearbeitungsstufen erfolgreich abgeschlossen. Die umfassenden Ergebnisse sind dem Projektbericht und den einzelnen Anlagen zu entnehmen. Die im Antrag vorgesehenen Projektstufen 9 Ausarbeitung der Ausschreibungen, differenziert nach unterschiedlichen Gewerken und 10 Erarbeitung des konkreten Umsetzungsvorschlages wurden aus den genannten Gründen nicht mehr realisiert, gekoppelt mit den diesbezüglichen Konsequenzen für Mittelabfluss und Mittelverwendung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektentwicklung wurde auf zwei projektbegleitenden Workshops der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Bei Realisierung des DKU-Umbauprojektes wird das Vorhaben als so genanntes Leuchtturmprojekt der Bundesrepublik Deutschland in Zentralasien von den genannten Ministerien politisch international verankert. Der Projektbericht wird auf Anfrage kostenlos als download zur Verfügung gestellt.


Fazit

Erstmalig wurde in einem Land wie Kasachstan, das reich an fossilen Rohstoffen ist, das Thema der Energieeffizienz durch Sanierungen im Altbaubestand sensibilisiert. Das große Interesse der deutschen Wirtschaft an der Realisierung, dieses Vorhaben auch als Schaufenster deutscher Umwelt- und Energietechnik umzusetzen, unterstreicht neben der ökologischen auch die ökonomische Relevanz. Darüber hinaus wurden durch die eingesetzten Methoden zur Simulation der CO2-Effekte am Beispiel repräsentativer Gebäudebestandstypen auch wissenschaftlich neue Wege zur Bearbeitung vergleichbarer Fragestellungen in einem Land wie Kasachstan aufgezeigt. Die Integration des Themas in das Lehrprofil der DKU wird zusätzliche Multiplikatoreffekte durch die Ausbildung künftiger Führungs- und Nachwuchskräfte für Kasachstan und Zentralasien bewirken.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

10.07.2008 - 10.01.2010

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik